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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer höflichen Sadowjew wurde schwer.
    »Entschuldige, Brüderchen«, sagte er in seiner stillen Art, erhob sich vom Bett und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Aber dein Benehmen war nicht normal.« Dann wandte er sich an Njuscha, betrachtete ihre Kosakenkleidung und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter.
    »Gehört dir das Miststück von Pferd da draußen?«
    »Es ist ein friedliches Tierchen.« Njuscha steckte die Hände in die Taschen der Pluderhose. »Was hast du gegen Ptizuschka?«
    »Vögelchen nennt sie die wahnsinnige Eule! Erschlagen wollte es mich!« schrie Sadowjew.
    »Man darf es nicht reizen.«
    »Es hat sich losgerissen und donnert alles zusammen, was in seine Nähe kommt. Wundere dich nicht, wenn einer kommt, der es erschießt.«
    »Soll er es tun.« Njuschas Stimme klang ruhig, als unterhalte sie sich über Hühnerfutter. »Er wird weit laufen müssen, damit ich ihn nicht finde und auch ihm ein Loch in die Stirn schieße.«
    Auf dem Bett regte sich Granja. Er setzte sich auf, schwankte dann zum Waschbecken und drückte einen nassen Lappen auf seine Nase. Sein Blick glitt hinüber zu Njuscha. Ein dumpfes Stöhnen entrang sich seiner Brust. Sadowjew stellte sich sofort schützend vor das Mädchen.
    »Du wolltest sie erschlagen, was?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Granja hinter dem nassen Lappen. »Ja, bei Gott ja! Sie hat's verdient.«
    »Weil sie dich nicht heiraten will?« Sadowjew tippte an seine Stirn. »Seit wann holt man sich eine Frau mit dem Säbel ins Bett?«
    »Sie hurt mit dem Deutschen!« Durch Granja lief der Gedanke wie ein verheerendes Feuer. Er krümmte sich vor Erschütterung. »Mit einem Kapitalisten, Nikolai Wassiljewitsch!«
    »Auch Kapitalisten haben die gleiche Anatomie wie wir«, sagte Sadowjew und schielte zu Njuscha. »Auch ein Deutscher ist schließlich ein Mensch, wer will's leugnen? Liebe, Granja, ist etwas Internationales. Vielleicht war das ein großer Fehler Lenins, daß er immer nur sagte: Erobert die Welt! Das klingt gut. Aber besser wär's, wenn er gesagt hätte: Liebet euch alle untereinander! Wer liebt, tut nichts Böses, und Liebe schweißt mehr zusammen als heldisch vergossenes Blut. Man sollte darüber nachdenken, Granja. Kriege müßten auf allen Seiten nackt geführt werden und mit gemischten Bataillonen. Verdammt, das gäbe Angriffe! Die größten Probleme ließen sich in der Umarmung lösen!«
    »Halt's Maul!« schrie Granja und wankte ans Fenster. Er sah draußen den Kosakensäbel in der Erde stecken, und als er ihn da so stecken sah, kam ihm plötzlich auch das Duell mit Bodmar völlig sinnlos vor. Was hat's für einen Sinn, wenn ich ihn erschlage dachte er. Njuscha wird freiwillig nie mein Weib werden, oder soll ich sie jedesmal vergewaltigen?
    Er zog den Kopf zurück und zeigte aus dem Fenster.
    »Hol den Säbel zurück«, sagte er zu Sadowjew. »Und bring ihn dem alten Babukin. Er soll ihn einfetten und sich die Hornhaut damit von den Sohlen kratzen.«
    Njuscha atmete auf. Ein schwaches Lächeln glitt über ihre verkrampften Züge.
    »Endlich wirst du vernünftig«, sagte sie. »Endlich.«
    Granja sah das nicht als Lob an … er seufzte wie ein sterbendes Pferd. Mit dem nassen Tuch vor dem Gesicht rannte er im Zimmer hin und her und wußte nicht, wie es nun weitergehen sollte. Der Verzicht auf Njuscha war nun klargestellt … aber da waren die Freunde und Genossen, die Arbeiter auf der Sowchose, die Nachbarn, die Einwohner von Perjekopsskaja, die er alle zur Hochzeit eingeladen hatte. Da war die offene Niederlage vor dem Deutschen, die Blamage, ein abgewiesener Bräutigam zu sein, die Entehrung seiner Männlichkeit. Man würde ihn jetzt einen Feigling nennen, einen schlaffen Sack, einen krummschwänzigen Liebhaber … zum Teufel auch, er konnte wegwandern in ein anderes Gebiet, vielleicht nach Kasakstan oder hinauf nach Woronesch oder an das Asowsche Meer. Hier am Don war kein Platz mehr für ihn. Er sah schon die Leute vor sich, wenn sie zwei Hunde, die aufeinanderhockten, genau betrachteten und dann zu ihm sagten: »Sieh dir das an, Granja. Lernen kannst du von ihnen. So macht man's mit den Weibern –«
    Granja stöhnte auf und kam mit seinen Problemen nicht zurecht. Njuscha war ihm verloren, aber nicht der Deutsche. Und um ihn allein ging es jetzt, um diesen hergelaufenen, gefleckten Wolf, den man mit Knüppeln totschlagen sollte. An ihm allein mußte man seine Ehre wieder blankwetzen.
    Sadowjew stand an der Tür und betrachtete

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