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Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War

Titel: Lichtzeit - Gibson, G: Lichtzeit - Nova War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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dass das gesamte Leben innerhalb der Galaxie ausgelöscht würde. Und um die größte Gefahr, die die Milchstraße seit ihrer Entstehung bedrohte, auszumerzen, ließ sich der Tod dieser unglücklichen Bandati nicht vermeiden. Doch diese Argumente hatten, wie erwartet, einen schalen Beigeschmack, sie klangen in ihren eigenen Ohren hohl. Das Bewusstsein, in voller Absicht getötet zu haben, zerfraß wie ein Klumpen Säure ihren Magen und plötzlich musste sie gegen einen Brechreiz ankämpfen.
    Sie erinnerte sich an die alten Religionen von Bellhaven mit ihren Prophezeiungen und Propheten, ihren Geschichten und Fabeln. Vielleicht, nachdem sie längst tot war, erzählte man sich
auch Geschichten über sie, die als Warnung für künftige Generationen dienen sollten – oder, was ihr noch wahrscheinlicher vorkam, man machte sie zu einer Gestalt, mit der man Kinder erschrecken konnte. Wenn du nicht artig bist, kommt Dakota Merrick und schlachtet uns alle ab.
    Und jetzt musste sie damit rechnen, dass Tage voller Wein und Rosen sie für das, was sie gerade angerichtet hatte, zur Verantwortung zog. Das hieß, er würde kurzen Prozess mit ihr machen und sie einfach töten.
     
    Kurze Zeit später kam er zurück, gerade als das Wrack auf die obersten Schichten von Dusks Atmosphäre zujagte.
    Seine Flügel zuckten krampfhaft, als er sich in geduckter Haltung an ihre Seite begab. Sie öffnete die Augen und sah mit mäßigem Interesse zu, wie er seine Schusswaffe aus dem Halfter zog und den Lauf fest gegen ihre Schläfe drückte.
    Sein Translator schimmerte schwach in der gedämpften Beleuchtung des Gartenraums. »Was immer Sie tun, wenn Sie dafür, was geschieht, verantwortlich sind, hören Sie sofort mit Ihrer Einmischung auf!«, verlangte er von ihr.
    Sie lächelte. »Ich kann die Ereignisse nicht mehr aufhalten. Selbst wenn ich es wollte, es geht nicht.«
    Das war natürlich eine Lüge.
    Wein und Rosen presste ihr den Gewehrlauf noch härter gegen die Schläfe. »Ich weiß, das Sie das Ganze steuern. Noch einmal – hören Sie damit auf!«
    Dakota spürte in sich eine Ruhe, wie noch nie zuvor in ihrem Leben, bis auf den Moment vielleicht, als sie versucht hatte, an einem mit Eis überzogenen Straßenrand auf Redstone Selbstmord zu begehen.
    Sie schloss wieder die Augen und nahm einfach keine Notiz von Wein und Rosen.
    Das Wrack wurde noch schneller, als es in die verwirbelten
atmosphärischen Schichten eintauchte. Sie erkannte Ströme aus Gas, die den gesamten Planeten umspannten und einander überlagerten; es war, als blicke man in die wolkige Tiefe eines Edelsteins. Ein Gluthauch zerrte an der Außenhülle des Wracks, während es nach unten stürmte, und die sengende Reibungshitze der Passage fühlte sich an wie die Strahlen einer Sommersonne, die spielerisch ihre menschliche Haut kitzelten.
    »Schluss damit!« Die Stimme klang rau und wie aus weiter Ferne; im nächsten Moment durchzuckten Schmerzen alle ihre Sinne, ihr Bewusstsein wurde in den Gartenraum zurückgerissen, und die gefilterten sensorischen Eindrücke, die das Wrack ihr übermittelte, rückten vorläufig in den Hintergrund.
    Wein und Rosen hatte sein Gewehr wie eine Keule geschwungen und es ihr über den Kopf gehauen.
    Warum bringst du mich nicht einfach um?, wunderte sie sich, den Alien anstarrend. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund, und in einer Gesichtshälfte hämmerte ein schrecklicher Schmerz.
    »Zu spät«, flüsterte sie, halb zu sich selbst.
    Sie hatte den richtigen Weg gewählt; das würde sie sich immer wieder sagen.
     
    Das Wrack zog eine Schleppe aus weißglühendem Plasma hinter sich her, während es die Wolkenbäder durchstieß, um auf einen Ozean aus flüssigem metallischen Wasserstoff zuzurasen. Unter diesem Meer lag ein Kern aus dichtem Felsgestein, doch so weit würde das Schiff gar nicht kommen.
    Dakota hielt den Kontakt mit dem Wrack so lange wie möglich aufrecht; sie erlebte, wie die Kräfte, die sich durch die Passage entwickelten, die Antriebsdorne wegrissen und sie in die alles zermalmende Finsternis ringsum schleuderten. Der gewaltige atmosphärische Druck presste den Schiffsrumpf zusammen, bis die Hülle zerriss.
    Und dann war es endlich vorbei. Die Traumstadt, in der sie
zuerst erwacht war, gab es nicht mehr; ausgelöscht waren die riesigen virtuellen Bibliotheken, die sie durchstreift hatte, und die Stimmen der längst gestorbenen Bibliothekare, die sich ihrer annahmen – derselben Bibliothekare, die sich bemüht hatten, sie zu

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