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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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wie durch ein Wunder intakt geblieben waren.
    Es war eine entsetzliche Demonstration der Gräuel, die eine mit Waffen ausgetragene Fehde anrichten konnte, doch im Großen und Ganzen gesehen stellte diese fast vollständige Ausrottung einer gesamten Zivilisation nicht viel mehr als ein unerhebliches Scharmützel im Langen Krieg dar.
    Der Schwimmer hätte kein besseres Beispiel anführen können, warum der Lange Krieg endlich aufhören musste und wie wichtig es war, mit den Emissären endlich einen Frieden auszuhandeln.
    Nun trieb er im mit Wasser gefüllten, druckfesten Inneren seines Schiffs, und während seine Gedanken unentwegt um Tod und Zerfall kreisten, hob seine Yacht wieder von der verwüsteten
Ebene ab. Nach einer Weile sauste sie mit einem beachtlichen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit auf ein neues Ziel zu – und auf ein Treffen mit einem anderen Shoal-Mitglied, das den Namen Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt trug.
    Ein, zwei Tage nach seinem Besuch dieser toten Welt spürten die Systeme seiner Yacht etwas auf, das aussah wie ein ausgezackter Halbmond, der in einem langen, elliptischen Orbit um Te’So gefangen war; die Überreste eines vor zehntausend Jahren gesprengten Kernschiffs, ein weiteres Opfer dieses ewigen Krieges. In seinen Tiefen blinkten konfuse Lichtsignale auf, als die alten autonomen Verteidigungssysteme, die wider Erwarten nach so langer Zeit immer noch in Betrieb waren, auf die Annäherung seines Schiffs reagierten.
    Schwimmers Yacht, wie auch die des Händlers, war ein stark modifiziertes, privates Raumschiff, das aufgrund ihrer hohen Stellung innerhalb der Shoal-Hegemonie die modernsten Waffensysteme aufwies. Dass ihre Schiffe obendrein mit Transluminal-Antrieben ausgerüstet waren, sprach ebenfalls für den übergeordneten Rang, den sie beide in der Shoal-Hierarchie bekleideten.
    Schwimmers Yacht sendete einen Erkennungskode, der seit tausend Jahren nicht mehr benutzt worden war, und die Verteidigungsanlagen des Kernschiffs schalteten sich automatisch ab.
    Währenddessen lud er uralte Videoaufzeichnungen aus den unversehrten Datenspeichern des Kernschiffs und wurde so Zeuge seiner Zerstörung. Ein mit Nuklearimpuls-Triebwerken bestückter Asteroid war in das Kernschiff gekracht, hatte die Hälfte seiner Masse in geschmolzenen Schutt verwandelt und jedes darin befindliche Leben ausgelöscht.
    Schwimmer lotste seine Yacht in Richtung des freigelegten Kerns und beobachtete, wie zu beiden Seiten des Schiffs eine Schicht nach der anderen zurückfiel. Zuerst passierte er den Rest, der von der äußeren Kruste übrig geblieben war, von kolossalen Säulen gestützt in unermessliche Höhen aufragend, danach die
darunter liegende Ebene, wo enorme Populationen miteinander gelebt und schließlich gemeinsam den Tod gefunden hatten. Dann, endlich, erreichte er die leere Aushöhlung im Zentrum, in dem die Shoal-Crew des Raumschiffs inmitten eines lichtlosen, künstlichen Ozeans zu Hause gewesen war.
    Dort wartete der Händler auf ihn, in den Trümmern der Kommandozentrale, einem pyramidenförmigen Gebäude an der gekrümmten Innenwand des innersten Kerns. Die Struktur erinnerte an eine riesige Stele, die das Grab eines Riesen markiert – kalt, leer und ohne Luft. Der Schwimmer stellte die Defensivsysteme seiner Yacht auf die höchste Alarmstufe ein und scannte das in der Nähe parkende Schiff des Händlers, das mit dem seinen nahezu identisch war, ehe er zu guter Letzt ausstieg.
    Er sah den Händler, der seine Ankunft erwartete; seine von einem Energiefeld zusammengehaltene Wasserblase, in der er schwamm, glühte schwach, während sie neben einem Fenster dümpelte, das früher einmal einen Ausblick in die Tiefen eines künstlich angelegten Ozeans gewährt hatte. Aufmerksam verfolgte der Händler, wie der Schwimmer sich ihm näherte.
    »Sie haben sich viel Zeit gelassen«, meinte der Händler und dirigierte seine Blase näher an die von Schwimmer heran. »Ich warte schon seit …«
    »Mir wäre es lieber, wenn sich unsere Blasen nicht miteinander vermischen würden, Händler«, unterbrach der Schwimmer ihn. »Außerdem erlaube ich mir die Frage, was dieses Versteckspiel zu bedeuten hat. Und warum …«, seine Greiftentakel ringelten sich kurz, als er nach den richtigen Worten suchte, »warum Sie mich genötigt haben, hierherzukommen, in dieses … dieses Mausoleum!«
    »Warum ich diesen Treffpunkt gewählt habe, wollen Sie wissen? Nun, er soll uns beide daran erinnern, wofür wir kämpfen«,

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