Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
Vom Netzwerk:
Langweilig. Knisterfrei. Aber zuletzt
wohl auch nur eine Frage der Gewöhnung. 
    Da unser Verhältnis einerseits zu locker ist, um einander weinend in die
Arme zu fallen und ewige Verbundenheit zu schwören, andererseits jedoch auch zu
intensiv, um sich um 17 Uhr einfach die Hand zu schütteln und ein gutes Leben
zu wünschen, verabreden wir uns zum ersten und letzten Mal offiziell, und zwar
für Samstagabend.
    Als ich um kurz nach 20 Uhr im Dark
Flower ankomme, sitzt Max schon an einem der trendigen Retrotische und
verfolgt mit seinen Gletscheraugen jeden meiner Schritte, bis ich mich zu ihm
durchgeschlängelt habe. Plötzlich verstehe ich, wieso die Mädels bei Heidi Klum
als allererstes lernen, wie man geradeaus läuft. Denn je nachdem, wer dich
beobachtet, können dir selbst Doc Martens zum Verhängnis werden.
    Schließlich
lange ich aber doch noch glücklich bei Max an und lasse mich erleichtert in den
gegenüberstehenden Sessel fallen. „Na hallo! Du auch hier?“, flachse ich zur
Begrüßung.
    „In der Tat, so
ein Zufall! Das Schicksal scheint es weiterhin gut mit uns zu meinen.“ Er
reicht mir galant die Karte.
    „Heute
irgendwelche Specials?“, frage ich, während ich die Getränkeliste scanne.
    „Nope“,
antwortet Max. „Heute lasse ich es mich mal was kosten, dich betrunken zu
machen.“ Er zwinkert mir zu.
    „Na dann…“ Ich
zwinkere zurück und wende mich an den Kellner: „Einen Mai Thai, bitte!“
    Tatsächlich
scheint Max mal wieder nicht der Einzige mit Abfüll-Absicht zu sein, denn um
uns herum herrscht das übliche Samstagabend-Bagger-Chaos. Gedankenverloren
registriere ich die Mischung aus sexueller Aggressivität und Verzweiflung, in
deren Wogen Astrid und ich vor drei Wochen ebenfalls hin- und hertrieben, ehe
Max uns herausgefischt hat.
    „Woran denken
Sie?“, fragt mich Max über mein Cocktailschirmchen hinweg.
    „An alles und an
nichts“, gebe ich die inzwischen bewährte Antwort.
    Ich bin
wahnsinnig froh, Max bei mir zu haben. Meinen Helden, der mit unvergleichlicher
Nonchalance seine nicht bestehenden Besitzansprüche an mir geltend macht und
damit jeden Typen im Umkreis von drei Metern abwehrt. Die Außenstehenden halten
uns garantiert für ein Paar, so wie wir hier sitzen und uns ab und zu
verschworen zulächeln. Dabei gibt es keinerlei Schwur zwischen uns. Null
Verbindlichkeit, und doch hundertprozentige Sicherheit. Denn wo keine Liebe
ist, da gibt es auch keinen Schmerz. Aber das alles zu erklären, führte doch zu
weit. Daher beschränke ich mich darauf, etwas von meinem positiven Feeling
direkt weiterzugeben.
    „Weißt du was?“
Vertraulich beuge ich mich zu Max rüber. „Ich mache dir jetzt mal ein
Riesenkompliment, also hör gut zu: Du hast es gar nicht nötig, mich betrunken
zu machen. Ich schlaf’ auch so mit dir!“
    Da haben wir
sie: Die Liebeserklärung in Zeiten der Lieblosigkeit.
    „Ich weiß“, sagt
Max lässig und lässt die Eisbonbonaugen blitzen. Sein schiefes Grinsen macht
das Bild komplett, und für einen kurzen Moment sehe ich Han Solo vor mir, wie
er genau dieselben Worte auf Prinzessin Leias Ich liebe dich! erwidert.
Um daraufhin in Carbonit eingefroren zu werden… – O Mann, mein Mai Thai hat es
echt in sich! Prüfend schnuppere ich an dem Cocktail, als Max Solo seinen zwei
Worten noch etwas hinzufügt.
    „Aber vielleicht
möchte ich heute gar nicht mit dir schlafen. Vielleicht möchte ich einfach so
ein bisschen mit dir zusammen sein. - - - Natürlich möchte ich eigentlich immer
mit dir schlafen, versteh mich nicht falsch!“, beeilt er sich zu sagen, als ich
irritiert in mein Deko-Obst schnaube. Bin ich wirklich so eine Nymphomanin, wie
es sich eben angehört hat?
    „Und ich schlafe
ja auch gerne mit dir, wie du selbst am besten weißt“, redet Max hastig weiter.
„Ich meine, das kann man ja nicht schauspielern, was da zwischen uns abgeht.“
Es ist fast süß, wie engagiert er sich plötzlich um Kopf und Kragen redet. Erst
recht, wenn man in zahlreichen Redaktionssitzungen seine sonstige „Scheiß egal“-Einstellung
live miterlebt hat.
    „Aber nachdem
wir uns im Bett so gut verstehen, frage ich mich, wie es in anderen Bereichen
aussieht?“ Max legt den Kopf schief und hat plötzlich so gar nichts mehr mit
einem abgebrühten Weltraumschmuggler gemein. „Ich weiß ja kaum etwas über dich.
Was machst du, wenn wir uns nicht treffen? Hast du Geschwister? Wo bist du
aufgewachsen?“
    MOMENT. Das ist
mir dann doch etwas zuviel

Weitere Kostenlose Bücher