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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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hatten, sprachen auf nichts mehr an, waren genauso nutzlos wie ein Radioempfänger auf einer Welt ohne einen einzigen Sender.
    Am zweiten Tag kam ein anonymer Bandati-Krieger zu ihr und brachte ihr eine Flasche mit Wasser sowie einen kleinen Beutel, der angefüllt war mit etwas Ähnlichem wie trockenen Getreidekörnern, die sich als genießbar erwiesen, aber nicht sättigten. Es kostete sie einige Mühe, die Flasche mit zwei Händen zu halten
und daraus zu trinken, ohne einen Tropfen zu verschütten. Und wenn sie die Körner essen wollte, musste sie den Stoffbeutel mit ihren gefesselten Händen an den Mund führen und den Inhalt auflecken, so gut es eben ging.
    Weil sie eingesperrt war, konnte sie das Rendezvousmanöver des Impulsschiffs mit dem Kernschiff nicht beobachten, aber das letzte Stadium der Geschwindigkeitsverringerung musste sie ohne den Komfort eines Gel-Sessels ertragen. Doch dieses Mal fiel das Abbremsen wenigstens relativ sanft aus. Sie bekam auch nicht mit, wie sie zu einer Einlassöffnung in der Kruste des Kernschiffs hinabsanken, und sie verpasste den Überraschungsangriff durch ein Schiffsgeschwader vom Immerwährenden Licht, das dem Impulsschiff aufgelauert hatte.
    Doch als sie dann plötzlich schwerelos wurde, wusste sie, dass das Ende ihrer Reise gekommen war. Und als eine Reihe von Detonationen den Schiffsrumpf erschütterten, konnte das nur bedeuten, dass sie unter Beschuss gerieten.
    Eine Rakete detonierte so nahe an dem Raum, in dem man sie gefangen hielt, dass ein hoher, singender Ton in ihren Ohren nachhallte. Sie hustete und schmeckte Blut auf ihrer Zunge, nachdem sie mit dem Kopf gegen eines der Rohre geknallt war.
    Andere Geräusche drangen anfangs gedämpft zu ihr vor, doch während der nächsten paar Sekunden nahmen sie an Schärfe zu. Auf einmal merkte sie, dass die Tür des Lagerraums beschädigt war und sich verzogen hatte; am oberen Rand, wo das Türblatt nicht mehr mit dem Rahmen abschloss, schimmerte ein schmaler Lichtstreifen. In der Schwerelosigkeit wirbelten Getreidekörner durch den Raum und auch die Wasserflasche, in die sie gepinkelt hatte, nachdem sie leer war. Angewidert stieß sie sie von sich fort.
    Ein ferner Pfeifton schraubte sich allmählich zu einem brüllenden Crescendo hoch, während ihre Lungen die rasch entweichende Luft einsogen. Als Reaktion darauf aktivierte sich ihr Iso-Anzug und breitete sich unter ihrer Kleidung aus. Versuchsweise
machte sich Dakota an der Tür zu schaffen und stellte fest, dass sie sich ein wenig bewegen ließ; ein paarmal hämmerte sie mit ihren geballten Fäusten dagegen, ohne jedoch etwas zu bezwecken.
    Der Raum war so klein, dass sie sich mit dem Rücken an die der Tür gegenüberliegenden Wand lehnen und so verkeilen konnte, dass es ihr gelang, mit dem rechten Fuß gegen die Tür zu treten. Aber in der Schwerelosigkeit war dies kein einfaches Unterfangen, und sie brauchte mehrere Anläufe, um genau die richtige Position zu finden, in der sie mal mit der rechten, mal mit der linken Ferse die Tür möglichst wirkungsvoll bearbeiten konnte.
    Nach einer Weile gab die Tür wieder ein klein wenig nach. Die Luft dahinter schien angefüllt zu sein mit einem Brausen, als fege ein Tornado durch das Schiff. Verbissen machte sie weiter, rammte immer wieder einen Fuß gegen die Tür und fluchte dabei vor lauter Frustration.
    Das kann doch wohl nicht das verdammte Ende sein, sagte sie sich.
    Plötzlich schwang die Tür auf, und ein Bandati, der ebenfalls einen schwarzen Iso-Anzug trug, fasste in das Kabuff, packte Dakota beim Arm und zog sie nach draußen.
    Der Lagerraum grenzte an eine Zone, die aussah wie eine Überwachungszentrale; Bildschirme bedeckten die meisten Wände eines sechseckigen Bereichs, und die Monitore gaben eine Reihe von Außenansichten wieder. Dakota blickte sich hastig um, sah, wie das sich rasant aufblähende Segment des Kernschiffs auf sie zustürzte und einen Schwarm winziger, strahlender Punkte, die durch das umgebende Vakuum flitzten wie Glühwürmchen, die über pechschschwarzes Eis schlittern.
    Während sie schaute, schob sich etwas Gigantisches, Dunkles, vor das Kernschiff und füllte auf seinem Weg zuerst einen, dann einen zweiten und dritten Bildschirm aus; der sanft geschwungene Rumpf dieses Raumschiffs starrte vor Phasen-Kanonen und Minenwerfern.

    Der Bandati, der sie aus ihrem Gefängnis gezerrt hatte, behielt seinen Klammergriff um ihren Arm bei, während er sie mit sich zu einem Ausgang schleifte, obwohl er

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