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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Karren an der Kirche vorbeiklapperte, löste sich plötzlich aus dem Schatten des Popenhauses ein Pferd mit einem Reiter. In wallender schwarzer Soutane, die Priesterkappe auf dem Kopf, an den Beinen aber Kosakenstiefel und im Gürtel einen Revolver neben dem silbernen Handkreuz, ritt Ifan Matwejewitsch heran und setzte sich neben Kolzow an die Spitze des Zuges.
    »Die Pfaffen sind immer dabei«, knurrte Kolzow. »Warum gibt es noch keine Gesänge fürs Scheißhaus?«
    Ifan überhörte das. Er blickte auf die Deckenrolle, in der Jelena lag, umkreiste den Karren und ritt dann neben Njuscha durch die Nacht. Und wenn es auch niemand aussprach … jeder war dankbar, daß Vater Ifan sie begleitete. Er bewies damit, daß auch er ein Kosak von Perjekopsskaja war.
    *
    Im Wäldchen ›Die Insel‹ warteten die Genossen, die für das Grab zuständig waren, bereits mit den Schaufeln in den Händen. Sie hatten ein schönes Grab ausgehoben, mitten zwischen den hohen, schlanken, weißrindigen Birken, deren Duft schwer über dem Land lag. Njuscha hielt die Pferde ein paar Meter vor der Grube an und blieb sitzen, während Bodmar, Kalinew und Kolzow vom Karren sprangen. Auch Väterchen Ifan stieg ab und machte sich zum letzten Segen bereit.
    »Es ist alles planmäßig verlaufen«, sagte Kolzow zu den anderen. »Sadowjew wird jetzt schon bei mir sein und den Wagen abtransportieren. Er will ihn wegschaffen zu einer Grube, wo man früher Bausand geschaufelt hat. Morgen wird er mit einer Raupe hinfahren und die Grube einebnen. Es ist alles einfacher, als man vorher denkt.« Er kratzte sich den Kopf und schnaufte durch die Nase. »Wie leicht es ist, einen Menschen verschwinden zu lassen. Genossen, man könnte darüber trübsinnig werden.«
    Bodmar trug Jelenas Leiche allein zur Grube. Zuerst wollte Kalinew helfen, aber als er den Blick des Deutschen sah, ließ er davon ab und trat zurück. Langsam ging Bodmar zu dem offenen Grab, das so breit war, daß zwei Menschen nebeneinander hineinpaßten. Er legte Jelena an den Rand, sprang in die Tiefe und hob dann den schmalen, starren Körper zu sich herunter. Vorsichtig, als könne sie noch etwas spüren, bettete er Jelena auf die Erde, beugte sich über sie und schob die Decke von ihrem Gesicht.
    Oben, am Grabrand, standen die Männer von Perjekopsskaja und hatten die Hände gefaltet. Vater Ifan hielt sein silbernes Kreuz über die Tote und sang leise mit seiner tiefen Stimme die Worte vom ewigen Leben und Gottes vergebender Güte.
    Und dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Aus dem Hintergrund, von den Pferden, wo sie bisher wie ein Schatten gestanden hatte, kam Njuscha gelaufen. Mit einem Satz sprang sie in das Grab, neben Bodmar, der erschrocken hochzuckte und sie auffing. Kolzow stieß einen dunklen Laut aus, wie ein Wolf, der die Gefahr wittert; Väterchen Ifan unterbrach abrupt seinen Gesang. Die anderen Männer starrten in die Grube, in der nun drei Menschen waren … eine Tote und zwei Lebende.
    »Njuscha …«, stammelte Bodmar und hielt sie fest, als sie sich über Jelena beugte. »Ich flehe dich an …«
    »Laß mich …« Sie riß sich mit einem Ruck los und kniete neben der Toten. Der Nachtwind wehte ihr blondes Haar über Jelenas Gesicht, und es sah so aus, als wolle sie die Leiche damit bekleiden.
    »Hau ihr eine 'runter!« knirschte Kolzow oben am Grabrand. »Sascha, sei ein Mann … Ich erlaube dir, sie zu verprügeln …«
    Aber dann wurde auch er still, denn Njuscha legte ihre Hände über das starre, bleiche Gesicht der Toten.
    »Ich schwöre –« sagte sie laut und klar – »daß ich Sascha lieben werde wie die Erde die Sonne, wie das Korn den Regen, wie die Blüten den Wind. Ich schwöre dir, daß ich ihn lieben werde, wie du ihn geliebt hast. Ich werde ihn lieben, solange ich atme. Er ist mein Leben, meine Welt, mein Glaube. Er ist alles zwischen Himmel und Erde. Gott segne dich, Schwesterchen –«
    Dann beugte sie sich tiefer und küßte die kalten Lippen Jelenas, zog darauf die Decke wieder über das starre Gesicht und stand auf.
    »Heb mich hinauf, Väterchen«, sagte sie und streckte die Arme zu Kolzow empor. »Und gib mir eine Schaufel – ich will sie zugraben …«
    Stumm zogen die Männer Njuscha und Bodmar aus dem Grab. Vater Ifan steckte sein silbernes Kreuz in den Gürtel zurück.
    Es gab keine bessere Leichenrede mehr.
    Bodmar wandte sich ab, als Njuscha und die Männer die Grube zuwarfen. Er ging zu den Pferden, lehnte sich an den Karren und

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