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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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AUF DIREKTE ANORDNUNG DES GRUBENVERWALTERS.
    3. EINE VOLLE SCHICHT UMFASST ZEHN ARBEITSSTUNDEN. EINE VOLLE WOCHE UMFASST SECHZIG STUNDEN. WER NICHT DIE VOLLE SCHICHT BZW. DIE VOLLE WOCHE ARBEITET, MUSS MIT GEHALTSABZÜGEN UND/ODER ENTLASSUNG RECHNEN.
    4. DIE ABG IST EIN UNAUTORISIERTES BERGBAUUNTERNEHMEN, DAS EINER FREIWILLIGEN SELBSTKONTROLLE ENTSPRECHEND DER UN-KBS VEREINBARUNG 1.5978-2(C)1(II) UND ALLEN FOLGENDEN UNTERLIEGT. UN-KBS SICHERHEITS-REGULARIEN HÄNGEN REGELMÄSSIG AM GRUBENKOPF UND IN DER GRUBENSOHLE AUS. EIN VERSTOSS GEGEN DIESE REGULARIEN KANN GEHALTSABZÜGE UND/ODER ENTLASSUNG ZUR FOLGE HABEN.
    5. BEREICHE, IN DENEN UNTER METHAN ODER KOHLENMONOXID GEARBEITET WIRD, SIND AN DEN SICHERHEITSTÜREN GEKENNZEICHNET. KEINE PERSON AUSSER DEM GRUBENCHEF ODER DEM FEUERWEHRCHEF DARF DIESE TÜREN OHNE VORHERIGE GENEHMIGUNG PASSIEREN. DIE ABG ÜBERNIMMT KEINE HAFTUNG FÜR BERGLEUTE, DIE SICH AN UNAUTORISIERTEN KONDENSAT-SCHNITTEN ODER VERLADUNGEN HINTER GEKENNZEICHNETEN SICHERHEITSTÜREN BE-TEILIGEN.
    6. ES DÜRFEN UNTER KEINEN UMSTÄNDEN LAMPEN AUSSER HOCHWERTIGEN SICHERHEITSLAMPEN (GRUBENLAMPEN) VERWENDET WERDEN. ALLE LAMPEN MÜSSEN NACH SCHICHTENDE DEM FEUERWEHRCHEF ZUR INSPEKTION ÜBERGEBEN WERDEN. DIE KOSTEN FÜR DAS NACHFÜLLEN DER LAMPEN WERDEN VOM
GEHALT ABGEZOGEN. DIE KOSTEN FÜR DIE REPARATUR BESCHÄDIGTER ODER FÜR DEN ERSATZ VERLORENER LAMPEN WERDEN VOM GEHALT ABGEZOGEN.
    7. MINDERWERTIGE HUNDE OHNE AKTUELLEN TOLLWUT- ODER BORDETELLO-SISTEST SIND NICHT ZUGELASSEN.
    8. GEWERKSCHAFTSAKTIVITÄTEN SIND IN DIESEM BERGWERK UNTERSAGT. KEINE ANWERBUNGEN! KEINE PRIESTER!
     
    Während Li den Aushang las, brachte der Förderkorb gerade einen Pulk fluchender, stinkender Männer der Wechselschicht nach oben. Ihre Rücken waren von der anstrengenden Arbeit an der Schnittkante gebeugt, aber ihre Gesichter glänzten von schmierigem Grubenstaub und der Erleichterung, wieder eine Schicht unbeschadet überstanden zu haben. Haas wirkte neben ihnen wie ein Riese. Es war schwer vorstellbar, dass jemand so sauber sein, so aufrecht dastehen, so breit lächeln konnte.
    »Daahl«, sagte er zu einem blauäugigen kleinen Wiesel von einem Mann, der vermutlich der Vorarbeiter der abgelösten Mannschaft war. »Wie geht’s voran?«
    »Im Wilkes-Barre-Stollen Nord 5 liegen wir mit dem Bruttoertrag um 20 % zurück«, erwiderte Daahl. Er warf Haas einen verstohlenen Blick zu, als versuchte er die Stimmung des Stationschefs einzuschätzen, bevor er ihm weitere schlechte Neuigkeiten präsentierte. »Es liegt nicht an den Männern. Die Belüftung leidet immer noch unter dem Wassereinbruch. Wir haben die halbe Schicht damit verbracht, Luft an den Süd-2-Schachtscheidern vorbeizupumpen. «
    Haas und einer der Geologen wechselten einen raschen Blick.
    »Wie ist der Wasserstand im Trinidad?«, fragte der Geologe.
    »Sinkt nicht so schnell, wie er sollte«, antwortete Daahl. »Wir haben die oberen Stollen trocken, aber die unteren
Kammern und die ganze Sohle sind immer noch überflutet. Doch wir arbeiten daran und holen den Rückstand bald auf.«
    »Sicher, Daahl.« Haas zuckte leichthin die Schultern. »Das schaffen Sie doch immer, nicht?« Er nickte den Bergleuten zu, die ihn schweigend ansahen, und betrat den Füllort.
    Li folgte ihm.
    Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng. Als sie eintrafen, winkte ein Wachmann stichprobenweise Arbeiter aus der Reihe, die gerade den Stollen verließ, und schickte sie in offene Kabinen, wo sie einer Leibesvisitation unterzogen wurden. Li trat hinter Haas in die Reihe und dachte mehr über die Bergleute nach, die gerade Feierabend hatten, als über die Fragen, die die Wachleute ihr stellen würden.
    »Haben Sie irgendwelche Bose-Einstein-Geräte dabei?«, fragte einer von ihnen.
    Sie hielt inne. »Natürlich.«
    Haas fuhr nervös herum. »Was denken Sie sich eigentlich? «, herrschte er sie an. »Sie können doch keine Kristalle hier runterbringen. Was immer es ist, Sie müssen es zurücklassen.«
    »Das kann sie nicht«, sagte die Hexe. »Es steckt in ihrem Kopf.«
    Im Shuttle hatte sie kein einziges Mal den Mund aufgemacht, aber jetzt sprach sie so kurz angebunden, als seien Lis implantierte Kommunikationsmodule mit bloßen Augen zu erkennen. Ihre Stimme war tief und rau, und sie pflegte diese förmliche Ausdrucksweise, die Li bereits von anderen hochklassigen Konstrukten der Syndikate kannte. Li musterte sie und fragte sich, ob ihr bisheriges Schweigen ein Zeichen von Schüchternheit oder nur eine

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