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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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kann, da kann ich einsteigen.«
    »Nur wenn jemand von innen die Ventile öffnet.«
    »Korchow sagte, dass er einen Verbindungsmann auf der Station hat.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Cohen und überflog noch einmal die Pläne. »Das ausströmende CO 2 wird benutzt, um die Turbinen anzutreiben, die diesen ganzen Abschnitt der Solaranlagen steuern. Und selbst wenn du an den Turbinen vorbeikommst, musst du immer noch im Hochvakuum durch einen zwanzig Meter langen Schacht kriechen. Und der Durchmesser ist so klein, dass du keine Ausrüstung mitnehmen kannst.« Er tippte nachdrücklich auf das Zahlenkästchen, das die Abmessungen der Röhre enthielt. »Auf diesem Wege kommst du nicht rein.«
    »Ich könnte meinen Kram draußen verstauen und nur in einem Druckanzug durch die Röhre klettern.«
    »Zu riskant. Wir reden hier von einer aktiven Belüftungsöffnung im Hochvakuum. Wenn etwas schiefgeht – und sei es nur, dass du etwas aufgehalten wirst, bist du tot.«
    Li lächelte. »Und du hättest niemanden mehr, mit dem du Austern essen kannst.«
    Der Blick, den Cohen ihr zuwarf, hätte nicht offenherziger sein können. Für Sekundenbruchteile sah sie Angst, Schuld, Zorn in diesem Gesicht. Dann schaute sie weg; was immer sonst noch da war, sie konnte sich nicht damit befassen. Im Moment jedenfalls nicht. Sie schob ihr Bier von sich weg. Es hinterließ einen Ring von Feuchtigkeit auf dem Tisch, aber dieses eine Mal schien Cohen keinen Gedanken daran zu verschwenden, welchen Schaden ihre schlechten Angewohnheiten seinem Mobiliar zufügten.

    »Was ist, wenn ich’s nicht machen will?«, fragte Cohen.
    »Dann suchen wir uns eine andere KI«, sagte sie und verdrängte den Gedanken, dass diese Möglichkeit vielleicht nicht infrage kam.
    »Du wärst verrückt, wenn du es ohne mich versuchen würdest.«
    »Es wäre schwieriger ohne dich«, gab Li zu, aber mehr wollte sie ihm nicht zugestehen.
    »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn man dich erwischt?«
    Li blickte in die dunkle Nacht hinter den hohen Fenstern hinaus. Wenn man sie erwischte, wäre es Verrat. Und seit dem Ausbruch der Syndikatskriege war Verrat ein Verbrechen, das von einem Erschießungskommando geahndet wurde. Vorausgesetzt, dass die Friedenstruppen gegen die Heldin von Gilead überhaupt eine Anklage wegen Verrats erheben würden. Ein schneller Kopfschuss und eine getürkte Nachricht über einen »bedauerlichen Unfall bei einer Übung« erschienen ihr wahrscheinlicher. Li würde selbst nicht anders handeln, wenn sie es mit einem solchen Verräter zu tun hätte.
    »Du könntest mir wenigstens sagen, warum«, sagte Cohen.
    »Was interessiert es dich? Du willst das Intraface. Und ich zeige dir, wie du es bekommen kannst.«
    »Zu einem solchen Preis will ich es nicht. Und ich bezweifle, dass du es mir aus reiner Gutmütigkeit beschaffen willst. In was hat dich Nguyen da reingezogen?«
    »Nguyen hat nichts damit zu tun.«
    »Also wirklich, Catherine.« Jemand, der Cohen weniger gut kannte, hätte nur das amüsierte Lächeln in seinem Gesicht gesehen, aber Li entging nicht der bissige Unterton in seiner Stimme. »Wenn du mich schon anlügst, dann beweise wenigstens so viel Respekt und belüge mich nicht über Dinge, die ich nachprüfen kann.«

    Li trat gegen ein Tischbein und freute sich, dass eine Delle zurückblieb. »Du bist der Letzte, der mir Lügen vorwerfen könnte. Oder sonst etwas.«
    »Ich glaube«, sagte Cohen, »dass wir uns noch einmal über Metz unterhalten sollen.« Eine dunkle Flamme loderte hinter Chiaras Augen, und die Worte klangen so einstudiert, als habe sich Cohen lang auf dieses Gespräch vorbereiten müssen.
    »Ich habe alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe«, erklärte Li.
    Chiara kniff die langwimprigen Augen zusammen. »Du hast die Sache zu den Akten gelegt, was?«
    Es war keine Frage. Und selbst wenn, so hätte Li keine Lust gehabt, sie zu beantworten. Nach einer kurzen Pause zuckte er die Achseln und versuchte eine andere Taktik.
    »Na gut. Die Aktion, die du planst. Sie ist zu gefährlich. Und du bist keine Verräterin. Also warum?«
    »Das Warum geht dich nichts an. Ich will einen Job erledigt haben, und ich zahle dafür. Ich bezahle mit etwas, von dem ich weiß, dass du es haben willst. Belassen wir’s dabei. Dann weiß ich wenigstens, worauf du aus bist. Und wann ich damit rechnen muss, dass du dich aus dem Staub machst und mich hängen lässt.«
    »Ich dachte, wir wollten uns über Metz unterhalten«, sagte

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