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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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bekannten Orbitalhäfen erwarteten, waren ein Meisterstück an nebulösen Formulierungen und absichtlichen Verdunkelungen gewesen, selbst wenn man sie mit ihren früheren Instruktionen verglich. Sie sollte einen Mann namens Lin Liao in einer Bar mit dem Namen »Der Launische Drache« treffen, in einem Bezirk, dessen Außenhülle noch mit Waffengondeln gespickt war, die einstmals Atomraketen beherbergt hatten – eine mahnende Erinnerung an weniger friedvolle Zeiten.
    Der Hafen selbst war während einer der Phasen entstanden, als wieder einmal politische Spannungen zwischen Fullstop und seiner Schwesterwelt Corkscrew herrschten.
    Man wusste, dass die beiden Welten sich alle 287 Tage so gefährlich nahe kamen, dass es schien, als würden sie miteinander kollidieren; dann glitt Fullstop um den größeren Planeten herum und zog seines Weges. Obwohl dieses Schauspiel traditionell als Grund zum Feiern galt, kam es mitunter vor, dass Handelsembargos, politische Rivalitäten, Streitigkeiten über verfügbare Ressourcen und ideologische Differenzen zwischen den beiden Welten dazu führten, dass die eine oder andere an dem Punkt der größten Annäherung einen Krieg anzettelte. Die Festlichkeiten, die zu solchen Zeiten stattfanden, erhielten dann häufig einen stark fatalistischen Zug. Und auf Fullstop, bedingt durch die Traumwind-Sporen, strömten die Menschen dann scharenweise auf der Suche nach einer ekstatischen Offenbarung in die Hauptstadt.
    »Sie müssen wissen, dass ›Fullstop‹ und ›Corkscrew‹ nicht die richtigen, die ursprünglichen Namen sind«, hatte Lin Liao ihr erklärt, sie über die langstielige Pfeife hinweg anpeilend, mit der er unentwegt spielte.

    Lin Liao trug ein traditionelles chinesisches Gewand aus feinem Tuch, in das mit goldenen und silbernen Fäden komplizierte Muster eingewebt waren. Seine Augen hatte er sich biotechnisch verändern lassen, so dass Dakota in zwei grüne Schlitze blickte, die ihm das Aussehen eines sehr hungrigen Eidechsendämons verliehen. Offenkundig äußerst nervös, betrachtete er sie durch die Rauchwolke, die seiner Pfeife entströmte. Seine Unruhe trug nicht dazu bei, ihren eigenen Gemütszustand zu verbessern.
    »Das ist ja interessant«, entgegnete Dakota in einem Ton, der ihr völliges Desinteresse bekundete, aber entweder bemerkte Liao es nicht, oder es war ihm absolut gleichgültig, was sie dachte.
    »In der chinesischen Sprache heißt Corkscrew Nuwi«, fuhr er fort. Er klang, als wolle er sich unbedingt von dem ablenken, was ihm wirklich auf der Seele lag. »Und Fullstop wird Fuxi genannt. Es sind die Namen von Bruder und Schwester aus einem uralten Mythos, und auf Bildern stellt man sie meistens dar, wie sie ineinander verschlungen über den Himmel wandern.« Liao lächelte. »Sie verstehen die Bedeutung.«
    Ich verstehe, dass du dir über irgendetwas Sorgen machst, hatte sie damals gedacht. »Und was ist mit der Fracht?«, erkundigte sie sich, bestrebt, das Ganze hinter sich zu bringen.
    Liao unterbrach sich mitten im Satz und sah sie an. »Yi wurde aufgehalten«, gab er eine Spur zu schroff zurück.
    »Ist das hier nicht ein bisschen zu öffentlich?«, fragte sie, mit dem Kopf nach rechts und links nickend, um anzudeuten, dass sie die überfüllte und geschäftige Bar meinte, in der sie beide saßen.
    Er zuckte die Achseln. »Die meisten der Gäste sind Tong«, entgegnete er, als ob das alles erklärte.
    Abermals blickte Dakota in die Runde. »Die meisten von ihnen sind aber nicht asiatischer Abstammung«, bemerkte sie.
    »Und wenn schon. Heutzutage gelten die Tongs als gleichberechtigte geheime Gesellschaften«, versetzte Liao mit einem
leichten Anflug von Gereiztheit. »Keiner wird uns Scherereien machen, klar?« Seine Eidechsenaugen linsten unstet in den hinter ihr liegenden Teil der Bar, und sie musste gegen den Drang ankämpfen, sich umzudrehen und nachzuschauen, was ihn dort so fesselte.
    Dann senkte Lin wieder den Blick auf den zwischen ihnen stehenden Tisch; Dakota schwieg, entschlossen, sich nicht in belangloses Geschwätz verwickeln zu lassen. Sie betrachtete ihr Getränk, das aufgrund des durch den Hafenring hervorgerufenen Coriolis-Effekts an einer Seite des Glases ein wenig hochschwappte.
    Eine halbe Minute verging in befangenem Schweigen, dann schaute Lin plötzlich hoch, legte den Kopf leicht schräg, und sein Blick richtete sich auf einen unbestimmten Punkt zwischen ihnen. Sie vermutete, dass er gerade eine Nachricht erhielt,

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