Liebe 2000 - erotic science fiction
Augen.
Es war ein Fehlschlag, wie all seine vorhergehenden Experimente Fehlschläge gewesen waren. Er teilte das Gegenmittel für das Lyserg aus und interviewte den Mann genau, aber er wurde enttäuscht. Was dieser Mann erlebt hatte, war für Catsir ebenso bedeutungslos wie der Geschlechtsverkehr mit einer japanischen Puppe. Also kehrte er in sein Büro zurück und ärgerte sich. Aber nicht lange, denn schließlich war Monatsende, und auf dem Schreibtisch warteten seine Urlaubspapiere und die Fahrkarten. Zu diesem Zeitpunkt war Catsir für seinen Erfolg immer am dankbarsten. Denn als Projektleiter der Bevölkerungs-Kontroll-Behörde besaß er das Privileg der echten Liebe. Nicht oft. Und nicht so einfach. Doch einmal im Monat übergab er seine Angelegenheiten einem Stellvertreter, packte einen Koffer, nahm einen Jet nach dem Süden und verbrachte ein Wochenend^, das ihn für alles andere entschädigte.
Eine Stunde nach Arbeitsschluß war er in der Luft. Jede Erschöpfung war verschwunden. Er trank einen Cocktail, reckte sich, gähnte und lächelte voll Vorfreude auf viele Wonnen vor sich hin. Am Ende der Reise wartete seine Helen, die schöne, strahlende, liebevolle Helen. Und er würde die ganze Nacht mit ihr verbringen. Dort, inmitten der schönen Gärten, in denen sie wohnte, würde Catsir ihr als Präsent einen Veilchenstrauß aus dem Automaten vor der Tür überreichen und seine Ration an Seligkeit auskosten. Er war zu glücklich, um Abscheu zu fühlen, konnte sich aber eine gewisse Verachtung für die Kunden seines Hauses nicht verkneifen, die sich ihr Leben lang von einem elektronischen Schwindel betrügen ließen und niemals die wahren Wonnen der Liebe kennenlernten. Ebensowenig wie er.
J. G. Ballard
Technische Spielerei
»Versuchen Sie’s noch mal«, sagte Sheringham.
Maxted nahm die Kopfhörer und rückte sie sorgfältig über die Ohren zurecht. Als die Platte sich zu drehen begann, konzentrierte er sich, um in seinem Gedächtnis der Erinnerung eines vertrauten Tones nachzuspüren.
Das Geräusch bestand aus einem schnellen metallischen Rascheln, wie von Eisenspänen, die sich durch eine Röhre ergießen. Es dauerte zehn Sekunden lang, wiederholte sich wohl ein dutzendmal und verklang dann in vielen kleinen Echotönen.
»Nun?« fragte Sheringham, »was ist das?«
Maxted nahm die Kopfhörer ab und rieb sich die Ohren.
Er hatte nun stundenlang diese seltsamen Schallplatten angehört, seine Ohren waren wie taub und schmerzten.
»Das könnte so ziemlich alles sein. Ein schmelzender Eisbrocken?«
Sheringham schüttelte den Kopf, und sein Bärtchen wippte dazu.
Maxted zuckte die Schultern: »Zwei Milchstraßen, die zusammenstoßen?«
»Nein. Schallwellen können den Raum nicht durchqueren. Ich gebe Ihnen einen Tip: Es ist einer jener sprichwörtlichen Klänge.« Er schien das Fragespiel sehr zu genießen.
Maxted zündete sich eine Zigarette an und warf das Streichholz auf das Tonpult. Der Kopf zerschmolz zu einer kleinen Wachslache, erkaltete und hinterließ eine flache schwarze Narbe.
Er durchforschte sein Gedächtnis nach einem obszönen Vergleich: »Wie wär’s mit einer Fliege, die …«
»Die Zeit ist um«, unterbrach ihn Sheringham, »es ist eine fallende Stecknadel.« Er nahm die Acht-Zentimeter-Platte vom Teller und steckte sie in ihre Hülle zurück.
»Noch im Fall, nicht im Aufprall. Wir haben einen Fünfzehn-Meter-Schacht und acht Mikrofone dazu benutzt. Das hätten Sie eigentlich erraten müssen.«
Er griff nach der letzten Platte, einer Dreißig-Zentimeter-Longplay, aber Maxted stand auf, noch bevor er sie auf den Plattenteller gelegt hatte. Durch die Verandatüren sah er den Innenhof, wo ein Tisch mit Gläsern und einer Karaffe in der Dunkelheit aufschimmerte. Er ärgerte sich plötzlich über Sheringham und seine kindischen Spiele; er zürnte sich selbst, daß er der Einladung gefolgt war und den Mann so lange ertragen hatte.
»Lassen Sie uns ein wenig frische Luft schnappen«, sagte er schroff und wand sich an einer der Verstärkeranlagen vorbei. »Statt Ohren habe ich nur noch Gongs.«
»Selbstverständlich«, stimmte Sheringham bereitwillig zu. Er legte die Aufnahme sorgfältig auf den Plattenteller und stellte den Apparat ab. »Diese hier möchte ich mir sowieso für später aufheben.«
Sie gingen in die laue Abendluft hinaus. Sheringham schaltete die Lampions ein, und sie streckten sich in den Rohrstühlen unter freiem Himmel aus.
»Ich hoffe, Sie haben sich
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