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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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stattfanden.
    Sie hatte sich nicht darum gerissen, diese Rolle zu spielen, und sie war sich alles andere als sicher, ob sie an diesem Unterfangen überhaupt beteiligt sein wollte.
    Und dennoch konnte sie nach der in dem Schiff schlummernden Macht und dem Wissen süchtig werden, dessen war sie sich bewusst. Es ließ sich mit dem Zustand vergleichen, in dem sie sich befand, nachdem man ihr ihre Originalimplantate eingepflanzt hatte. Auf all das zu verzichten, was das Wrack ihr bieten konnte, wäre weitaus schlimmer als der Verlust eines Armes oder Beines. Sie würde sich fühlen, als hätte sie einen wesentlichen Teil ihres Bewusstseins eingebüßt.
    Das Wrack wartete weiterhin auf ihre Befehle. Bis jetzt war der Crew der Blackflower-Anlage offenbar immer noch nicht aufgefallen, dass sie die Hälfte der dort installierten Energiesysteme abgeschaltet hatte.
    Sie hatte geplant, das Wrack zu zerstören. Für diesen drastischen Akt gab es einen guten Grund, denn wer auch immer – oder was auch immer dieses Sternenschiff kontrollierte, wäre mit einer ungeheuren Macht ausgestattet. Es einfach zu vernichten wäre gewiss die beste Lösung.
    Aber das persönliche Opfer, das ihr abverlangt würde, war so enorm, dass sie davor zurückscheute, eine solche Aktion in Betracht zu ziehen. Sie wäre dann für immer in ihrem eigenen Körper gefangen, ohne sich in die zeitlosen virtuellen Gefilde des Wracks zurückziehen zu können.
    Und nicht nur das; darüber hinaus würde sie die vielleicht letzten
noch existierenden Erinnerungen und Aufzeichnungen eines längst untergegangenen galaktischen Imperiums auslöschen. Doch wenn sie das Wrack weiter bestehen ließ, riskierte sie den Ausbruch eines Krieges, der von seinem zerstörerischen Potenzial her exakt dem Konflikt glich, der den Untergang der Weisen überhaupt erst besiegelt hatte.
    Trotzdem … Sie merkte, wie sich ihre Gedanken im Kreis drehten.
    Und auf einmal erkannte sie, dass sie endlich bereit war, das zu tun, was getan werden musste.
     
    Die Blackflower-Anlage war weitaus mehr als eine Parkgelegenheit für Raumfahrzeuge und robotische Atmosphären-Erntemaschinen. Abseits von den Docks lebten in dem Betrieb – der eher einer Orbitalstadt glich – über viertausend Bandati, die alle damit beschäftigt waren, Helium Drei aus den oberen Schichten des Gasriesen namens Dusk zu fördern. Rings um die Anlegestellen und Eindockbuchten wob sich ein Netz aus Raffinerien, Transportstationen und Industriekomplexen.
    Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, ging von der Hülle des Wracks ein Impuls aus glühender, destruktiver Energie aus. Die gigantischen Stahlrippen, die es umschlossen, brachen sofort in einem gewaltigen Blitz aus Hitze und Energie auseinander. Dabei wurde ein großer Teil der Anlage zerstört, und es entstand ein riesiges Loch, in dessen Mitte sich das Wrack befand.
    Das Sternenschiff setzte sich in Bewegung, beschleunigte und entfernte sich in rasendem Tempo von der zerstörten Anlage. Die Schockwellen der Explosion pflanzten sich durch die restlichen Strukturen der Stadt fort, zerschmetterten Transportsysteme und ließen weiträumig angelegte Druckausgleichshabitate miteinander kollidieren; bei dem Aufprall platzten die Außenwände, und durch die Risse und Breschen entwich die Atmosphäre ins Vakuum.

    Die sehr wenigen Überlebenden dieses Kataklysmus konnten beobachten, wie das Wrack mit unglaublicher Geschwindigkeit aus ihrem Blickfeld entschwand, aus Blackflowers Gravitationstrichter herausdüste und Dusk mit seinen Wolkenwirbeln aus Wasserstoff und Helium ansteuerte.
     
    Dakota schwebte mit baumelnden Gliedern in der Nähe der gekrümmten Wand des Gartenraums. Im Geist sah sie die kolossale Masse von Blackflower und nahm den langsam sich drehenden Schwerkraftstrudel des Mondes wahr, während das Wrack in die Schwärze des Alls davonschoss und ihr dabei ein Gefühl vermittelte, als würde ein Kind hartnäckig am Blusenärmel seiner Mutter zupfen.
    Ich habe soeben all diese Bandati umgebracht, kreiste es unentwegt in Dakotas Kopf. Egal, wohin ich gehe, überall hinterlasse ich eine Spur des Todes, und dieses Mal kann ich mich noch nicht einmal damit herausreden, das Ganze sei ohne mein Zutun passiert. Für dieses Massaker bin ich, und nur ich allein verantwortlich – weder die Freistaatler noch die Uchidaner noch die Bandati trifft eine Mitschuld.
    Sie versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass es besser sei, ein paar Tausend Leben zu opfern, als zuzulassen,

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