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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sagte. Und sie hatte gewusst, dass er wusste, was sie damit meinte. Es war vielleicht nicht viel, aber es war etwas.
    »Ich hoffe es auch«, sagte Cohen. Ein durchtriebenes Lächeln umspielte seine Lippen. »Und was soll dieser Unsinn mit Bella?«
    Li wurde rot. »Nichts. Wie du gesagt hast. Unsinn.« Sie blickte auf und stellte fest, dass diese nussbraunen Augen sie zweifelnd ansahen. »Was?«
    »Beweise es!«
    Seine Stimme klang leicht, machte einen Scherz daraus, aber für einen Sekundenbruchteil sah Li, was er sich wünschte: Sie auf ihm ausgestreckt, die Lippen auf seine gepresst, und ihre Knie drückten Chiaras Schenkel auseinander.
    »Und was zum Teufel sollte das beweisen?«, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln.
    »Sex ist kein Versprechen, Cohen.«

    »Nicht einmal ein Versprechen, es wenigstens zu versuchen? «
    »Nun ja. Vielleicht.« Sie trat auf ihn zu. »Beweisen, häh? Hast du eine Ahnung, wie kindisch sich das anhört? Wer hätte gedacht, dass du solch ein Baby bist?«
    Chiara war so viel größer als Li, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um ihre Lippen zu erreichen. Sie vergrub die Hände in den honigfarbenen Locken, roch den sauberen, warmen, sicheren Geruch, den Cohen überall verströmte. Spürte den Schauer von Begehren, der ihn bei ihrer Berührung durchfuhr.
    Dieser erste Kuss war zaghaft, tastend. Als seien sie auf einmal, nach all der Zeit und den gemeinsamen Kämpfen und Geheimnissen, von der Gegenwart des anderen eingeschüchtert. Selbst über die Datenleitung schwieg Cohen. Er schenkte ihr Chiaras Lippen, weich, offen, nachgiebig. Aber der Rest von ihm – all das, was sie unter den wilden Rosen erblickt hatte, die Gefühle, von denen er auch dann gesprochen hatte, wenn sie es am wenigsten hören wollte –, all das war geisterhaft und substanzlos, wie Erinnerungen aus zweiter Hand.
    Li wich zurück und blickte in die nussbraunen Augen. »Wirst du helfen oder wolltest du einfach nur hier herumstehen? «
    Es war, als ob Cohens Lachen wie ein Buschfeuer über den Datenkanal brauste. Und irgendetwas hatte sich unter dieses Lachen gemischt. Etwas Zweifelndes, Zitterndes, Fragendes. »Ich habe dich lange Zeit gejagt«, sagte er. »Vielleicht will ich jetzt ein bisschen gejagt werden.«
    Sie lächelte – und wusste nicht, ob sie ihn anlächelte oder sich selbst meinte oder sich einfach nur über das ganze lächerliche Durcheinander amüsierte, das sie gemeinsam angerichtet hatten.
    »Ich glaube, das schaffe ich«, sagte sie.

     
    Ihr war kalt, als sie erwachte, fast schmerzhaft kalt. Ihr Kopf dröhnte. Ihr Mund war so trocken, als ob sie gerade aus einem Kryotank käme. Jemand schüttelte sie.
    Sie schlug die Augen auf und sah Bella.
    Nein. Korchow. Es musste Korchow sein.
    »Ich bezahle Sie, um einen Job zu erledigen«, sagte er, »nicht um in den Feldern zu vögeln. Was glauben Sie eigentlich, was Sie da machen?«
    Sie machte den Mund auf, um ihm zu antworten, aber es kam nur ein schwaches Krächzen heraus.
    McCuens Gesicht erschien über ihr und hinter dem von Bella. »Sie fällt in einen Schockzustand«, sagte er.
    Korchow schob die Bemerkung ungeduldig beiseite. »Wo ist Cohen?«, fragte er.
    Sie geriet in Panik. Wo war er? Was hatte er gesagt, als sie das erste Mal den Weltgeist spürten? Dass er sie schmeckte? Sie benutzte? Wie viel von Cohen konnte er benutzten, bevor das verschwand, was Cohen ausmachte? Wie viel Zeit hatten sie?
    Korchow zog sie in eine mehr oder weniger sitzende Position und träufelte ihr etwas Wasser in den Mund. Ihr Durst schockierte sie, und als sie ihre Implantate konsultierte, sah sie, dass fast zwei Stunden vergangen waren, seit sie die Kristalldruse erreicht hatten. Wie viel Zeit entfaltete sich in jeder Minute, die sie in diesen Visionen verbrachten? Waren dies die Träume, von denen Dawes gesprochen hatte? Die Träume, vor denen die ersten Siedler Compson gewarnt hatten?
    Die es hören, bleiben und horchen und schlafen und sterben dort.
    Sie zitterte so heftig, dass ihre Zähne gegen den Hals der Flasche schlugen, die Korchow ihr an die Lippen hielt.
    »Sie müssen wieder Kontakt aufnehmen«, sagte Korchow.

    Sie lachte bitter. »Sie haben mit uns Kontakt aufgenommen«, sagte sie. Aber es war Cohen, der da sprach – durch ihren Mund auf eine Weise, die ihnen im Lauf der Zeit normal und vernünftig vorgekommen war. »Sie machen es seit Tagen, Wochen. Seit Sharifi das erste Mal in die Grube hinuntergefahren ist.«
    Korchow wich das Blut aus

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