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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Büro im Parteihaus und wartete.
    Er saß dort vier Tage lang und zerknitterte immer mehr.
    Warum ruft niemand an? Warum vermißt keiner Jelena Antonowna? So etwas gibt es doch nicht in einem so bürokratisierten Staat wie der Sowjetunion.
    Njuscha und Bodmar schliefen zusammen im Anbau des Hauses wie Mann und Frau. Evtimia duldete es … und das war wichtig, Kolzow mischte sich da nicht ein, für ihn war Sascha wie ein neuer Sohn, aber es war ausschlaggebend, daß Evtimia ihn anerkannte.
    Schon in der nächsten Nacht nach dem Begräbnis ging Njuscha zu Bodmar. Sie nahm ihr Kopfkissen, ihre Decke und ihr Nachthemd und verließ das Schlafzimmer. Evtimia setzte sich im Bett hoch und hob die Hand, als sei sie ein Polizist, der den Verkehr regelt.
    »Wohin?« fragte sie. Njuscha blieb an der Tür stehen.
    »Zu Sascha.«
    »Du willst bei ihm schlafen?«
    »Ja, Mütterchen. Ich gehöre zu ihm.«
    »Dimitri, was sagst du dazu?« Evtimia stieß Kolzow an, der sich schlafend stellte und grausam durch die Nase schnarchte. Es klang vorzüglicher, als wenn er wirklich schlief.
    Kolzow zuckte hoch, rieb sich die Augen und starrte seine Tochter an.
    »Halte eine Katze, wenn der Kater schreit«, sagte er und ließ sich zurückfallen. »Nach allem, was passiert ist, spielt das wirklich keine Rolle mehr.«
    »Mehr hast du nicht zu sagen, Dimitri?« fragte Evtimia streng.
    »Nein.« Kolzow seufzte und drehte sich brummend auf die Seite.
    »Dann ist es gut«, sagte Evtimia. In ihren Augen leuchtete mütterliches Erbarmen. Sie löschte das Licht, und Njuscha ging im Dunkeln hinüber zu Bodmar.
    Als habe er sie erwartet, rückte er zur Seite, nahm ihr das Kissen ab und öffnete die Arme, als sie neben ihn glitt. Ihr Körper war warm und glatt und roch nach Pfirsichen.
    Mitten in der Nacht weckte sie ihn. »Weißt du, woran ich denke?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Du hast gesagt, wir werden leben wie die Wölfe.«
    »Es kann jeden Tag so werden, Njuscha.«
    »Ich habe keine Angst davor. Es gibt Wölfe, die sollen weiß sein vor Alter wie der Schnee. Nie hat sie jemand gesehen, – sie leben, wie sie wollen. Mit uns wird es genauso sein, Sascha. Rußland ist das größte Land der Erde … es wird auch Platz haben für uns beide –«
    *
    Was Kolzow nicht wußte, beschäftigte Jelenas Dienststelle seit Tagen: Es fehlten die Meldungen, die Jelena alle zwei Tage abgeben mußte.
    Oberstleutnant Rossoskij, der unmittelbare Vorgesetzte Jelenas, winkte zunächst ab, als die Abteilung III b meldete, daß von der Dobronina keinerlei Nachricht mehr käme.
    »Sie ist in Perjekopsskaja, ich weiß«, sagte Rossoskij und blickte auf die Karte Rußlands, die an der Längswand seines Zimmers hing. Auf ihr waren mit farbigen Stecknadeln alle Agentinnen verzeichnet, die augenblicklich im Einsatz waren. Es war ein Gewirr von bunten Nadeln, verstreut über das ganze Land. »Bodmar hat sein Herz für den Don entdeckt. Lassen wir ihn noch vier Tage dort … dann muß er weiter nach Wolgograd.«
    Aber diese vier Tage vergingen, und von Jelena Antonowna kam keine Nachricht. Auch der Funkverkehr war tot … das kleine Gerät, das im Kofferraum des Moskwitsch gelegen hatte, war mit dem Auto in der Sandgrube versunken und zugeschoben worden. Sadowjew, der die Aufgabe der Spurenbeseitigung übernommen hatte, wußte das nicht … er hatte den Wagen Jelenas auf seinen Laster geschoben und dann in der Grube versenkt, ohne ihn lange zu untersuchen.
    Am fünften Tage des Schweigens wurde Oberstleutnant Rossoskij nachdenklich. Er ließ sich zunächst die Personalakte der Dobronina kommen und studierte sie genau.
    Jelenas Lebenslauf war einwandfrei. Das Musterbild einer jungen Kommunistin. Es gab keine Schule, die sie nicht durchlaufen hatte … von der Parteischule in Moskau bis zur Agentenschule in Winniza. Sie war die Nichte eines Generals. In ihren Beurteilungen stand mehr an Lob, als Rossoskij Ordenspangen auf der Brust trug.
    »Das kann es nicht sein«, sagte er sich und klappte die Personalakte zu. »Ein Abfall ist unmöglich.« Er hob das Bild Bodmars hoch, das in einer anderen Akte lag, und betrachtete das Gesicht mit einer fast wissenschaftlichen Gründlichkeit.
    Liebe? Bei Jelena Antonowna? Liebe zu einem Deutschen? Nie!
    Rossoskij drückte auf die Taste seiner Rundsprechanlage. Irgendwo aus dem weiten Haus meldete sich eine Stimme. Militärisch knapp, als stehe der Angeredete vor dem Sprechapparat stramm.
    »Genosse Oberstleutnant?«
    »Stellen Sie Gespräche mit

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