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Liebe 2.0

Liebe 2.0

Titel: Liebe 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mareike Giesen
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Engagement! In meinem Kopf schrillen sämtliche
Alarmglocken. Soviel zur sicheren Unverbindlichkeit. Soviel zu meiner
Überzeugung, die Sache mit Max wäre das Einzige in meinem Leben, über das ich
mir ausnahmsweise mal nicht den Kopf zerbrechen muss. Mit einem Mal scheint
mich der Fluch der Lady’s Night einzuholen. Dass Männer aber auch immer genau
das haben wollen, was man nicht bereit ist, ihnen zu geben! Wo ist gefrorenes
Carbonit, wenn man es braucht?
    „Welche Musik
magst du – und welche nicht? Bei welchen Filmen musst du heulen? Was ist dein
Lieblingsessen?“
    „Max. Max! Mach
mal halblang. Wir sind hier doch nicht beim Speed-Dating!“, versuche ich ihn zu
bremsen. Gar nicht gut. Der Abend verläuft gar nicht gut . 
    „Es geht mir ja
auch nur ums Prinzip“, lenkt Max schnell ein. „Ich hab’ mir halt ein paar
Gedanken über uns gemacht. Nachdem du das letzte Mal da warst. Ich meine, wir
hatten Spaß, dann warst du weg, aber es roch alles so gut nach dir… Und da fiel
mir ein, dass ich nicht einmal weiß, was für ein Parfum du benutzt. Und dass
ich es dir, selbst wenn ich es wüsste, nicht zum Geburtstag schenken könnte. Weil
ich gar nicht weißt, wann du Geburtstag hast! Scheiße, du könntest heute
Geburtstag haben, und ich säße dir völlig ahnungslos gegenüber!!“
    Während seiner
Rede ist der sonst so coole Max immer lauter geworden, und einige Köpfe drehen
sich zu uns um. Spätestens jetzt dürften alle Anwesenden fest davon überzeugt
sein, dass es sich bei uns um ein echtes Pärchen handelt.
    Verlegen nestele
ich an meiner Serviette herum und traue mich kaum, Max anzusehen. Dann tue ich
es doch und begegne einem Blick, der in seinem Trotz und mit dem leisen Hauch
von Verletztheit zu dem schönsten gehört, was ich bisher in meinem Leben
gesehen habe. Max’ Wangen sind leicht gerötet, seine Haare noch verwuschelter
als sonst, und sein Atem geht heftig, während er nervös auf dem Tisch
herumtrommelt. Der Ball liegt mal wieder bei mir, aber das hier ist kein Spiel
mehr.
    Zig Gedanken
wirbeln durch meinen Kopf. Unter anderem der, wie ironisch es ist, dass ich
trotz Max’ soeben gehaltener Rede nur an das Eine denken kann. Vielleicht sind
Politiker deshalb meistens so unattraktiv: Damit ihnen die Leute auch wirklich
zuhören und nicht ständig daran denken, wie sie wohl nackt aussehen. Dabei ist
mir durchaus bewusst, dass Max mehr ist als die Summe seiner Schlüsselreize.
Aber andererseits definieren sich bekanntlich sämtliche unserer sozialen
Beziehungen über verschiedene Rollenmuster und die damit verbundenen Ansprüche:
So wie der Chefredakteur einen kreativen Kopf haben möchte, fordert der
Fußballclub den guten Stürmer, während die beste Freundin einen guten Zuhörer
sucht – und die Geliebte einen Hengst im Bett… Weil ich aber kein egoistisches
Miststück bin, dem es egal ist, wie Max sich in unserer verhängnisvollen Affäre
fühlt, nehme ich die Lage durchaus ernst. Ich meine, der Plan war schließlich
der, dass wir beide von unserer nicht ganz alltäglichen Beziehung profitieren.
Sofern man überhaupt von einem Plan sprechen kann, denn irgendwie sind wir da
ja kopfüber reingeschlittert. Und genau daran knüpfe ich jetzt an. 
    „Hör mal, Max…
Ich… Also… Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht… Ich wusste nicht, dass du
dir Gedanken über uns machst. Und dann auch noch so viele. Ich meine, bisher
hatte unsere… unser Verhältnis nicht viel mit Nachdenken zu tun. Eher impulsiv
die ganze Sache, würde ich sagen. Und eigentlich dachte ich, das wäre in deinem
Sinne?“
    Max hört meinem
Gestottere aufmerksam zu und scheint froh, dass ich zumindest versuche, ihn zu
verstehen. Auch wenn am Ende nicht viel dabei herumkommt.
    „Julia…“ Zuerst
denke ich, er will über den Tisch nach meinen kalten Händen greifen, aber dann
besinnt er sich noch rechtzeitig. Erst das Grundsätzliche, dann alles Weitere.
„Es tut mir leid. Ich will dir gar keine Szene machen. Ich meine, wie käme ich
dazu, schließlich kenne ich dich dafür viel zu wenig . Aber du hast mich
verdammt neugierig gemacht. Ich will dich kennen lernen. Unbedingt. Denn
du bist nicht nur extrem verrückt, sondern irgendwie auch süß! Wenn du willst,
kannst du sehr charmant sein. Du wirkst intelligent, bist witzig… Wer konnte denn
all das ahnen, als ich damals im Büro über dich hergefallen bin?“ Er lacht und
zuckt hilflos mit den Schultern.
    Groteskerweise
fühle ich mich geschmeichelt und muss

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