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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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ihrem neuen Navigator umzuwandeln.
    Das alles war fort.
     
    In der Sekunde, in der der Kontakt mit dem Wrack für immer abbrach, schlug sie die Augen auf und merkte, dass es ihr im Grunde einerlei war, was jetzt aus ihr würde. In der realen Welt mochten höchstens zwei, drei Minuten verstrichen sein. Tage voller Wein und Rosen stand immer noch neben ihr, die Waffe in der Hand, doch nun hielt er sie gesenkt, so dass der Lauf nicht mehr auf sie zeigte.
    Er wandte sich ab und lauschte einer langen Folge von Klicklauten, die aus seinem Translator quollen, ehe er sich wieder ihr widmete.
    »Das war Ihr Werk«, stellte er fest. »Sie haben das Wrack zerstört. Sie sind dafür verantwortlich.«
    Sie sah ihn seelenruhig an. Ob er sie jetzt töten würde?
    »Das stimmt, aber es hätte alles noch viel schlimmer kommen können.«
    »Noch schlimmer?«
    »Allerdings, wenn ich das Schiff stattdessen in das Zentrum der Sonne gesteuert hätte. Wissen Sie nicht mehr, was ich Ihnen sagte?« Sie zuckte die Achseln. »Und was haben Sie nun mit mir vor? Bringen Sie mich um oder lassen Sie mich laufen?«
    »Warum sollten wir Sie umbringen wollen?«
    In Dakota kochte die Wut hoch. »Ich habe gerade das Ding, um das Sie so erbittert gekämpft haben, vernichtet, oder ist das Ihrer Aufmerksamkeit entgangen?«
    Wein und Rosen holte mit dem Gewehr Schwung, ehe er es in einem langen, flachen Bogen wieder in Dakotas Richtung
schwenkte, und dann verpasste er ihr einen zweiten Hieb. Sie hatte den Schlag kommen sehen und sich instinktiv geduckt, doch der Alien bewegte sich schneller als sie. Der Lauf traf sie am Kinn, und sie driftete weg; sich überschlagend trieb sie in die Mitte des Gartenraums. Wieder löschten stechende Schmerzen ihre Gedanken aus; die Hände auf ihre untere Gesichtshälfte pressend, wartete sie darauf, dass das quälende Pochen und Ziehen nachließ. Einer ihre Zähne schien sich gelockert zu haben.
    Sie verspürte wieder einen Schlag, und schreiend warf sie sich zur Seite. Ein Geräusch, das sich anhörte, als würde trockenes Papier zwischen Fingern gerieben, erklang; kleine, mit einer harten Haut überzogene Hände stießen und schubsten sie, und dann landete sie an der gegenüberliegenden Seite des Gartenraums.
    Eine Abwehrhaltung einnehmend, krümmte sie sich zusammen und wartete viele Sekunden, die ihr sehr lang vorkamen, auf die nächste Attacke, während sie hyperventilierte und mit den Händen das verletzte Kinn umklammerte. Auf einmal fühlte sie, wie ein Schatten über sie fiel.
    »Bezüglich unserer kurzfristigen Pläne hat sich nichts geändert«, teilte Wein und Rosen ihr mit. »Wir setzen unseren Flug fort. Wenn wir an unserem Ziel angekommen sind, werden Sie genau das tun, was die Königin meines Hives von Ihnen verlangt, und Sie werden alle ihre Fragen beantworten. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, ich habe Sie verstanden«, murmelte Dakota und betastete ihr Kinn, um festzustellen, welche Stelle am meisten schmerzte. Jeder Versuch zu schlucken, tat immer noch weh. Sogar sehr.
    Und dann werden sie mich umbringen, wenn sie endlich kapiert haben, dass ich das Ding, das sich alle so brennend wünschten, für immer und ewig verschwinden ließ. Das so heiß begehrte fremde Sternenschiff gibt es nicht mehr. Der Kampf war vorbei, und sie hatte nichts mehr in der Hand. Wem konnten Corsos Protokolle jetzt noch etwas nützen?

    Sie versuchte, die sie umgebenden elektronischen Systeme mit ihren Sinnen zu erfassen, doch ihre Bemühungen liefen ins Leere. Sie war wieder ein ganz normaler Mensch, ohne spezielle Fähigkeiten; ihr eigener Körper setzte ihr Grenzen, hatte sich zu einem Gefängnis entwickelt.
    Noch vor kurzem hatte sich Dakota ein Leben ohne das konstante Hintergrundsummen ihrer Maschinenkopf-Implantate nicht vorstellen können, dieser zusätzliche maschinelle Verstand oder Geist oder wie immer man diese Ghost-Implantate nennen wollte, waren allmählich zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihrer Denkprozesse geworden. Sie hatte angenommen, der Verlust würde sie noch härter treffen, als es tatsächlich der Fall war.
    »Sie bilden sich ein, dass Sie die aktuelle Situation verstehen«, ertönte die raspelnde Stimme aus dem Translator, der wie ein trübe schimmernder Fleck vor Wein und Rosens Sprechwerkzeugen schwebte. »Sie verstehen, und sind doch weniger als Nichts. Wir wissen, wer und was Sie sind. Sie waren eine Diebin, und jetzt sind Sie obendrein eine Mörderin. Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende,

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