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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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er. »Und jeder kann einmal einen Fehler machen, Catherine.«
    »Nicht jeder würde Kolodny für ein Stück Elektronik umbringen.«
    Cohen wurde so ruhig, als sei er erstarrt. Er starrte sie mit leicht geöffnetem Mund an, bis die einzige Bewegung im Salon der Windhauch war, der vom Garten hereinwehte und mit Chiaras braunen Locken spielte. Cohen sah aus, als sei ihm plötzlich das Füllmaterial entzogen worden.
Eine hübsche Puppe, die von den Kindern in die Zimmerecke geworfen wurde, weil sie zu alt geworden waren, um damit zu spielen.
    »Das sind nicht deine eigenen Worte«, sagte er schließlich. »Was hat dir Helen sonst noch über mich eingeflüstert? «
    »Geht dich einen Scheißdreck an.«
    Cohen schnaubte kurz, und unter anderen Umständen hätte es für Li wie ein Lachen geklungen. Dann starrte er in die Luft über ihrem Kopf, als versuche er auf einige schwer zugängliche Daten zuzugreifen.
    »Oh«, sagte er, als er sie gefunden hatte. »So ist das also. Was ist sie doch für ein elendes kleines Miststück, wenn man sich die guten Manieren und die frisch gebügelte Uniform wegdenkt.« Er beugte sich über den Tisch und nagelte Li mit einem unnachgiebigen Blick fest. »Ich bin schon nicht mehr überrascht, dass du ihrem Gerede über mich glaubst, aber wenn du’s wissen willst: Die Verbindung ist wegen einer internen Funktionsstörung ausgefallen. So habe ich es zumindest anfangs vermutet. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ich zwei und zwei zusammenzähle und endlich auf vier komme und nicht mehr auf drei.«
    Cohen machte eine lange Pause, bis Li sich fragte, ob er überhaupt noch etwas sagen würde. »Wann hast du den Einsatz auf Metz geplant?«, fragte er schließlich. »Vor vier Monaten? Ungefähr zu der Zeit?«
    Li nickte.
    »Nun, etwa zur selben Zeit konnte ich ein neues Mitglied begrüßen. Eine kürzlich zu vollem Bewusstsein erwachte empfindungsfähige KI aus der Toffoli-Gruppe. Ihre Hauptempfehlung war, dass sie für Nguyen einen Vertragsjob erledigt hatte.«

    Li wurde unruhig, weil sie nicht wusste, worauf er hinauswollte.
    »Wie auch immer«, fuhr Cohen fort, »er verfügte über ein wahres Monstrum von Rückkopplungsschleife. Viel schlimmer als das vorgeschriebene Programm und auf reiner Rechenleistung basierend. So mit Funktionen vollgestopft, dass man nicht damit arbeiten konnte. Ich habe mit Toffoli verhandelt, um ihn in mein globales Anpassungsprogramm aufzunehmen. Sie haben es immer wieder aufgeschoben, aus Gründen, die mir … sagen wir, die mir nicht nachvollziehbar erschienen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Probleme auf Metz von dieser Rückkopplungsschleife verursacht wurden.«
    »Ich begreife nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.«
    »Nicht? Bei allen Forschungs- und Entwicklungsprojekten von TechComm hat Nguyen die Hand an der Kasse. Sie hat Toffolis Forschungsabteilung in der Tasche. Die Toffoli-KI diente ihr von Anfang an als Spion. Nur mit ihrer Hilfe war es Nguyen möglich, mich auf Metz rauszudrängen. «
    Li starrte ihn an. »Was willst du deswegen unternehmen? «
    »Ich habe schon etwas unternommen«, sagte Cohen. »Er ist weg.«
    »Aber wenn er mit jemandem redet …«
    Cohen sah sie durch Chiaras unschuldige Augen an. »Ich sagte, er ist weg. Und genauso habe ich es gemeint.«
    Li wandte den Blick ab. Cohen wollte noch etwas sagen, verstummte aber. Für einen Moment schauten sie beide auf den Boden, auf die Bücher, auf die Bilder an den Wänden. Auf alles außer den anderen.
    »Und?«
    »Und was?«

    »Ich habe dir gerade erklärt, dass Nguyen geplant hat, mich auf Metz aus dem Overlay zu kippen, noch bevor wir zu dieser Mission aufgebrochen sind, und du hast nichts dazu zu sagen? Was denkst du gerade?«
    »Dass ich nicht mehr weiß, wem ich glauben soll, dir oder Nguyen.«
    »Du glaubst dem, dem du vertraust«, sagte Cohen.
    »Und warum zum Teufel sollte ich dir vertrauen?«
    Er zuckte die Achseln. »Das bleibt dir überlassen. Vertrau mir oder lass es. Du musst noch viel übers Leben lernen, wenn du meinst, dass Menschen sich dein Vertrauen verdienen müssen.«
    »Diesmal kannst du dich nicht rausreden, Cohen.«
    Er schüttelte den Kopf und redete weiter, als hätte sie nichts gesagt. »Man vertraut Menschen nicht, weil sie eine sichere Bank oder auch nur ein vertretbares Risiko darstellen. Man vertraut ihnen, weil das Risiko, sie zu verlieren, größer ist als das Risiko, von ihnen

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