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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Rautenmuster, das sie von Korchows Visitenkarte kannte.
    Er saß im hinteren Teil des Ladens an einem kleinen Schreibtisch, in einem geschnitzten Hartfaserstuhl, der entweder ein astronomisch teures Fundstück aus einem Generationenraumschiff oder eine äußerst professionelle Fälschung war. Ein Regenmantel aus Zuchttankseide und eine stilvolle Gasmaske lagen einige Schritte weiter ordentlich auf einem Tisch, so als sei Korchow gerade erst gekommen oder wollte gleich wieder gehen.
    »Major«, sagte er. »Welch eine Überraschung. Ich hoffe, Sie hatten nicht zu große Mühe, mich zu finden.«
    »Doch, hatte ich. Eine ziemlich unzeitgemäße Umgebung für einen Geschäftsmann. Macht sich bestimmt bei den Gewinnen bemerkbar.«
    Korchow lächelte. »Ich habe einen gewissen Ruf unter scharfsichtigen Sammlern. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen Tee vielleicht?«
    Er fummelte sich durch einen Türvorhang ins Hinterzimmer des Geschäfts, und Li hörte Glas auf Porzellan klirren und fließendes Wasser. Er kam mit zwei abgedeckten Teetassen, einer verzierten, glasierten Eisenkanne und einem schmalen schwarzen Kästchen zurück, das er vorsichtig zwischen ihnen auf den Tisch stellte.

    Er servierte den Tee, der ausgezeichnet war. Dann reichte er ihr das Kästchen. »Ich dachte mir, Sie würden das hier gern sehen«, sagte er. »Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, schien es sie sehr zu beunruhigen.«
    Sie drehte das Gerät um, wog es in der Hand und versuchte vergeblich, es zu scannen.
    »Zweiter Knopf von links«, sagte Korchow.
    Sie drückte den Knopf. Das Kästchen piepste diskret. Ein biolumineszentes Displayfenster begann Tausendstelsekunden zu zählen. Lis Sicherheitsprogramm ließ ein gelbes Warnsignal auf ihrer Netzhaut aufblitzen, das gleich wieder verschwand, als ihre Implantate versagten.
    Korchow beugte sich über den Schreibtisch und nahm das Kästchen zurück. »Es gibt Dinge, die man besser für sich behält«, sagte er.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Li.
    »Nichts Kompliziertes. Nur ein Geschäft abschließen. Zu unser beider Nutzen.« Er machte eine Pause und fummelte an den Bedienungselementen des Störgeräts herum.
    »Es funktioniert sehr gut«, schnauzte Li. »Und es bereitet mir Kopfschmerzen. Also sagen Sie mir, was Sie wollen, damit ich’s hinter mir habe.«
    »Ich vertrete Parteien, die, um es so auszudrücken, an den jüngsten Vorfällen im Anakonda-Bergwerk interessiert sind. Besonders an Aspekten der Explosion, die Ihr, äh, Büro offensichtlich zurzeit untersucht.«
    »Sie wollen Informationen über Sharifi«, sagte Li.
    »Unter anderem.« Korchow lächelte. »Ich verstehe, wie schwierig das für Sie ist, Major. Sie würden lieber über Feindesland abspringen als sich beim Tee mit einem Syndikatsspion unterhalten. Ich verstehe das besser, als Sie sich vorstellen können. Aber wir können nicht immer unseren persönlichen Vorlieben folgen. Das ist der Preis, den man zahlen muss, wenn man einer höheren Sache verpflichtet
ist.« Aus seiner Tasse stieg Dampf auf und hüllte sein schmales, intelligentes Gesicht ein. »Wir haben uns schon einmal gesehen«, sagte er. »Erinnern Sie sich? Oder hat man Ihnen diese Erinnerung genommen?«
    »Ich weiß nicht, worüber Sie reden.«
    »Ich war mit der Zweiunddreißigsten auf Gilead. Ich habe auf Cales Hügel gekämpft.«
    Li sah ihn mit starrem Gesicht an. Sie hatte diesen Angriff kommandiert.
    »Ich nehme an, Sie erinnern sich nicht an mich. Die Dateien der Friedenstruppen sind so … so unzuverlässig. Aber ich erinnere mich an Sie. Ich erinnere mich mit vollkommener Klarheit.« Er öffnete die oberen beiden Knöpfe seines Hemds und schob den Stoff zur Seite, um Li ein Stück wulstiges Narbengewebe an seinem Halsansatz zu zeigen. »Ich saß in der Sonne. Die erste Wärme nach einer kalten Nacht. Ich habe eine Tasse Tee getrunken, ausgerechnet. «
    Das Bild eines dünnen, stoppelbärtigen Soldaten schoss Li durch den Kopf. Eine Lache dunklen Tees und noch dunkleres Blut, das über platt getrampelte Erde rann.
    Sie betrachtete die Wunde. Der Schütze hatte etwas zu hoch und zu weit links gezielt und das Rückgrat um Haaresbreite verfehlt. »Ich erinnere mich«, sagte sie schließlich. »Es gab einen Seitenwind. Ich habe zu stark kompensiert. «
    Korchow knöpfte sein Hemd zu. »Wissen Sie noch, was danach passiert ist? Oder haben Ihre Psychotechniker das gelöscht?«
    Li sah Korchow mit pochendem Herzen an.
    »Ich war noch bei Bewusstsein, als

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