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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Landfinder
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habe. In Wirklichkeit nämlich hatte sie mich die ganze Zeit von der Seite verstohlen studiert.
     
    VII
     
    Bald ergab sich eine weitere Gelegenheit, einige Worte mit ihr zu wechseln. Es war Sonntag, und sie kam gerade mit Eltern und Geschwistern aus der Kirche. Während die anderen sich angeregt unterhielten, stand Helen gelangweilt abseits. Sie schaute den anderen Kirchgängern nach, die sich langsam zerstreuten.
    Weil mir nichts besseres einfiel, fragte ich sie wieder nach irgendeiner Straße. Viel lieber hätte ich ihr einen großen Strauß Blumen geschenkt.
    Sie erinnerte sich an mich, fragte, ob ich fremd sei in Baden-Baden oder gar in Deutschland.
    Später ergaben sich andere Gelegenheiten, ihr den Hof zu machen, ganz »zufällig« mit ihr ins Gespräch zu kommen. Es schien für sie zunächst ein amüsantes Spiel zu sein, auf das sie der Abwechslung halber einging.
    Eines Tages wurde ich schließlich von ihren Eltern eingeladen. Ganz offiziell. Ich sei doch Mathematiker und Physiker, ein Gelehrter von Rang, weit herumgekommen. Ihre Tochter Helen habe von mir berichtet, und da das Mädchen unbedingt studieren wolle, zu diesem Zweck aber vom Lyzeum auf das Jungen-Gymnasium überwechseln müsse, auf dem sie Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern benötige – kurz, man wäre nicht abgeneigt, bei entsprechender Honorierung selbstverständlich, mich zu bitten, ihr Privatunterricht zu erteilen.
     
    VIII
     
    In der vierten Stunde berührten sich wie aus Versehen unsere Hände. Einige Tage später nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte sie, ob sie meine Frau werden wolle.
    Helen sah mich mit ihren dunklen Augen groß an. Dann verzog sie das Gesicht, konnte kaum an sich halten vor Lachen und platzte schließlich heraus mit den Worten: »Aber, Professor! Sie sind doch viel zu alt für mich!«
    Da habe ich nun all die Jahre an dieser verdammten Maschine gearbeitet, habe meine Ideen, meine Gefühle und nicht zuletzt mein gesamtes Vermögen in dieses eine gewaltige Projekt investiert. Ich habe sogar mein Ziel fast erreicht. Aber ich habe bei alledem nicht gemerkt, daß ich gealtert bin, bis ich schließlich eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine solche Liebe nicht mehr erfüllen konnte.
    Sie war 17. Und ich war an die 70.
    Später, in meiner Pension, nahm ich ein starkes Beruhigungsmittel. Allmählich ordneten sich meine Gedanken wieder. Und irgendwann schlief ich auch ein.
    Inzwischen ist mir klar, was ich tun muß. Ich liebe Helen mehr denn je. Ich werde ihr weiterhin Privatunterricht geben, dreimal in der Woche. Wie bisher. Wahrscheinlich werde ich ihr ab und zu weitere Avancen machen. Vielleicht werde ich sie auch einmal in einer schwachen Stunde, etwa bei einem Fest, wenn sie und ich einen Schwips haben, in die Arme nehmen und küssen, ganz väterlich. Aber schon jetzt weiß ich, daß es immer und immer wieder umsonst sein wird, daß alles Bemühen nicht zu dem führen wird, was ich mir vor vielen Jahren einmal träumend ersehnt habe.
    Ich ahne auch, was weiter passieren wird. Sie lernt ihren Mann auf einem Sommerball kennen – meinen Vater. Die beiden werden heiraten und zusammen ein Kind zeugen und großziehen – mich.
    Meine Mutter hat mir, als ich noch ein kleiner Junge war, oft von jenem merkwürdigen, greisen Privatlehrer erzählt. So langsam erinnere ich mich immer deutlicher daran. Sie erzählte von jenem Professor, der so verrückte Dinge über die Zukunft phantasierte. Der den Ersten Weltkrieg richtig erahnte. Der sich mit geschickten Spekulationen an der Börse ein kleines Vermögen erwarb und es als einer der wenigen über Kriegswirren und Inflation retten konnte, weil er es rechtzeitig in Grundstücken anlegte. (Nur dieses Vermögen erlaubte mir später, den Bau und Betrieb der Zeitmaschine zu finanzieren – welche Ironie!)
    Was sie dem kleinen Jungen nie erzählt hat, waren seine unermüdlichen Versuche, ihr den Hof zu machen.
    Eines Tages hat dieser seltsame alte Mann, von dem sie dem Jungen mit manchmal verträumten Augen erzählte, bei einem lächerlichen Anlaß den Vater dieses Jungen mit einem Revolverschuß getötet und sich anschließend selbst eine Kugel in den Kopf gejagt. Er kam dabei allerdings nicht um, sondern erblindete und starb erst viele Jahre später in geistiger Umnachtung. Er hat den angestauten Neid und Haß und die Eifersucht wohl nicht länger ertragen.
     
    Aber noch lebe ich. Vielleicht gelingt es mir diesmal, den ewigen Kreislauf der Zeitreisen zu

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