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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diesem Bettnässer? Sascha wird ihm den Schädel abhauen wie einer Rübe den Strunk! Er hat einen Schlag, sag ich euch, einen Schlag! Mir fielen die Augen aus dem Kopf. Eine Naturbegabung, jawohl!«
    Die Genossen staunten und sahen sich fragend an. »Und wenn es der Bezirkssekretär erfährt?« wollten sie wissen. »Seit 1920 hat es nachweislich am Don solch ein Duell nicht mehr gegeben …«
    Kolzow wischte die Sorge mit einer großen Handbewegung unter den Tisch. »Wie soll er es erfahren?« fragte er zurück. »Wenn ihr alle die Mäuler haltet, Brüder – wie soll er's wissen?«
    »Und angenommen nur: Granja Nikolajewitsch siegt? Was dann? Wird Njuscha ihn dann doch noch heiraten?«
    »So etwas kommt nicht vor.« Kolzow legte die dicken Fäuste auf den Tisch. »Sascha siegt. An was anderes denke ich gar nicht.«
    »Man muß mit allen Widrigkeiten rechnen«, sagte Rebikow, der Magazinverwalter. Er hatte Erfahrung in solchen Dingen, – man denke nur an den elektrischen Rasierapparat und das Motorrad ›Falke‹. »Der Teufel scheißt dahin, wo's ihm gefällt.«
    »Aber nicht vor meine Tür!« brüllte Kolzow. »Genossen, am Sonntagabend gebe ich ein Fest! Ich brate einen Hammel, ist das etwas? Evtimia wird ihn schon heute schlachten … so sicher bin ich mir.«
    Wie gesagt, es war die reinste Völkerwanderung zum Dorfsowjet. Noch nie kamen so viele Männer in dieses Gebäude, selbst nicht zur Ausgabe des Saatgutes, wenn Kolzow von der Kolchose Getreide, Maiskörner und Kartoffeln erhielt und sie nach einem genauen Schlüssel verteilte. Es gab dann zwar immer Krach, man nannte ihn jedes Jahr einen Gauner, Betrüger, elenden Lumpen, der von jedem Deputat sich heimlich etwas zur Seite brachte … aber so friedlich, so interessiert, so brüderlich waren in den letzten zwanzig Jahren noch nie so zahlreiche Männer im Sowjet gesessen.
    Man diskutierte drei Stunden lang über den kommenden grandiosen Sonntagmorgen. Wenn ein Astronaut in Perjekopsskaja mit seiner Kapsel gelandet wäre … na ja, Genossen, man hätte ihn hochleben lassen, auf den Schultern durchs Dorf getragen, aber ein Astronaut ist schließlich eine Sache aus Moskau. Hier aber bereitete man eine ureigene Angelegenheit des Dorfes vor. Das ging jedem unter die Haut.
    Der Schuster Kalinew brachte gegen drei Uhr nachmittags die neueste Meldung, die Kolzows Herz wie einen Ballon weitete.
    »Die Frauen backen Kuchen«, sagte Kalinew. »Wie in der Butterwoche ist's, Brüder. Ein Festtag. Aus allen Häusern zieht der Duft von Gebäck! Und der alte Babukin, dieser Gauner, schleicht von Haus zu Haus und probiert die frischen Törtchen. Heute abend wird er auf seinem Latrinenloch hocken und weinen vor Krämpfen. Geschieht ihm recht!«
    Kolzow betrachtete sich als einen der glücklichsten Menschen im Land. Das ganze Dorf stand geschlossen hinter ihm, das sah er jetzt. Perjekopsskaja gehörte ihm. Über Granja sprach man jetzt voll Mitleid, und der Sargmacher Tutscharin kam auch schon und beratschlagte mit Kolzow, ob Granja so viel Rubel auf die Seite gelegt habe, um einen anständigen Sarg zu bezahlen.
    »Er hat tausendfünfhundert Rubel«, sagte Kolzow. »Woher, das weiß niemand. Aber er hat sie. Er wollte ja mit Njuscha in Wolgograd heiraten und dann ans Meer fahren. Vornehm wie ein Genosse aus dem Kreml.«
    »Das ist gut«, sagte Tutscharin. »Dann wird er sogar einen Sarg mit einer hölzernen Rose auf dem Deckel bekommen.«
    Gegen vier Uhr sprang Granja vor dem Dorfsowjet aus dem Sattel. Die Männer, die ihn kommen sahen, gingen auseinander, das Haus leerte sich erstaunlich schnell, man sah ihn scheel an und stellte fest, daß sich sein Gesicht verändert hatte. Die Nase war dick wie eine Knolle, die Haut sah aus wie ein frisch aufgezogener Stockfisch.
    Kolzow blickte Granja finster entgegen, als dieser ins Zimmer kam. Die Dunstwolke aus Tabak und Schweiß, welche die anderen Genossen hinterlassen hatten, hing heiß im Raum und ätzte die Schleimhäute.
    »Nanu –« sagte Kolzow unfreundlich. »Was willst du denn hier?«
    »Ich habe mit dir zu sprechen, Dimitri Grigorjewitsch.« Granja schob sich einen Stuhl unter und setzte sich Kolzow gegenüber. »Es geht um das Duell.«
    »Hier dreht sich jetzt alles um das Duell«, schnaufte Kolzow. »Willst du besondere Wünsche anmelden? Abgelehnt, Genosse! Am Sonntag wird von unparteiischer Seite – von Vater Ifan – die Stellung ausgelost. Es wird sich dann herausstellen, wer gegen die Sonne kämpft. Noch

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