Liebe 2000 - erotic science fiction
woher sie kommen. Ich weiß nur, daß wir uns auf das Schlimmste gefaßt machen müssen.«
Die fernen Implosionen ertönten. Mayo hob aufmerksam lauschend den Kopf. Linda konnte ihn in dem Dämmerlicht jetzt erkennen. Sein Gesicht wirkte wie holzgeschnitzt. Seine Brust glänzte vor Schweiß. Er strömte den Moschusgeruch eines gefangenen Löwen aus. Linda verspürte ein unwiderstehliches Verlangen, ihn zu berühren. Mayo lud das Gewehr, stellt es neben die Flinte und ging dann von einem Fensterladen zum anderen, um wachsam hinauszuspähen. Er wartete mit unerschütterlicher Geduld.
»Werden sie uns finden?« erkundigte sich Linda.
»Vielleicht.«
»Könnten sie uns auch freundlich gesonnen sein?«
»Vielleicht.«
»Diese Köpfe sind grauenhaft.«
»Ja.«
»Jim, ich habe Angst. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so große Angst gehabt.«
»Das kann ich Ihnen nicht verdenken.«
»Wie lange wird’s dauern, bis wir Bescheid wissen?«
»Wenn sie freundlich sind, eine Stunde. Wenn sie feindlich sind, zwei bis drei.«
»W-warum dann länger?«
»Wenn sie auf Ärger aus sind, werden sie vorsichtiger sein.«
»Jim, was halten Sie wirklich davon?«
»Wovon?«
»Von unseren Chancen.«
»Wollen Sie das tatsächlich wissen?«
»Bitte.«
»Wir sind tot.«
Sie begann zu schluchzen. Er schüttelte sie brutal. »Hören Sie auf! Machen Sie Ihren Revolver fertig.«
Sie wankte durchs Wohnzimmer, sah die Perlen, die Mayo hatte fallen lassen, und hob sie auf. Sie war so benommen, daß sie sie automatisch umlegte. Dann ging sie in ihr verdunkeltes Schlafzimmer und zog Mayos Modellschiff von der Schranktür fort. Unten im Schrank fand sie den .22er in einer Hutschachtel und holte ihn zusammen mit einem kleinen Behälter Patronen heraus.
Jetzt fiel ihr ein, daß ein Kleid für diese Situation unangebracht war. Sie nahm einen Rollkragenpullover, Jodhpurs und Stiefel heraus. Dann zog sie sich nackt aus, weil sie sich umziehen wollte. Gerade als sie die Arme hob, um die Perlenkette abzunehmen, kam Mayo herein, ging an das verdunkelte Südfenster und spähte hinaus. Als er sich umdrehte, sah er sie.
Unvermittelt blieb er stehen. Sie konnte sich nicht rühren. Ihre Blicke trafen sich, und sie versuchte sich zitternd mit den Armen zu bedecken. Er kam näher, stolperte über das Schiffsmodell und stieß es mit einem Tritt aus dem Weg. Im nächsten Augenblick hatte er von ihrem Körper Besitz ergriffen, und nun flogen auch die Perlen zu Boden. Als sie ihn aufs Bett herunterzog, ihm hektisch das Hemd vom Rücken fetzte, gesellten sich ihre geliebten Puppen zu dem übrigen Abfallhaufen aus Schiffsmodell, Perlen und der gesamten Welt.
Frederik Pohl
Liebesspiele
Wenn sich das Ende des Monats näherte, begann Catsir mit seinen Wartungsmonteuren in scharfem Ton zu sprechen und die Büroangestellten zu drängen, daß sie ihre Entwicklungsberichte für das Hauptbüro fertigmachen. Es war jeden Monat dasselbe. Die Nervenspannung akkumulierte. Catsir, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit Dichter war, setzte großen Stolz in seine Arbeit, weil sie gesellschaftlich nützlich war, und hatte Freude daran, weil das Haus so weitläufig, so wunderschön angelegt und so hübsch eingerichtet war. Seine Kunden jedoch mochte er nicht.
Er empfand für sie eine Art väterlicher Geringschätzung, wie etwa für ein Kind, das dem Weihnachtsmann Briefe schreibt. Das Kind ist dumm und läßt sich irreführen, auch wenn es letztlich seine Geschenke bekommt, weil der Vater den Brief liest. Genauso dumm und leicht irrezuführen waren auch Catsirs Kunden … und wurden genauso belohnt.
Catsirs Titel lautete »Projektleiter«. Am Letzten des Monats verließ er sein grünes Stahlbüro und durchstreifte das Haus. Hier und da griff er ein, verbesserte. Jeder Chef muß die Arbeit all seiner Untergebenen beherrschen, fand er, und das traf auf ihn tatsächlich zu. Manchmal übernahm er das Empfangszimmer, achtete darauf, daß die Lyserg-Automaten immer gefüllt waren, gab Kunden Wechselgeld heraus oder geleitete die in Trance Versunkenen vom Warteraum bis in die Zellen, die jetzt für sie Motels oder Waldwinkel waren – ganz wie es ihre Haluzinationswünsche diktierten. Manchmal betätigte er den Fensterwascher. Manchmal sprang er bei der Wartung ein und inspizierte und ersetzte die Tonbänder in den gesichtslosen Plastikpuppen, die von allen »Chatty Hedy« und »Chatty Chuck« genannt wurden. Manchmal führte er auch die Bücher oder er
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