Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
wurde, sah der einzige andere Anwesende in diesem Raum zu, wie sich Dakota auf die Füße rappelte. Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt kräuselte in einem Ausdruck sadistischer Freude seine unter dem dicken, runden Bauch hängenden Tentakel.
Das ist er, wirklich und wahrhaftig, schoss es Dakota durch den Sinn; nicht nur die von einem Computer generierte Entität, die es geschafft hatte, ein ganzes Sternsystem zu vernichten, sondern der reale Händler, das Wesen aus Fleisch und Blut.
»Ich entbiete Ihnen meine charmantesten Grüße«, dröhnte die Kreatur. »Ein Wiedersehen nach derlei extravaganten Abenteuern kommt einem Vergnügen gleich, als würde man sich bis zur Erschöpfung dem Genuss der Selbstbefriedigung hingeben, nicht wahr, meine teure Dakota?«
Kapitel Fünfzehn
Eine direkte Begegnung mit der Königin des Hives Schummrige Himmel vor der Abenddämmerung glich einer Konfrontation mit dem Alptraum eines Wahnsinnigen im Fieberdelirium.
Die Hive-Königin türmte sich über Dakota auf, ein kolossales, schneckenartiges Wesen mit einem unziemlich kleinen Kopf, der auf den gewaltigen Schultern saß wie ein nachträglicher Einfall eines geistig verwirrten Genchirurgen. Jedes Mal, wenn die Königin auch nur mit einem Muskel zuckte, bebte das Deck unter ihr, und wellenförmige Bewegungen rollten durch den blassen, halb durchsichtigen Leib der Kreatur. Dakota wurde von der morbiden Angst überwältigt, die Königin könnte vornüberkippen und sie unter ihren Massen aus fahlem, wurmähnlichem Fleisch ersticken.
Gleich nach ihrem unverhofften Treffen mit dem Händler hatte man Dakota von ihren Ketten befreit und ihr Wasser gegeben, dazu eine Schale mit einem Brei, der schmeckte, als stamme er aus den Notrationen einer vom Konsortium konstruierten Fluchtkapsel. Ohne zu zögern hatte sie ihn verschlungen, danach führte man sie auf direktem Wege in die Kammer der Königin und stieß sie auf die Knie nieder.
Dann nahmen ihre beiden Bewacher rechts und links von ihr Aufstellung, die Waffen gezückt; sie wollten kein Risiko eingehen.
Der Händler trat wieder in Erscheinung, schwebte in seiner Blase in das königliche Gemach und postierte sich ein wenig seitwärts von Dakota, mitten zwischen ihr und die Königin. Tage voller Wein und Rosen kam als Letzter und bezog am hinteren Ende der Kammer Posten, vermutlich, weil er von dort aus sowohl
Dakota als auch den Händler gleichzeitig im Auge behalten konnte.
Dakota sah, wie ein zerbrechlich aussehender Turm auf einem mit Rädern versehenen Sockel dicht an die Königin herangeschoben wurde. Ein Bediensteter begab sich auf die Plattform an der Turmspitze und platzierte unmittelbar vor dem breiten Mundschlitz der Königin einen Translator in die Luft. Danach hüpfte der Diener mit einem flüchtigen Schwingenschlag auf das Deck zurück, ehe er ziemlich eilig davonhuschte.
Ich hätte auch Angst, so nahe neben diesem Monstrum zu stehen, dachte Dakota.
Dann begann die Königin zu sprechen, mit Worten, die Dakota verstand, doch die programmierten Töne klangen so exotisch und angenehm, dass Dakota sie kaum mit dem Ungeheuer vor ihr in Verbindung bringen konnte.
»Das ist also diejenige, die nicht nur in betrügerischer Absicht versuchte, unsere Iso-Anzug-Technologie zu stehlen, an deren Entwicklung wir so hart gearbeitet haben, sondern obendrein auch noch ein Sternenschiff an sich bringen wollte?«, äußerte die Königin. »Ich gebe zu, Miss Merrick, dass ich nicht recht weiß, ob ich Sie dafür bewundern oder verdammen soll.«
»Das stimmt nicht«, knurrte Dakota. »Ich habe nichts ›gestohlen‹, vor allen Dingen nicht diesen Iso-Anzug. Das möchte ich von vornherein klarstellen.«
»Es gibt gewichtige Indizien«, erwiderte die Königin, »die auf das Gegenteil hindeuten. Man würde Sie der schweren Spionage anklagen, wenn die Angelegenheit mit dem Wrack des Sternenschiffs nicht wesentlich dringlicher wäre.«
»Ich sagte, ich habe nichts gestohlen. Ist das klar? Es war alles ganz anders, als man Sie glauben machen will.«
»Hätten Sie dann vielleicht die Güte, uns aufzuklären, bevor wir uns anderen Themen zuwenden?«, schlug die Königin vor.
Und Dakota fing an, ihre Version der Geschichte zu erzählen.
Alles begann mit einem Verrat, nur wenige Monate vor der Zerstörung von Bourdain’s Rock.
Quills Anweisungen für Dakota, die sie in Form einer leicht kodierten und deshalb höchst unsicheren Übertragung bei ihrer Ankunft in einem von Fullstops weniger
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