Liebe 2000
D o llar . Lind a Nielsen.
Si e kehrt e zu r Bibl i o the k z u rü c k un d betra t da s Gebäud e dur c h d e n H a upteingang ; e s hatt e si e ein e ganze Wo c he g e kostet, die Türflügel mi t einem schweren Ha mme r einzuschl a g e n. Sie lie f dur c h di e groß e Halle, deren B od e n m it dem Gu a no der Tauben b e deckt war, di e hie r sei t fün f Jah r e n nisteten . I m Laufe n hiel t sie di e Ar m e übe r d e n Kopf , u m i h r e Haar e vo r herabfallende m M i s t z u schü t zen . Si e stie g di e T r epp e z um zweiten Stock h i nauf und gin g i n di e Abteilun g für Dru c ke . Wi e imme r tru g si e sic h in s Registe r ein . Da tu m : 20. Juni 1986. Na me : Lind a Nielsen . Adresse: Centra l Park , Modellschiffteich . Beruf : letzte r Mensch au f de r Erde.
Al s si e da s erstema l in di e Bibliothe k eingebrochen war , hatt e si e lang e überlegt , w a s si e unte r »Beruf« eintrage n sollte . Strengg e nomme n wa r si e di e letzte Fra u au f de r Erde , abe r da s klan g eigentlic h doc h zu chauvinistisch . Un d »letzt e Perso n au f de r Erde « klang albern , wi e wen n ma n stat t eine s Drink s etw a ei n »Getränk « bestellte.
Si e zo g g r oß e Mappe n au s de n Stände r n un d blättert e si e durch . Si e wußt e genau , wa s si e wollte : etwas Warme s mi t blaue n A k zenten , da s i n de n Rah m e n für ih r Schlafzimm er paßte . I n eine r uns c h ätzb a r wertvolle n Samm l un g vo n Hiro-shige-Druck e n fan d si e eine wunderschön e Landschaft . Si e füllt e ein e Quittun g au s , legt e si e gewissenhaf t au f d e n S c hreibtisch der Bibl i othekarin und n a hm den Druck m it hin a us.
Unt e n g i ng sie noch i n d e n H a uptsaal, trat an die hinteren R e gale und suchte zwe i italienisch e Grammatike n un d ei n italienische s Wörterbu c h he r aus . Dann kehrt e si e dur c h di e groß e Hall e z u ihre m Jee p zurü c k und legte Bü c her und Dru c k auf den Vo r d e r sitz neben ihr e B e gleiterin , ein e e x quisit e Dresdne r Porzellanpuppe . Si e nah m ein e List e zu r Han d un d las:
Jap . Druck Italienisch Bilderrahmen Hu mme rsuppe Messingpu t z Waschpulver Möbelpolitur Mop
Si e stric h di e erste n beide n P o sition e n durch , legt e die List e wiede r au f da s Armaturenbrett , stie g ei n und schaukelt e mi t ihre m Jee p d i e Bibliothekstrepp e hinab. Dur c h Trü mme rstücke schläng e lte sie sich die Fifth Av e nue h i nauf. Als sie d i e Ruin e de r St . PatricksKathedral e a n de r 5 0 t h Stree t passierte , taucht e ein Man n vo r ihre m Wage n auf.
Er kam direkt aus den T r ü mme rn und wol l te, ohne nach rechts oder nach links z u s e hen , einfa c h di e Stra ße übe r qu e ren. Sie stieß einen lau t en Ruf aus, hä mme rt e au f di e Hupe , di e jedo c h stum m blieb , un d bremste s o scharf , da ß de r Jee p aus b rac h un d gege n di e Überrest e eine s Busse s sti e ß . De r Man n schri e auf , machte einen Satz und blieb dann, si e fassungslo s anstarrend, wi e gelähm t stehen.
»He ! Könne n Si e den n nic h t aufpassen? « brüllt e sie.
»Waru m mache n Si e nich t die Augen auf. Glaub e n Sie vielleicht, daß Ihnen d i e ganz e Stad t gehört?«
E r starrt e nu r un d stamm e lte. Es war ein groß e r Man n mi t dichtem , ergrau e nde m Haar , rote m Bar t und wettergegerbte r Haut . E r tru g Drillichzeug , schwere Skistiefe l un d au f de m Rüc k e n eine n pral l gefüllten Rucksac k mi t eine r zusammengerollte n Decke . I n der Han d hiel t e r ein e abgenutzt e Schrotflinte , un d seine Taschen w a ren m it allen m öglichen D i ngen vollgestopft . E r sa h au s wi e ei n Goldsucher.
»Mei n Gott! « flüstert e e r mit rostiger Stimme.
»Endlich ein Mensch! Ich w u ßt e es . Ic h hab e imme r ge w ußt, d a ß ich je ma nd e n f i nde n würde. « Dan n fiel sei n Blic k au f ih r langes , blonde s Haar , un d sein e Mie ne wu r de l a ng. »Eine Frau ! « m ur m elte er. »I c h habe abe r auc h imme r Pech.«
»Wa s sin d Si e eig e n t lic h fü r e i n Verrück t er? « erkundigt e si e sich . »Wisse n Si e nicht , da ß m a n be i Rot nicht über die Straße geh t ? Dafü r sin d di e Verkehrs a m peln do c h da ! «
E r schaut e sic h verb l ü ff t um . »Wa s fü r Verkehrsampeln?«
»N a schön , e s gib t ebe n keine . Abe r könne n Sie nicht ein b i ßch e n au f p assen?«
»Tu t mi r leid , L a dy . Ehrlic h gesagt, hatte ich kein e n Verkeh r
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