Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War
Miss Merrick.«
Natürlich ist sie zu Ende, protestierte sie in Gedanken. Sie fühlte sich wie betäubt.
Wein und Rosen entfernte sich wieder, mit weit ausgespannten Flügeln davonsegelnd, und sie konnte gar nichts mehr tun, außer nachzugrübeln, was er mit seiner ominösen letzten Bemerkung wohl gemeint haben konnte.
Kapitel Dreizehn
Ein paar Stunden nach der Zerstörung der Blackflower-Anlage löste sich ein kleiner Wartungsschlepper aus einem scheinbar stillgelegten Raffineriekomplex, der in einem geringfügig höheren Orbit den Mond umkreiste.
Mittlerweile hatten Bergungsmannschaften bereits den langwierigen und komplizierten Vorgang eingeleitet, nach Überlebenden zu suchen und aus den weiterhin im Orbit rotierenden Trümmerstücken zu retten, was noch zu retten war. Die grellen Funken ihrer Fusionsantriebe zeigten sich auf einer Reihe von Displays, die sich vor Hugh Moss ausbreiteten, dem einzigen Passagier und Piloten des Schleppers.
Er sah zu, wie eine Kette von Detonationen die Struktur der Orbitalraffinerie erschütterte und den Parfümgarten restlos zerstörte. Einen Moment lang erlaubte er es sich, darüber nachzudenken, doch er merkte, dass er den Verlust seines Experimentierzentrums weniger bedauerte als erwartet.
Es war eine Schande, ausgerechnet das zu vernichten, was sein zweitwichtigstes Vermächtnis hätte werden können, aber vielleicht hatte er sich zu sehr darauf konzentriert, den Menschen zu helfen, sich gegenseitig umzubringen; vielleicht hatte er sich von seinem wahren Lebensziel ablenken lassen, das darauf hinauslief, die Shoal-Hegemonie zu vernichten, wobei Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt sein erstes Opfer sein sollte.
Moss war maßlos überrascht gewesen, als eine Eingreiftruppe, bei der es sich um einen Kampfverband des Hives Schummrige Himmel handeln musste, Dakota in einer militärischen Operation entführte, die eindeutig darauf angelegt war, den größtmöglichen Schaden anzurichten. Doch als Dakota dann das nämliche
Wrack, das sie nach Night’s End gebracht hatte, allem Anschein nach zerstörte, musste er zwangsläufig seine eigenen Pläne, sich das Sternenschiff selbst unter den Nagel zu reißen, aufgeben, und gleichzeitig nötigte ihm Dakotas Verzweiflungstat ein gewisses Maß an Respekt ab.
Vor einigen Jahren war er in Alexander Bourdains Dienst getreten, weil der, unter anderem, einen Handel mit Informationen betrieb. Er kaufte Auskünfte und Nachrichten, um diese dann mit Gewinn weiterzuveräußern. Moss hatte gehofft, die Quelle aufzuspüren, die das Gerücht verbreitete, der Hive Immerwährendes Licht hüte ein Geheimnis von ungeheurer Wichtigkeit. Und die spärlichen Details, die er sich über Bourdains Netzwerk aus Spionen und Schmugglern ergatterte, ließen ihn allmählich zu dem Schluss gelangen, dass seine hartnäckige Suche nach einer Möglichkeit, Vergeltung zu üben, tatsächlich zum gewünschten Erfolg führen konnte.
Für ihn war es Grund genug, sich an die Königin vom Immerwährenden Licht zu wenden und sich ihre Erlaubnis einzuholen, seine Forschungseinrichtung, die er »Parfümgarten« zu nennen pflegte, mitsamt den Trainingseinrichtungen in das Night’s-End-System zu überführen. Er versprach sich von diesem Transfer, weitere Hinweise für das Vorhandensein eines Phänomens zu finden, von dem er anfangs geglaubt hatte, es müsse sich um eine dieser legendären Schatztruhen der Schöpfer handeln, ein Hort unbeschreiblich hochentwickelter Technologien, den die Shoal noch nicht aufgestöbert hatten. Doch schon bald fand er heraus, dass das Immerwährende Licht bereits vor Tausenden von Jahren selbst ein Wrack der Weisen entdeckt hatte, in einem nahe gelegenen System, das noch außerhalb der Routen lag, die von den Kernschiffen der Shoal befahren wurden. Das fremde Schiff hatte man an Ort und Stelle gelassen, und seit seiner Entdeckung verwahrte man es in einer Anlage, die man eigens zu dem Zweck gebaut hatte, um es studieren zu können.
Und als dann Dakota mit ihrem eigenen Wrack plötzlich wie aus dem Nichts in ausgerechnet demselben System auftauchte, konnte er diesen glücklichen Zufall kaum fassen. Seinen ursprünglichen Plan, das Schiff zu stehlen, das das Immerwährende Licht gefunden hatte, konnte er nun getrost als überholt betrachten. Außerdem war es notwendig geworden, sich Bourdains zu entledigen, der schon längst seine Nützlichkeit eingebüßt hatte. Die Razzia in dem Restaurant bot ihm die ideale Gelegenheit, Bourdain
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