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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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hindurchgerutscht war. Das Messer war immer noch eingeschaltet und vibrierte, wobei es sich allmählich ihren Blicken entzog, als es in einer Fontäne aus Fleischbrocken und Blut eine tiefe, hässliche Wunde in das Innere des Wurms bohrte. Wilden Blickes starrte Erinnerung um sich, aber von Moss war keine Spur zu sehen. Er hatte sich verdrückt.
    Nie würde er den Ausdruck auf Bourdains Gesicht vergessen,
als Moss ihn mit der Klinge attackiert hatte. Das war nicht eingeplant gewesen, davon war Erinnerung fest überzeugt. Aus irgendeinem Grund hatte Moss gewollt, dass er auf den Abzug drückte. Dessen war er sich hundertprozentig sicher.
    Derweil versuchten Bourdain und die beiden Bodyguards verzweifelt, sich aus den Trümmern der Plattform zu befreien, die unter ihnen zusammengebrochen war. Honigtau hatte bereits die Flucht ergriffen, flatterte mit klatschenden Flügeln unter der Decke herum und flitzte wie bei einem Slalom planlos von einer Seite zur anderen, in dem Bemühen, den Ausgang zu finden. Das bisschen Licht, das die Kaverne noch halbwegs erhellte, flackerte und tanzte wie verrückt, weil die wenigen intakt gebliebenen Glühkugeln auf dem Höhlenboden hin und her kullerten.
    Erinnerung steckte die Hand durch die geborstenen Lamellen und zog die vibrierende Klinge aus der Wunde heraus, ehe sie unwiederbringlich darin versank. Dann schob er eilig sein Gewehr in das Halfter zurück und flüchtete selbst; obwohl die feuchte, stinkende Luft sehr dünn war, kämpfte er sich nach oben und entging nur knapp dem Angriff eines dünnen Tentakels, der vom Höhlendach hinunterschoss und beharrlich versuchte, sich um seinen Hals zu wickeln. In heller Panik riss er sich los, wobei der größte Teil der Ranke an ihm hängen blieb, ehe sie ihren Würgegriff lockerte und auf den Boden fiel.
    Jählings senkte sich die Decke ab, und in seiner panischen Flucht sauste Erinnerung ein Stück in die Tiefe, um sich an einer der Metallstangen festzuklammern, die den Bauch des Wurms durchsetzten. Er sah, wie Tobias Mazower strauchelte und der Länge nach hinstürzte, als der Schlund des Wurms sich in kleinen, heftigen Wellen unter ihm aufbäumte. Gerade als Mazower anfing, in Richtung des Ausgangs zu kriechen, peitschte ein anderer langer Tentakel hinunter und ringelte sich um den Knöchel des Bodyguards. Die Ranke zerrte an ihm und versuchte, den in Todesangst kreischenden Mann in die Höhe zu hieven,
doch nach einer Weile gab die Kreatur ihre Anstrengungen auf und ließ das Bein los.
    Halb wahnsinnig vor Entsetzen robbte der Bodyguard weiter, aber Erinnerung merkte, dass der Mann durch die flackernden Schatten die Orientierung verloren hatte, in die verkehrte Richtung krabbelte und sich so immer weiter vom Ausgang entfernte. Das Innere des Restaurants wurde merklich schmaler, seit die Kontraktionen bei dem Wurm eingesetzt hatten.
    Die nächste peristaltische Woge – viel gewaltiger als die vorhergehenden – rollte aus dem Dunkel heran und schleuderte Mazover in hohem Bogen nach hinten, ehe sie ihn tiefer in die schleimigen, finsteren Eingeweide beförderte und ihn Erinnerungs Blicken entzog …
    Plötzlich pfiff eine Kugel haarscharf an seinem Kopf vorbei und hätte beinahe einen Flügel gestreift. Rasch glitt er zu einer anderen Metallstange, und von dort aus konnte er beobachten, wie Bourdain unsicher mit einer Schusswaffe herumhantierte, während er und Rachel Kapur versuchten, sich den Weg in Richtung der Maulöffnung des Wurms freizukämpfen. Dann stülpte sich der Boden des Schlunds in die Höhe, und fast wäre Bourdain die Waffe aus der Hand gefallen.
    Honigtau war nirgends zu entdecken, und Erinnerung ging davon aus, dass dem korrupten Chef der Sicherheitsabteilung bereits die Flucht geglückt war. Die untere Fläche des Restaurants glich mittlerweile einem aufgewühlten Meer; die Wellen, die den Boden wie in Krämpfen schüttelten, waren so mächtig, dass nichts und niemand aufrecht stehen bleiben konnte.
    Abermals nahm Erinnerung Schwung und flog los; als er über Bourdains Kopf hinwegsegelte, streiften seine Flügel erst die eine, dann die andere Seite der Kaverne. Derweil begann sich das Maul des Ungeheuers langsam zu schließen. Allmählich verkleinerte sich der Schlitz und sperrte den letzten Rest des fahlen Tageslichts aus, während die Stahlmasten, die das Maul offen gehalten
hatten, sich verbogen, bis sie entzweibrachen. Erinnerung flitzte durch die schmale Lücke zwischen den Zahnreihen hindurch und spürte, wie

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