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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Woronesch und Wolgograd her. Verlangen Sie die Parteisekretariate. Erkundigen Sie sich über das Nest Perjekopsskaja. Wer der Dorfsowjet ist, was man über das Dorf weiß, einfach alles. Meldung in einer halben Stunde.«
    Oberstleutnant Rossoskij erfuhr nichts Neues. Aus Wolgograd kam die Nachricht, daß Perjekopsskaja ein Kosakendorf am Don sei, daß ein gewisser Kolzow, ein ehrbarer Parteigenosse, die Geschäfte führe, und daß man keine Klagen habe.
    Jelena Antonowna Dobronina? Nein, die war in Wolgograd noch nicht eingetroffen.
    An diesem fünften Tag schlug die Faust Moskaus zu.
    Im Parteihaus in Perjekopsskaja klingelte das Telefon. Kolzow, der wie eine Ehrenwache davor saß, nahm den Hörer ab. Als er Moskau hörte, stemmte er die Beine gegen die Dielen, als müsse er sich in die Erde pflanzen.
    Moskau.
    Als Rossoskij seinen Namen nannte, war es Kolzow, als gleite ein Stück Eis über seinen Rücken.
    »Hier spricht der Parteigenosse Dimitri Grigorjewitsch Kolzow«, sagte er mit fester Stimme ins Telefon. »Der Bürgermeister. Ich grüße Sie, Genosse Oberstleutnant, im schönen Moskau. Was verschafft mir die Ehre Ihres Anrufes?«
    »Nur eine Frage, Genosse.« Rossoskijs Rede war abgehackt und knapp. ›Das Maschinengewehr‹ nannten ihn seine Untergebenen. »Ist Jelena Antonowna noch in Ihrem Dorf?«
    Kolzow holte tief Atem. Er zog die Unterlippe ein und kaute an seinem Schnauzbart. »Nicht mehr, Genosse«, sagte er ohne Zögern. »Sie ist mit diesem Deutschen vor fünf Tagen abgereist. Ich muß es genau wissen, denn sie haben bei mir gewohnt.«
    »Vor fünf Tagen?« Rossoskij sah auf seinen Kalender und dann auf die große Rußlandkarte. Dort stak die Nadel für Jelena noch am Don. Eine Nadel mit einem gelben Glaskopf. »Und wohin sind sie gefahren?«
    »Sie sagten, nach Wolgograd, Genosse Oberstleutnant. Der Deutsche wollte Aufnahmen von den alten Schlachtfeldern machen.« Kolzow kaute noch immer an seinem Schnauzbart. Er zitterte am ganzen Körper, aber seine Stimme blieb fest. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte er hinterher, naiv wie ein Kind.
    Rossoskij verzog bei dieser Frage das Gesicht. Er haßte unnötige Worte.
    »Alles in Ordnung!« sagte er. »Ich danke Ihnen, Genosse.«
    Langsam legte er den Hörer auf die Gabel zurück und betrachtete noch einmal Bodmars Foto, das wieder auf seinem Tisch lag.
    »Es ist unmöglich!« sagte er und deckte das Foto mit beiden Händen zu. »Es ist unglaublich.«
    Dann hob er die rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und drückte auf einen kleinen roten Knopf.
    Es war ein Knopfdruck, der eine riesige, erbarmungslose Maschinerie in Bewegung setzte, die über Perjekopsskaja hinwegrollen sollte wie ein alles verheerendes Unwetter.
    *
    Wer den alten Babukin kennt – und wer kannte nicht Anton Christoforowitsch, dieses Urväterchen der Kosaken? – der weiß, daß er sich über alles Gedanken macht und dann keine Ruhe läßt, bis er seine Geistesblitze an den Mann gebracht hat. So war es auch jetzt, nachdem die hohen Genossen aus Moskau angerufen hatten und Kolzow in seiner Eigenschaft als Bürgermeister erklärt hatte, daß die Genossin Jelena Antonowna und der deutsche Gast nach Wolgograd weitergezogen seien, jawohl, mit einem Moskwitsch-Wagen, Moskauer Nummer 67286. Wenn auch danach Ruhe herrschte und Kolzow glaubte, mit diesen lapidaren Worten eine Katastrophe abgewendet zu haben … für Väterchen Babukin war das keineswegs sicher.
    Er hatte zwei Tage lang Zeit gehabt, in aller Ruhe am Ufer des Don nachzudenken, und belästigte danach jede Stunde die Familie Kolzow mit seinen Ratschlägen. Zuerst erschien er wie ein weiser Hellseher, zwinkerte mit den Augen, trank ein Täßchen Tee und legte dann los.
    »Man soll nicht an den Sommer glauben, wenn es einem im Pelz zu warm wird«, sagte er. »Dimitri Grigorjewitsch – ich sage dir, man wird aus Moskau eine Kommission nach Perjekopsskaja schicken.«
    Kolzow verzog sein Gesicht. »Warum?« fragte er knapp.
    »Hier hört die Spur auf, Söhnchen.«
    »Das stimmt. Aber können wir dafür?«
    »Es wäre notwendig, eine andere Spur zu legen.«
    »Wenn das so einfach wäre wie Eierlegen oder ein großes Maul zu haben, hätte ich es längst getan.« Er sah mißmutig auf Evtimia, die am Herd saß und einen Salatkopf putzte. Njuscha und Bodmar waren draußen bei den Pferden. Sie genossen ihre Freiheit und ihre Liebe wie einen betäubenden Trank. Kolzow hinderte sie nicht daran … dumpf ahnte er, daß das Glück der

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