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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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durfte. Spezifikationen, die wir vor ihm verbergen mussten. Und dabei hat er die Sicherheit der Mission aufs Spiel gesetzt. Wir mussten sein Overlay abbrechen, um ihn aufzuhalten. «
    Li legte eine Hand an die Stirn und spürte, wie unter ihrer Haut das Fieber anstieg. »Sind Sie sicher?«, fragte sie.
    »Ganz sicher«, sagte Nguyen. »Ich habe die Verbindung selbst abgebrochen.«

Zona Angel, Bogenabschnitt 12: 25.10.48.
    M ist«, sagte Cohen. »Das verdammte Ding klemmt.« Er versuchte, eine lange, mattschwarze Büchse zu öffnen, die an beiden Enden mit Silberscheiben aus gestanztem Metall verschlossen war. Er mühte sich redlich damit ab und musste schließlich Chiaras makellose Showstar-Zähne benutzen, um den Deckel aufzustemmen.
    »Brich nicht ihre hübschen Zähne ab«, sagte Li, und Cohen lachte.
    »Wenn nötig, lasse ich ihr neue wachsen«, sagte er. »Wäre nicht das erste Mal, dass ich einen kleinen Kollateralschaden beseitigen müsste.«
    Sie saßen unter der hohen Decke seines Salons. Die Kerzenleuchter spiegelten sich als wellenförmige Lichtmuster in den Scheiben der Gartentüren. Chiara war so schön wie immer und hockte wie ein bunter Vogel auf dem Sofa; aber Li fand, dass ihr hübsches Gesicht heute etwas Verkniffenes hatte, eine Spur von Müdigkeit um die nussbraunen Augen. Sie hätte Cohen fast gefragt, ob er sich nicht wohlfühlte – bevor sie sich daran erinnerte, dass es nicht Cohen war, den sie hier anschaute; dass irgendein hübsches Mädchen,
ob es nun müde, traurig oder krank war, nichts mit dem rätselhaften Wesen zu tun hatte, das ihr am Tisch gegenübersaß.
    Er öffnete schließlich mit einem zufriedenen Grinsen die Büchse und schüttelte eine lange, glänzende Rolle E-Papier heraus, wie es Architekten benutzten, und breitete sie zwischen ihnen auf dem Tisch aus. Weil eine Ecke sich beharrlich weigerte, auf dem Tisch liegen zu bleiben, beschwerte er sie mit Lis Bier.
    Li schielte zweifelnd auf die glatte Oberfläche. »Weshalb benutzen wir das hier? Hast du auf einmal etwas gegen VR?«
    »Nur dass ich mich durch VR-Szenarios bewege, seit du mir Korchows Dateien geschickt hast, ohne auch nur annähernd dahinterzukommen, wie diese Nuss zu knacken ist.«
    Li hatte das Gleiche versucht, mit ebenso dürftigen Ergebnissen. Aber es erschien ihr wenig produktiv, Cohen jetzt davon zu erzählen.
    Er tippte mit den Fingerspitzen auf das E-Papier. Es surrte leise, leuchtete auf und warf ein kühles, blaues Glühen auf die Wölbung von Cohens Weinglas und die Rundung von Lis Bierflasche. Ein spinnwebartiges Liniennetz breitete sich über das Blatt aus und zog sich zu einem langen, flachen Bogen wie eine zwanzig Kilometer lange Hängebrücke zusammen. Cohen tippte einen weiteren Befehl ein, und die geisterhaften Parallelogramme von Solarsegeln gruppierten sich um und über dem Bogen. »Da haben wir’s. Alba. Solltest du eigentlich schneller erkennen als ich.«
    »Kann schon sein«, sagte Li unsicher.
    Cohen schnaubte. »So spricht ein wahres Mitglied der virtuellen Generation. Die menschliche Rasse hat zweihundert Millennien gebraucht, um lesen zu lernen, und in ein paar Jahrhunderten hat sie es wieder vergessen.« Er
klopfte triumphierend auf das Blatt. »Dies sind die Pläne, auf deren Grundlage der Vertragspartner gearbeitet hat. Sie sind sehr viel detaillierter als das, was du von Korchow bekommen hast. Und, was noch wichtiger ist, ich habe sie aus den Dateien des Vertragspartners laden können, ohne auf die UNSR-Datenbanken zugreifen zu müssen und mir eine Markierung einzuhandeln, weil ich geheimes Material abgerufen habe.«
    »Ach, ja«, sagte Li, als das flache Bild für sie allmählich einen Sinn ergab. »Hier sitzt der Proviantmeister. Und dort sind die Hauptlabors.« Sie grinste. »Ich habe genug Zeit in den Tanks verbracht, um sie zu erkennen.«
    »Stimmt«, sagte Cohen. »Aber wir wollen nicht in die Hauptlabors eindringen. Unser Ziel ist hier unten: die biotechnische Forschungs- und Entwicklungsabteilung.«
    »Ich glaube, auf dieser Ebene bin ich nie gewesen«, sagte Li.
    »Wohl kaum. Über diese Abteilung wird Stillschweigen bewahrt. Alles streng vertrauliche Entwicklungsarbeit. Sogar die Wissenschaftler sind in separaten Quartieren untergebracht. Im Grunde ist es ein Quarantänebereich. Schau mal diese Schotten hier: Sie trennen den Labortrakt komplett vom Rest der Station.«
    Er tippte auf dem E-Papier den entsprechenden Bereich an, und der Trakt wurde vergrößert. Ein

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