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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Nachricht sie von Sharifi losriss, dass sie in Sharifis geträumten Erinnerungen aus dem Takt kam. Sie zielen auf das Orbitrelais.
    Cohen verzichtete darauf, den nächsten Gedanken zu artikulieren, aber sie fing ihn trotzdem auf. Vielleicht hatte Korchow schon seinen nächsten Zug gemacht.
    Was sollen wir jetzt tun?, fragte sie.
    Aber sie wusste die Antwort schon, bevor sie die Frage stellte. Das Geschoss würde das Relais in wenigen Minuten treffen, ob sie etwas unternahmen oder nicht, und wenn das Relais ausfiel, dann würde auch Cohens Verbindung mit der äußeren Welt abbrechen. Und jede Hoffnung, Sharifis Informationen – oder Cohen selbst – aus dem Bergwerk zu schaffen, wäre vergebens.
    Sie mussten raus, bevor es dazu kam.
     
    »Was hat Haas Ihnen bezahlt?«, fragte Sharifi. »Ich kann noch etwas drauflegen.«
    Voyt lachte wieder. »Niemand zahlt mir einen Deut. Sie haben mich vielleicht bei einem Griff in die Kasse erwischt, aber das ist kein Verrat, und ich bin kein Verräter. Und da wir schon von Zahlungen reden, was hat Korchow anzubieten außer Haas’ gedungener Gastfreundschaft?«
    »Halten Sie den Mund, Voyt!«
    »Das kränkt Sie, was? Der Gedanke gefällt Ihnen wohl nicht, dass Sie Staatsgeheimnisse im Austausch gegen gebrauchte Ware verkaufen?«
    Sharifi warf Bella einen Blick zu. Sie stand wie erstarrt zwischen ihnen, ihr Gesicht ein verwaschener Fleck im Lampenlicht.
    »Ich verkaufe sie nicht«, sagte Sharifi. »Wissen gehört niemandem. Das Leben gehört niemandem.«
    »Heben Sie sich Ihre Rechtfertigungen auf für jemanden, der einen Dreck darum gibt.«

    Bellas Vorstoß war so schnell, dass er sogar Li überraschte. In einer einzigen geschmeidigen Bewegung hatte sie Sharifi einen Arm um den Hals geschlungen und hielt ihr die Viper an die Schläfe. »Lass die Waffe fallen«, sagte sie.
    Sharifi versuchte sich herumzudrehen und sie anzusehen, aber Bella drückte ihr den Hals zu und klopfte ihr mit den scharfen Zacken der Viper an den Kopf. Sharifi ließ die Waffe fallen. Sie schlitterte über den Schieferboden der Höhle und landete unter dem Monitor eines Korrekturkanals.
    »Nimm die Waffe, Jan«, sagte Bella. Li brauchte einen Moment, bis ihr einfiel, dass Voyts Vorname Jan war. »Wir brauchen das Ding, falls sie uns Ärger macht.«
    »Korchow?«, fragte Sharifi. Ihre Stimme zitterte. Ihr ganzer Körper zitterte.
    Bella lachte.
    Ich kenne dieses Lachen, dachte Li. Im selben Moment, als ihr der Gedanke kam, wusste sie, dass Sharifi ihn auch erkannte.
    »Haas«, sagte Sharifi. »Ich muss Nguyen sehen.«
    »Quatsch«, sagte Haas.
    »Können Sie sich wirklich leisten, das zu riskieren? Es ist nicht Ihre Entscheidung. Nguyen muss wissen, was hier geschieht.«
    »Oh, sie wird schon davon erfahren.« Haas riss Sharifi herum und schob sie die Leiter hoch. »Machen Sie sich darum keine Sorgen.«
    Auf der obersten Sprosse drehte sich Sharifi zu ihm um. »Hören Sie, Haas …«
    »Nein, Sie hören mir zu.« Er drehte sie um und drückte ihr die Viper an die Schläfe. »Von jetzt an halten Sie den Mund«, sagte er sehr leise, »sonst werden Sie nie wieder etwas sagen.«

    Sharifi sah in Bellas violette Augen, und Haas erwiderte ihren Blick. Etwas wurde durch diesen Blick übertragen, irgendein Überlebensinstinkt im Hinterkopf, für den Sharifi keine Worte hatte, den Li aber von hundert Schlachtfeldern kannte.
    Sharifi lief weg.

Anakonda-Lagerstätte: 8.11.48.
    S ie hätte es vielleicht geschafft, wenn sie nicht auf einem schlüpfrigen Stück Schiefer ausgerutscht wäre.
    Voyt erwischte Sharifi, als sie einen Fuß auf die unterste Stufe der Treppe setzte, die aus dem Trinidad hinausführte. Er drosch ihr die Handkante auf den Kopf, und sie sackte in sich zusammen.
    Sie rappelte sich wieder auf und versuchte wegzulaufen, aber es hatte keinen Sinn. Li wusste, auch wenn Sharifi es nicht wusste, dass Voyt seinen ersten Schlag genau dosiert hatte, um sie nicht auf der Stelle umzubringen. Er hatte den Schlag nicht durchgezogen, nur die Kraft seiner unverstärkten Muskeln eingesetzt. Mehr war nicht nötig gewesen.
    Voyt tat alles, was Li getan hätte, und er führte es mit der präzisen Gnadenlosigkeit fest verdrahteter Reflexe und mit Keramstahl verstärkter Muskeln aus. Er holte sie mit einem gezielten Tritt von denen Beinen, sodass sie sich in der Luft einmal überschlug, und als sie auf dem Boden aufschlug, setzte er mit vier genau bemessenen Tritten in die Rippen nach. Li spürte die Rippen knacken und

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