Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
Wunde quer über ihrer Schulter.
Du hast gut reden! Ihr wurde übel, und sie hatte das Gefühl, sie müsse sich jeden Moment übergeben. Die restlichen Larven fingen nun an, sich gegen sie zusammenzurotten und drängten sie ohne zu zögern wie in einer aufeinander abgestimmten Taktik in eine Ecke.
An der Stelle, an der eine der Kreaturen ihren Knöchel mit den Zähnen gestreift hatte, fing ihr Fuß fürchterlich an zu jucken. Sie wartete, bis eine der Larven ihr nahe genug kam, dann trat sie danach und traf sie direkt unter dem Maul. Das Wesen krümmte sich und kroch ein Stück zurück, doch schon bald näherte es sich ihr wieder, empört zischend.
Ohne nachzudenken, schnappte sie sich die Larve, die wie ein Dämon kämpfte, um sich aus ihrem Griff zu befreien. Schreiend rannte Dakota zum Sims und stieß die Kreatur durch die Türöffnung nach draußen. Das Tier versuchte, sich um ihre Arme zu wickeln, aber sie knallte es gegen den Boden, bis es losließ und in die Tiefe stürzte.
Damit hatte sie zwei erledigt, und zwei blieben noch übrig.
Ihr Blick wanderte über die Stadt, und sie entdeckte einen Schleppzug, der langsam näher kam. Ein Gefühl der Euphorie stieg in ihr auf. Die Luftschiffe steuerten geradewegs auf sie zu, gelenkt von der Piri Reis.
Allerdings konnte es nicht mehr lange dauern, bis jemand bemerkte, dass hier etwas Ungewöhnliches passierte. Irgendwer in einem der umliegenden Türme brauchte nur aus dem Fenster zu schauen und würde sehen, dass etwas nicht stimmte. Und mit Sicherheit musste einem der in der Nähe umherfliegenden Bandati auffallen, dass die Luftschiffe ihren vorprogrammierten Kurs geändert hatten.
Sie wusste immer noch nicht, weshalb man die Piri in den Orbit von Ironbloom überführt hatte, während das Wrack in der Blackflower-Anlage blieb. Doch bald würde das ohnehin keine Rolle mehr spielen, da das Wrack kurz davor stand, das Kommunikationsnetz des gesamten Systems zu kontrollieren, und sobald dieser Vorgang abgeschlossen war, wurde sogar die Piri Reis weitgehend überflüssig.
Hinter ihrem Rücken ertönte wieder ein aufgebrachtes Zischen.
Die Hälfte ihrer Angreifer hatte sie ausgeschaltet, und jetzt hatte sie es nur noch mit zwei Larven zu tun. Doch mittlerweile verspürte sie eine aufsteigende Übelkeit und ihr war schwindelig, trotz aller Anstrengungen ihrer Implantate, die sie davon in Kenntnis setzten, dass sie an einem anaphylaktischen Schock litt. Die Implantate versuchten gegenzusteuern, indem sie ihr Lungengewebe
mit Adrenalin überschwemmten und gleichzeitig ihren Serotoninspiegel ausglichen. So viel zum Thema inkompatible Physiologien.
Sie taumelte von den beiden noch verbliebenen Larven weg und zog sich in die am weitesten von ihnen entfernte Ecke der Zelle zurück. Sich mit beiden Armen an den Wänden abstützend, schüttelte sie ein paarmal heftig den Kopf, um das dumpfe Gefühl, das ihren Geist lähmte, loszuwerden. Egal, ob es stimmte oder nicht, was Moss über ihre Implantate gefaselt hatte, aber eine Tatsache ließ sich nicht leugnen – sie verrichteten immer noch gewissenhaft den Job, für den sie konzipiert waren.
Sie holte ein paarmal tief Luft, dann flitzte sie an der Larve vorbei, die ihr am dichtesten auf den Pelz gerückt war, und steckte den Kopf nach draußen. Das Luftschiff, das den Zug anführte, befand sich nur noch wenige Hundert Meter von ihr entfernt und glitt langsam näher.
Doch es würde ein gutes Stück unter ihrer Zelle den Turm passieren, und sie befürchtete, sie könnte sich verletzen, wenn sie versuchte, darauf zu springen. Seit sie ihren Fluchtplan ausgeheckt hatte, malte sie sich in ihrer Fantasie immer wieder aus, wie sie einfach einen Schritt aus ihrer Zelle heraustrat und direkt auf einem der Gasballons landete. Nun stand sie vor dem Problem, dass die reale Situation sich doch nicht so simpel gestaltete.
Und wie es dann weitergehen sollte – vorausgesetzt, ihr glückte die Flucht aus der Zelle … Nun, dank des Wracks, das sämtliche lokalen Systeme unterwandern konnte, hatte sie eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie Darkwater angelegt war. Sie traute es sich sogar zu, sich in den Straßen zurechtzufinden, die sich zwischen den zahllosen Türmen hindurchschlängelten. Es gab auch ein komplexes unterirdisches Verkehrsnetz, doch sie hatte nicht vor, es zu benutzen,
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