Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
Schuldgefühlen, denn ich tu sowieso, was ich will. Es ist unter deiner Würde.«
    Er hatte die Zigarettenpackung auf dem Gitterrost zwischen ihnen liegen lassen, und Li nahm sich eine zweite Zigarette, zündete sie an und nahm einen zittrigen Zug.
    »Was ist mit dem Bergwerk?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon wusste. »Was passiert, wenn wir dich in die Kristalldruse bringen müssen?«
    »Das Gleiche. Ich werde die kritischen Systeme und alles andere herunterladen, was wir offline speichern können. Damit beschäftigt sich Ramirez gerade.«
    »Heilige Mutter Gottes«, sagte Li. »Ich weiß, was du Korchow gesagt hast, aber … du wirst doch nicht alles in irgendein selbst gebautes Freetown-System herunterladen, oder?«
    »Genau das werde ich tun.«
    »Wozu denn, zum Teufel? Warum vertraust du ihnen? Woher weißt du, dass sie nicht …« Sie konnte den Gedanken nicht beenden.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, ohne den Blick von ihrem Gesicht abzulassen. »Aber ich bin der Einzige, der ihnen geben kann, was sie suchen. Und solang das der Fall ist, erscheint es mir nicht unvernünftig, ihnen zu vertrauen. Außerdem«, er lächelte, »mag ich ihre Pläne. Sie sind ehrgeizig und idealistisch.«
    »Sie sind verrückt!«
    »Das ist noch nicht entschieden«, sagte Cohen, und seine Stimme klang dabei so neutral, als ob er nicht über die Leute redete, die in ein paar Tagen sein Leben in der Hand halten würden. »Es gibt keinen Zweifel, dass irgendwer oder irgendetwas die Feld-KI übernommen hat. Und Cartwright hat mich davon überzeugt, dass er, wenn auch nicht
totale Kontrolle, so doch starken Einfluss auf diesen Jemand oder dieses Etwas hat.«
    »Was ist, wenn das Konsortium die Feld-KI kontrolliert, Cohen? Sie werden keine Rücksicht auf dich nehmen, so viel haben sie mir zu verstehen gegeben.«
    »Sie sind es nicht«, sagte Cohen. Er klang amüsiert, versonnen. »Ich spürte es, als Cartwright mir zeigte, was er getan hat. Es ist … ich weiß nicht, was es ist. Aber ich will es wissen.« Er schüttelte den Tagtraum ab, der ihn beschäftigt hatte. »Außerdem leistet Leos Bande gute Arbeit. Sie bauen ein dauerhaftes Netzwerk auf. Eines, das auch im Bergwerk funktionieren wird. Ich habe noch nie erlebt, dass so viel Isoliermaterial in ein System gesteckt wurde.«
    »Es geht nicht darum, wie viel Isoliermaterial sie verwenden …«
    »Stimmt. Worum es eigentlich geht, habe ich dir eben vor deiner kleinen Gewissenskrise zu erklären versucht. Als du da draußen warst und wir befürchten mussten, dass wir dich nicht mehr rechtzeitig erreichen würden, ist mir klar geworden, dass ich in ein paar Tagen aufwachen und nicht mehr wissen könnte, was passiert ist, außer dass wir gemeinsam nach Alba aufgebrochen sind … und du nie zurückgekommen bist. Und ich sage dir, Catherine … obwohl ich inzwischen weiß, dass ich dir solche Dinge besser nicht sagen sollte … dann wäre ich lieber gar nicht mehr aufgewacht. «
    Sie erwiderte nichts.
    »Ich kann nicht hinter dich zurück«, sagte er. »Ich könnte es nicht einmal, wenn ich wollte. Aber ich kann auch nicht auf der Schwelle stehen und warten, dass du eine Entscheidung fällst. Nicht ewig. Ich weiß, dass du es nicht von mir hören willst, aber es ist wahr. Du brichst mir das Herz. Oder wie immer du es nennen willst.« Er schaute weg, und als er weiterredete, klang er fast verlegen. »Und
ich glaube, dass du etwas wegwirfst, das du nicht wegwerfen solltest.«
    Lis Gesicht fühlte sich kalt an. Ihre Hände und Füße waren taub, als sei alles Blut aus ihrem Körper gewichen. Der Regen prasselte jetzt stärker herunter, sammelte sich in den Fugen der geodätischen Elemente und strömte wie Tränen über die Wölbung der Kuppel. Sie sah ihn fallen und versuchte, einen Ersatz für eine Antwort aus der Leere in ihrem Innern zu ziehen.
    »Ich will nicht zusehen, wie du dich selbst verletzt«, sagte sie schließlich.
    »Dasselbe könnte ich zur dir sagen.«
    Sie stützte ihren Kopf auf die Hände und schaute zwischen ihren Füßen hinunter, versuchte die Höhe zu schätzen. Sie fühlte sich am falschen Ort, als wären ihr Gehirn und ihre Empfindungen einen halben Schritt hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben. »Du bittest um etwas, das ich dir nicht geben kann.«
    »Das glaube ich keinen Moment lang.«
    Sie drehte sich um und starrte ihn an. »Meinst du, dass ich dich zappeln lasse?«
    »Wenn ich das glauben würde, wäre ich nicht hier. Nein. Ich glaube, du liebst

Weitere Kostenlose Bücher