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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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eingetroffene Schiff wurde prompt von dem ersten Luftfahrzeug attackiert, ehe es selbst Geschosse abfeuerte, die Schweife aus einem hellen Nebel ausstießen, während sie ihr Ziel ansteuerten. Unterdessen drehte das erste Schiff ab, um sich von dem havarierten Schleppzug zu entfernen und sich aus der Schusslinie zu bringen; es schob sich hinter Corsos Turm, bis es aus seinem Blickfeld rückte.
    Doch es kam seiner Zelle immerhin so nahe, dass er in der Gondel einzelne Bandati ausmachen konnte, die hektisch versuchten, das durch einen Treffer verursachte Feuer zu löschen. Einer der Gasballons brannte lichterloh, und als Folge davon legte sich das ganze Schiff immer stärker auf die Seite. Während es rapide an Höhe verlor, sah es aus, als könnten die Passagiere jeden Moment aus der Gondel fallen. Wie gebannt verfolgte Corso das Spektakel, bis das Schiff außer Sichtweite geriet, und auch danach fuhr er fort, in die Dunkelheit zu starren; er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er soeben Zeuge eines Vorfalls von entscheidender Bedeutung geworden war.
     
    Was ihm dann endgültig den Rest gab, geschah zwei Tage später, als er aufwachte und sich abermals auf eine Pritsche geschnallt in der Folterkammer wiederfand. Eine Zeit lang hatte er Grund zu der Annahme gehabt, die Quälereien seien zu Ende; immerhin hatte man ihn mehrere Tage hintereinander in Ruhe gelassen.
    Offenbar hatte er sich geirrt.
    Dakota war auch da, und sie riefen einander bruchstückhafte Informationen zu, ehe sie sich wieder in scheinbar nicht enden
wollenden Schmerzen wanden. Erneut bot Corso seine Kooperation an, in den unterschiedlichsten Formulierungen, immer in der vagen Hoffnung, seine schwarzäugigen Folterknechte könnten tatsächlich ein einziges Wort verstehen, das er unter unsäglichen Qualen hinausschrie. Doch es hatte ganz den Anschein, als verstünden sie seine Antworten genauso wenig wie er ihre Fragen.
    Als er früh am nächsten Morgen in seiner Zelle wieder zu sich kam, irren Blickes ins Leere starrend, beschmutzt, sein Geist tranig von den Drogen, die sie ihm verabreicht hatten, um ihn bewusstlos zu machen, wusste er, dass er diese Tortur nicht länger aushielt.
    Er beschloss, aus dem Fenster zu klettern und zu fliehen.
    Unterhalb seiner Zelle erspähte er drei Galerien, alle garniert mit scheinbar planlos zusammengewürfelten Gebäuden. Die nächstgelegene Plattform befand sich seitlich von seiner Zellentür, lag jedoch mindestens dreißig Meter tiefer; um sie zu erreichen, musste er ungefähr zehn Meter weit die Turmwand entlangklettern, ehe er den Abstieg überhaupt in Angriff nehmen konnte.
    Die zweite Galerie ragte direkt unter ihm aus der Wand, doch sie lag noch ein gutes Stück tiefer als die erste und wurde zum Teil von ihr verdeckt. Falls er den Halt verlor und abstürzte, musste er eigentlich auf ihr landen. Ob er den Aufprall überlebte, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt.
    Unter diesen beiden Plattformen konnte Corso gerade eben noch den äußeren Rand einer dritten ausmachen, die nur zu sehen war, weil sie bedeutend größere Abmessungen aufwies als die zwei darüberliegenden.
    Er hatte die anderen Türme in der Nähe gründlich studiert, doch ein regelmäßiges Muster, nach dem die mehr oder weniger weit in die Luft herausragenden Galerien angeordnet waren, ließ sich nicht erkennen. Manchmal ballten sie sich zusammen wie ein Klumpen von Entenmuscheln, während weite Flächen
dazwischen völlig leer blieben. Deshalb mutmaßte er, dass es jedem Bandati freistand, sich eine eigene Plattform an einem beliebigen Punkt der Turmwand zu bauen. Die Gründe dafür konnte er nicht einmal erraten – es sei denn, bei diesen wie zufällig angeordneten Galerien handelte es sich lediglich um Bauplätze für Wohnquartiere.
    Viele bange Minuten lang starrte er angespannt hinunter auf die nächste, ein wenig zur Seite versetzte Plattform, dann probierte er aus, ob er sich an den groben Furchen, die den Turm beinahe horizontal in einer flachen Spirale umgaben, festhalten konnte. Die ganze Zeit über jagte ein einziger Gedanke durch seinen Kopf: Das ist Wahnsinn, der glatte Selbstmord, völlig verrückt. Immer und immer wieder.
    Es war tatsächlich verrückt, gestand er sich ein, als er sich über das schmale Sims nach draußen beugte und sich vergegenwärtigte, wie tief er fallen würde, wenn er auch nur ein einziges Mal den Halt verlor. Doch die Vorstellung, in dieser Zelle bleiben zu müssen – in ständiger

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