Liebe 2000 - erotic science fiction
unserer zweiten Gefühlskrise.
Zu ihrem Programm gegenseitiger Unleidlichkeit gehörte es, daß Marje und ihr Ehepartner beschlossen, ihre Ehe durch den Makel eines Ehebruches zu beleben. Sie müssen wissen, daß ich recht altmodische Ansichten über das Ehegelübde habe. Ich fühle mich der Liebe und Ehre verpflichtet, gehorche sechs Monate lang und mache weiter keine Faxen. Wenn ein Mann eine ganze Ehe lang nicht monogam bleiben kann, dann sollte er sich ein anderes Rückgrat einpflanzen lassen. Ich nahm an, Landy würde meine Ansicht teilen, aber ich täuschte mich.
Wir waren zu viert im Foyer des Raumschiffes und brachten uns mit steifen Drinks aus Fuselöl und freiem Ester in Stimmung, als Marje sich an mich heranmachte. Sie war nicht gerade feinfühlig. Sie machte ihre Kleider durchsichtig, wogte Ellen von Busen gegen mein Gesicht und sagte: »In unserer Kabine steht ein hübsches, weites Bett, Liebling.«
»Es ist noch nicht Zeit, zu Bett zu gehen«, entgegne te ich ihr.
»Es könnte aber Zeit sein.«
»Nein.«
»Sei Retter in der Not, Paulsie. Seit Wochen kriecht dieses Monstrum über meinen ganzen Körper. Ich brauche einen Terresten, der mich liebt.«
»Das Raumschiff ist voller verfügbarer Terrester, Marje.«
»Ich möchte aber dich.«
»Ich bin nicht verfügbar.«
»Laß den Quatsch. Willst du damit sagen, daß du einem terrestrischen Artgenossen einen kleinen Liebesdienst verweigerst?« Sie stand auf und ihr überall hervorquellendes bloßes Fleisch bebte. Mit anstößigen, unverblümten Ausdrücken schilderte sie ihre intimen Beziehungen zu dem Lanamorianer und flehte mich an, ihr eine Stunde lang konventionellere Liebe zu schenken. Ich blieb standhaft. Vielleicht, schlug sie vor, könnte ich ein Abbild von mir programmieren und es ihr ins Bett schicken? Nein, nicht einmal das, entgegnete ich ihr.
Schließlich wurde Marje böse, weil ich sie im Stich ließ. Ich glaube, sie konnte mit Recht über meine fehlende Ritterlichkeit verärgert sein, und wäre ich nicht zufällig in diesem Augenblick verheiratet gewesen, ich hätte ihr mit Freuden zur Verfügung gestanden. Aber wie die Dinge nun einmal lagen, konnte ich nichts für sie tun. Darum kochte sie. Sie schüttete mir einen Drink ins Gesicht und stolzierte aus dem Foyer. Wenig später folgte ihr der Lanamoriane.
Ich blickte zu Landy. Während des ganzen unerquicklichen Gespräches hatte ich es ängstlich vermieden, sie anzusehen. Ihre Stirne zeigte fast Infrarot, was bedeutete, daß sie mit den Tränen kämpfte.
»Du liebst mich nicht«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Wenn du mich liebtest, wärst du mit ihr gegangen.«
»Gehört das zu den suvornesischen Ehebräuchen?«
»Natürlich nicht«, schluchzte sie. »Wir wurden nach den terrestrischen Ehesitten verheiratet. Es ist ein terrestrischer Ehebrauch.«
»Wie kommst du auf die Idee, daß –«
»Terrestrische Männer sind ihren Frauen untreu. Ich weiß es. Ich habe darüber gelesen. Jeder Ehemann, der seine Frau liebt, betrügt sie dann und wann. Aber du –«
»Du hast die Dinge verwechselt«, sagte ich.
»Nein! Nein!« Und sie näherte sich einem Wutanfall. Ich versuchte ihr ruhig zu erklären, daß sie zu viele historische Romane gelesen hatte, daß Ehebruch sehr aus der Mode gekommen sei und daß ich ihr durch meine Absage an Marje nur den Beweis für die Beständigkeit meiner Liebe zu meiner Frau liefern wollte. Aber Landy wollte es mir nicht abnehmen. Sie wurde immer verwirrter und zorniger, fand nicht mehr ein noch aus und war bebendes Häuflein Elend. Ich tröstete sie auf alle erdenkbare Arten. Allmählich beruhigte sie sich wieder, blieb aber verschnupft. Ich begann einzusehen, daß es seine Tücken hat, eine Fremde zu heiraten.
Zwei Tage später machte sich Marjes Mann an Landy heran.
Ich versäumte das Vorgeplänkel. Ein Schwarm von Energiekugeln passierte das Schiff, und ich war mit den meisten anderen Fluggästen auf der Aussichtsterrasse, um die anmutigen Kreisbewegungen dieser Bewohner des Hyperraumes zu beobachten. Zuerst hatte Landy mich begleitet, aber sie hatte schon zu oft Energiekugeln gesehen, um ihnen noch Interesse abzugewinnen. Nach kurzer Zeit erklärte sie mir, sie wolle für eine Weile, während alle hier oben waren, hinunter zum Funkenbecken gehen. Ich sagte ihr, daß ich später nachkommen würde. Als ich dann soweit war, tummelten sich im Becken etwa ein Dutzend Lebewesen, die funkelnde blaue Spuren durch die strahlende, grüngoldene Flut zogen. Ich
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