Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
selbst mächtig gegen den Sog der entweichenden Atmosphäre anzukämpfen hatte. Sie erkannte, wohin er sie schleppte, als sich ein Energiefeld über dem Ausgang bildete, vermutlich, um den Verlust der Atmosphäre einzudämmen.
Auf der anderen Seite dieses Energiefelds konnte sie andere Bandati ausmachen, die offenbar auf sie warteten. Als sie sich umdrehte, sah sie einen dünnen Riss in einem Schott und vergegenwärtigte sich, dass sich irgendetwas in die Außenhülle hineinbohrte. Im nächsten Moment erblickte sie surrende Klingen und Laser, die sich durch das Metall fraßen und das Schiff aufschnitten wie eine Blechbüchse.
Kurz darauf schaltete sich das Energiefeld ab. Sie krallte sich an einen Ring, der neben dem Ausgang in die Wand eingelassen war, und merkte, dass in Wirklichkeit zwei Kraftfelder aktiviert gewesen waren – eines, das sich gerade abgeschaltet hatte, und ein zweites, das sich einen halben Meter weiter in dem kurzen Verbindungsrohr befand, das vom Überwachungsbereich in einen anderen Raum führte.
Ihr Retter bugsierte sie in den Ausgang, woraufhin das erste Feld sich wieder einschaltete und dafür das zweite deaktiviert wurde. Diese beiden Felder funktionierten wie eine Luftschleuse.
Tage voller Wein und Rosen erkannte sie sofort an dem Narbenmuster auf seinen Flügeln. Mit Klicklauten wandte er sich an die beiden Bandati, die zusammen mit ihm gewartet hatten, und als Antwort darauf begannen sie, Dakota grob durch einen hinter der Schleuse liegenden breiten, gekrümmten Korridor zu schubsen. Sie beschwerte sich lautstark über diese Behandlung, doch entweder hatten die Bandati ihre Übersetzungsgeräte nicht eingeschaltet, oder sie hörten ihr einfach nicht zu.
Schließlich gelangten sie in einen Raum, der in etwa dem
Überwachungsbereich glich. Auch hier konnte man auf Monitoren beobachten, wie das Impulsschiff zügig in das Innere des Kernschiffs eintauchte und die gewaltigen Wände der Außenkruste vorbeihuschten. Dann endeten die Wände, und das Impulsschiff drang in die äußerste bewohnbare Zone ein; aus einem simulierten Himmel rauschte es zu dem Hängegerüst, wo es schließlich eindocken würde.
Das Deck unter ihnen bebte, und neben einem Hüllenpaneel blitzte eine rote Lampe auf. Sekunden später sorgte eine Anordnung von Sprengbolzen dafür, dass dieser Teil der Bordwand nach außen kippte. Durch die Öffnung schimmerte die Wölbung des künstlichen Himmels, und ein erfrischender Duft nach Regen wehte herein.
Sie erhaschte einen Blick auf ein anderes Schiff, das eindeutig den Bandati gehörte; es parkte in einem benachbarten Hängegerüst, ungefähr einen Kilometer entfernt, und schien sich im Mittelpunkt eines heftigen Feuergefechts zu befinden. Der Lärm von Explosionen und die grellen Blitze der Strahlenwaffen ließen die Luft vibrieren.
Mehrere kleine, aber kräftige Arme packten Dakota an verschiedenen Stellen ihres Körpers.
»Nein, ihr werdet mich nicht …«, kreischte sie, doch die Worte gingen über in einen langgezogenen Schrei, als man sie durch die offene Luke trug, hinter der sich nichts als leere Luft befand. Anfangs fielen die zwei Bandati, die sie von beiden Seiten stützten, wie Steine nach unten, doch sie fingen sich schnell ab und glitten auf das andere Schiff zu, während sie langsam an Höhe verloren.
Auf dem Gelände unter ihnen, zwischen den beiden Hängegerüsten, tobte eine Schlacht.
Das andere Schiff, das Dakota gesehen hatte, war wesentlich größer als das nukleare Impulsschiff und mit breiten, abwechselnd grünen und gelben Streifen verziert; dasselbe Muster wiederholte sich auf einer Reihe von Hive-Türmen, die in der Ferne
gerade noch auszumachen waren. Es schwamm auf einem Kissen aus Energiefeldern über einem massiven Stützgerüst, dessen Länge an die zweihundert Meter betragen musste.
Im Sinkflug näherten sie sich einer offenen Ladebucht, während der Kriegslärm von allen Seiten auf sie eindrang.
Über ihnen schloss sich die Luke, und sie machten eine harte Landung. Sie stürzten ein paar Meter tief, ehe sie in einen Wulst aus Stoßkissen knallten, die eigens als Puffer aufgetürmt waren. Das Einzige, was Dakota hörte, waren ihre eigenen, panischen Atemzüge und das wilde Hämmern ihres Herzens.
Sie befanden sich in einer trübe beleuchteten Kammer mit niedriger Decke, deren gekrümmte Wände sich zu beiden Seiten in die Dunkelheit schlängelten.
Aus einer mit Salzlake gefüllten Sphäre, die durch ein Energiefeld zusammengehalten
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