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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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mich. Ich bin mir sogar sicher, dass du mich liebst.«
    »Du hast eine ziemlich hohe Meinung von dir.«
    »Nein. Ich kenne dich nur.«
    Sie schnaubte. »Weil du mich die Hälfte der Zeit ausspionierst. «
    Ramirez’ Lippen verzogen sich zu einem schiefen, selbstironischen Lächeln, das ganz Cohen war. »Du weißt ganz genau, dass ich es nicht tun würde, wenn du wirklich etwas dagegen hättest. Und wenn du mich nicht wenigstens ein bisschen lieben würdest, hättest du etwas dagegen. Quod erat demonstrandum.«

    »Quod erat was?«
    »Das ist Latein, du kleine Heidin.«
    »Na klar.« Sie führte ihre Zigarette an die Lippen. »Die Römer haben auf ihren Kanaldeckeln lateinische Inschriften hinterlassen. Ihre Scheiße hat dadurch kein bisschen angenehmer gerochen.«
    »Du springst lieber von einer Klippe, als dass du einen Streit zu meinen Gunsten ausgehen lässt, nicht?«, fragte Cohen. Aber er lachte. Sie lachten beide, und sie konnte in ihm das gleiche Verlangen spüren, das sie empfand: der Drang, sich aus diesem Minenfeld zurückzuziehen und auf den sicheren Boden einer nicht hinterfragten freundschaftlichen Übereinkunft zurückzukehren, auf dem sie sich so sicher zu bewegen gelernt hatten. Für einen Moment glaubte sie, dass sie genau das tun würden. Dann sagte Cohen: »Du hast mich gefragt, warum ich das Intraface wollte. Aus zwei Gründen. Der erste: Die EBKL wollte es …«
    »Du hast das Gegenteil behauptet!«
    Er zwinkerte. »Es gibt so etwas wie schadlose Missverständnisse, weißt du. Wie auch immer, die EBKL will das Intraface haben. Aus einem Grund, der dir längst in den Sinn gekommen wäre, wenn du nicht so sehr damit beschäftigt wärst, meine Motive infrage zu stellen. Du kannst darauf wetten, dass Helen daran gedacht hat.«
    Li sah ihn fragend an.
    »Feedback-Schleifen. Wenn man eine KI und einen Menschen an der Hüfte verbindet, würde die Aktivierung einer Feedback-Schleife den Menschen umbringen. Deshalb hebt das Intraface die gesetzlich vorgeschriebene Feedback-Schleife auf. Wir waren uns nicht ganz sicher, bis wir die Psychoware endlich in die Finger bekommen hatten. Aber es stimmt.« Ein dunkles Feuer glomm hinter Ramirez’ Augen. »Im Moment könnte mich nicht einmal der Generalrat runterfahren.«

    »Mein Gott«, flüsterte Li. »Die KIs entfesseln. Nicht einmal die EBKL hat es gewagt, öffentlich eine solche Forderung zu erheben. Kein Wunder, dass Nguyen so versessen darauf war, die Arbeit an dem Intraface vom Grid fernzuhalten. «
    Cohen sah sie zweifelnd an und zögerte. »Wir wollen das Intraface-Design auf FreeNet veröffentlichen«, sagte er schließlich.
    Li riss fassungslos – oder erschrocken? – die Augen auf und griff sich an die Kehle. »Hast du eine Vorstellung, welches Chaos das auslösen würde?«, fragte sie, als sie wieder Worte fand.
    »Chaos«, sagte Cohen aufbrausend. »Mein Gott. Bedeutet es Chaos für eine Demokratie, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird? Bedeutet es Chaos, wenn eine kleine und gewöhnlich brave Minderheit ihrem Leben nachgehen will, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass irgendein in Panik geratener Mensch uns jeden Moment den Stöpsel rausziehen könnte? Wenn das Chaos verursachen soll, ist das verdammt noch mal nicht unser Problem. Und selbst wenn … dies ist das erste Mal seit über einem Jahrhundert, dass mir niemand eine Knarre an den Kopf gehalten hat.« Er beugte sich vor. »Es bedeutet Freiheit, Catherine. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn einem die Freiheit verweigert wird? Was würdest du an meiner Stelle tun?«
    Ich könnte nie an deiner Stelle sein, dachte Li. So weit kann niemand kommen, der nur Befehlen gehorcht und keine Fragen stellt. Wie konnte es so weit mit mir kommen, dass sogar Cohen mehr Mumm hat als ich?
    »Was ist der zweite Grund?«, fragte sie.
    Im ersten Moment dachte sie, er würde nicht antworten. Dann spürte sie eine Berührung, als habe er eine Hand ausgestreckt und mit den Fingern über ihre Haut gestrichen.
Nur berührte er nicht ihre Haut. Er berührte ihre Seele. Ihr Ich.
    »Du kennst ihn«, flüsterte er, und das Flüstern hallte durch ihren Geist, als sei es ihr eigener Gedanke, ihre eigenen Worte.
    Sie schauderte. »Was willst du von mir, Cohen?«
    »Alles. Das Ganze.«
    »Cohen …«
    »Du weißt, dass das der wahre Grund ist, warum das Intraface nicht funktioniert, nicht? Es liegt nicht an deinem Genom oder deinen Implantaten oder etwas, das Korchow reparieren kann. Es liegt daran,

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