Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
seit vielen Jahrtausenden.
Doch dann kam – endlich – das erhoffte Signal.
Ein Reparaturschiff nach dem anderen platzte auf, sprengte die Außenhülle ab und legte schwer bewaffnete Angriffsdrohnen frei – intelligente Maschinen, Nova-Raketen mit einer ungeheuren Zerstörungskraft. Sie waren so klein, dass ihre Neutrino-Echos als harmloses Hintergrundrauschen abgetan werden konnten – oder als Folge der Shoal-Patrouillen, die irgendwo draußen zwischen den Systemen agierten, die sich entlang der Grenze des Langen Krieges hinzogen.
Selbst wenn die Emissäre sich über die unsystematischen, geringfügigen Energiestöße gewundert hätten, die die Drohnen produzierten, und selbst wenn sie gemerkt hätten, wie sie am Rand von Dutzenden bewohnter Sternsysteme inmitten des Clusters auftauchten, der ihnen als Schlachtfeld mit den Shoal diente, wären sie nie daraufgekommen – davon war der Händler fest überzeugt – was er und seine Kohorte im Schilde führten.
Eigenständig operierend, doch ihr geheimes Netzwerk aufrechterhaltend, pirschte sich jede der Waffen allmählich immer näher an das Herzstück seines jeweiligen Zielsystems heran, das gleißende Feuer ins Visier nehmend, das in seinem Zentrum brannte.
Kapitel Acht
Eine geraume Zeit vor seiner Begegnung mit Dakota und seinem missglückten Versuch, sie zur Kooperation zu bewegen, war Lucas Corso von Drogen beduselt in einer identischen Zelle aufgewacht. Sein Verstand war von den starken Schmerzen, die ihm zusetzten, und einem Gefühl der Orientierungslosigkeit so beeinträchtigt, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wusste sehr wohl, dass man ihn während der letzten Stunden grausam gefoltert hatte, doch seine Erinnerungen an das Verhör und die Tortur durch die Bandati waren immer noch unklar und verschwommen. Ganz behutsam öffnete er seine verquollenen Augenlider, und das Morgenlicht, das durch die Türöffnung in seiner Zelle hereinfiel, verursachte ihm neue Pein. Sein Körper war nur noch ein Bündel aus halb erinnerten Qualen, deshalb begegnete er der hellen Morgensonne mit der gebotenen Vorsicht. Seit seiner Gefangennahme war knapp eine Woche vergangen. An einen Teil dieser Zeit fehlte ihm jede Erinnerung, der Rest war gekennzeichnet von langen Tagen und Nächten, die er allein in seiner Zelle verbrachte. Aber er entsann sich an mindestens zwei weitere Gelegenheiten, bei denen er aus dem Schlaf aufwachte, auf eine Pritsche geschnallt und seinen Peinigern, die ihn verhörten, hilflos ausgeliefert.
Während die Sonne den Himmel hinaufwanderte, erinnerte er sich immer deutlicher an die Quälereien der vergangenen Nacht. Gleichzeitig verspürte er Verzweiflung, Wut und Angst – durchsetzt mit einem gehörigen Schuss Selbstmitleid.
Die Folter war entsetzlich gewesen. Sein Körper wies keine sichtbaren Spuren von Misshandlungen auf, aber es bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass er schier unerträgliche Schmerzen
gehabt hatte und in seiner kreatürlichen Pein schrie wie ein Wahnsinniger.
Erst später merkte er, dass die Ambrosia, mit der man ihn fütterte, anders zusammengesetzt war als Dakotas Nahrung, denn obwohl sie ihn abstumpfte und ihm das Denken erschwerte, war er nie so total weggetreten wie Dakota. Es schien, als wollten die Bandati seinen Geist nicht völlig lahmlegen, damit er ihnen alles erzählen konnte, was sie über die Protokolle wissen wollten. Noch hatten sie nicht herausgefunden, dass im Grunde Dakota die Person war, auf die sie nicht verzichten konnten.
Unterdessen riet ihm sein Selbsterhaltungstrieb, sich von dem Ambrosiastutzen so lang wie möglich fernzuhalten. Wie Dakota, so hatte auch er eine fürchterliche Angst vor dem Einschlafen, denn seine Folterknechte holten ihn immer nur dann ab, wenn er nicht bei Bewusstsein war. Doch wenn die langen, einsamen Stunden vergingen und die Sonne wieder einmal hinter den fernen Berggipfeln unterging, trieb ihn das Verlangen nach irgendeiner Form von Nahrung unweigerlich an den Kran zurück.
Während er trank, spürte er, wie seine Gedanken träge wurden; schließlich kippte er seitlich weg, erfüllt von einem Gefühl scheinbarer Glückseligkeit.
In jener Nacht waren sie nicht gekommen, um ihn abzuholen, dafür wurde er heimgesucht von Alpträumen, die ihn vor Angst schlotternd in der Finsternis hochschrecken ließen.
Ihn träumte, er befände sich wieder am Ufer des Feuersees, daheim auf Redstone, und vor ihm stand sein Freund Sal, der in heller Panik auf
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