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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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mehr benutzten Bunker, der noch aus einem der Kriege stammte, die die beiden Planeten immer wieder einmal miteinander führten, war eine überlichtschnelle Yacht versteckt, die weitgehend dem Schiff glich, das er für seine Reise in das Te’So-System benutzt hatte. Mehrere solcher Yachten parkten gut getarnt auf Welten, die man an Klientenspezies verpachtete, dorthin geschafft mit der Unterstützung jener, die ihm auch geholfen hatten, seine Audienz mit den Emissären zu bewerkstelligen.
    Und jedes dieser verborgenen Schiffe konnte ihn an jeden beliebigen Ort im von den Shoal kontrollierten Raum bringen, und sogar darüber hinaus.
    Doch zuerst musste er diesen Bunker erreichen – und bis dahin am Leben bleiben.
    Selbst im Schlaf noch blieb der lächelnde Ausdruck auf seinem Gesicht bestehen.
    Am nächsten Tag fand er Nahrungsmittel und Wasser; offenbar hatte man diesen Proviant eigens für ihn dagelassen. Später krabbelte und stolperte er durch die Lagerhalle, da er die einfachsten koordinierten Bewegungen erst wieder neu erlernen musste. Und irgendwie erwarb sich der Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen – oder besser gesagt die Kreatur, die einmal der Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen gewesen war – die Fähigkeit zum Leben ein zweites Mal.
    Und der wachsende Durst nach Rache verlieh jedem taumelnden Schritt und jedem mühsamen Atemzug eine ganz besondere Bedeutung, gab dieser Quälerei einen Sinn und Zweck.
    Bald bemerkte er, dass überall mikroskopisch kleine Kameras steckten und ständig Videoaufzeichnungen in einen zentralen Datenspeicher einspeisten, den er in einem verdreckten, lichtlosen Kellergeschoss fand. Der Datenspeicher war verbunden mit
einem Tach-Net-Transceiver, und das Signal lief durch so viele kodierte Programme, dass seine Chancen, jemals festzustellen, wohin die Videoaufnahmen letzten Endes gingen, gleich null standen. Er zertrümmerte den Speicher mit einer Brechstange, während er den winzigen, funkelnden Objektiven, die ihn aus jeder Ecke und jedem Blickwinkel beobachteten, seine Wut entgegenbrüllte.
    Eines Tages entdeckte er rein zufällig Videoaufzeichnungen von seiner Re-Speziation, die man an einem anderen Ort in der Lagerhalle versteckt hatte, ganz bestimmt mit der Absicht, dass er sie finden sollte.
    Zitternd sah er sich an, wie seine frühere Gestalt auf ein Gewirr aus Nerven reduziert und dann zu etwas ganz anderem umgeformt wurde. Er konnte kein Mitleid mit dem Wesen auf dem Bildschirm empfinden, das in Fetzen gerissen und vergewaltigt wurde. Es passierte nicht ihm, sondern jemand anderem, irgendeinem anonymen Ding. Er war -
    Er musste sich einen Namen geben. Jetzt war er nicht mehr der Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen.
    Diese Person war tot.
    Er brauchte einen Namen aus der Kultur der Menschen – auch wenn er gar kein Mensch war, aber schließlich war er auch kein Shoal mehr. Er war etwas völlig anderes: ein denkendes Wesen, befreit von den Beschränkungen, die sein ehemaliger Körper, mit dem er geboren worden war, ihm auferlegt hatte. Er fand, er sei ein Vorläufer aus einer fernen Vergangenheit, als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spezies bei der Geburt festgelegt wurde. Nun jedoch war es möglich, Intelligenz, einen Verstand, völlig intakt auf die unterschiedlichsten Lebensformen zu übertragen.
    Wenn der Händler geglaubt hatte, ihn durch diese halb vergessene Technik der Re-Speziation bestrafen zu können, so hatte er sich geirrt. Denn das aus dieser Tortur hervorgegangene – noch namenlose – Wesen, hatte vor, aus der Not eine Tugend
zu machen. Möglicherweise ließ sich diese alte, zwecks sadistischer Bestrafung wieder ausgegrabene Technologie weiterentwickeln, unter Umständen zu einer regelrechten Kunstform vervollkommnen. Sobald er die überlichtschnelle Yacht, die irgendwo auf Corskscrew versteckt sein musste, gefunden hatte, konnte er sich vielleicht Zugriff auf dieselben historischen Berichte verschaffen, auf die die Chirurgen des Händlers angewiesen waren, als sie den Schwimmer umstrukturierten – und diese Technik selbst erlernen.
    Sein Geist sprudelte förmlich über vor Ideen.
    Doch die Kreatur, die einmal der Schwimmer-in-turbulenten-Strömungen war, benötigte zur Verwirklichung ihrer Pläne eine Identität.
    In einer Tiefgarage entdeckte er ein Multi-Terrain-Vehikel mit wuchtigen Reifen, dessen Batterien noch genügend Energie speicherten, um ihn bis nach Celeste zu bringen, der größten Ansiedlung auf Corkscrew. Das Fahrzeug war

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