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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fäuste, die einen Bullen ruhig halten konnten. »Such dir einen aus …«
    Granja Nikolajewitsch fiel in sich zusammen. Er stürzte auf die Knie und heulte wie ein junger Hund.
    »Hört mich an!« wimmerte er. »Brüder, Freunde … ich habe nichts verraten! Er wußte doch schon alles, der Major, er sagte mir alles vor. Nur genickt habe ich, weil er mir die Pistole in den Nacken setzte. Brüderchen, so glaubt mir doch …«
    »So schreit nicht mal ein Schwein –« sagte Kotzobjew. »Es ist widerlich.«
    »Er ist auch weniger als ein Schwein.«
    Man gab Granja einen Tritt, er rutschte über den blanken Zementboden und rollte unter die Haken. Bei dem Hinterviertel des Ochsen blieb er liegen, schlug die Hände vor die Augen und drückte die Stirn gegen die kalte Mauer.
    »Erbarmen!« wimmerte er »Brüderchen … seht mir in das Gesicht … bin ich nicht gestraft genug?«
    Er bekam keine Antwort mehr. Die Tür schlug zu, das Licht verlöschte. Das Summen der Kühlmaschine war der einzige Laut im Raum. Schwankend tappte Granja umher, stieß an die kalten Schlachtteile, schauderte zurück und erreichte endlich die Tür. Mit den Fäusten trommelte er dagegen, aber das war vergebens, denn die Tür war isoliert, und der Keller lag tief und dickwandig in der Erde.
    Es war tatsächlich der einzige Keller in Perjekopsskaja.

N EUNZEHNTES K APITEL
    Wolgograd –
    Das ist mehr als nur ein Name für eine Stadt, das ist nicht nur ein Haufen Häuser an der Wolga, ein Gewirr von Straßen, ein Klingeln von Trambahnen, Hupen der Busse, Stampfen der Maschinen in den Fabriken, Lachen und Reden von Hunderttausenden Menschen, Musik und Stille in den Gärten, Rauschen der Wolga und Zwitschern der Vögel, Knirschen der Baukräne und Rasseln der Ketten … das alles ist nicht Wolgograd … die blanken Schaufenster der Geschäfte, die wippenden Röcke der Mädchen, der erdfeste Gang der Männer, die küssenden Liebespaare in den Parks, die Tanzfeste auf den schwimmenden künstlichen Inseln in der Wolga, das Prusten der Eisenbahnen, das leuchtende Weiß der langen Ausflugsschiffe auf dem Strom, der Staub, den der Wind jeden Tag durch die Straßen treibt, der Wind, der über die Wolga weht aus der Unendlichkeit Asiens, die Ruinen, die noch herumstehen wie bettelnde Krüppel inmitten einer neuen, heilen, hellen, zum Himmel strebenden Welt … das alles ist nicht Wolgograd … nicht die ihr Schwert in den Himmel reckende und nach Westen schreiende riesige Siegesgöttin auf dem Mamajew-Hügel, nicht das Pawlow-Haus, Mahnmal des Widerstandes, zerfetzt, rauchgeschwärzt, ein Stück Tod, umgeben von den blanken Augen der Neubauten, nicht die eroberten Fahnen und Feldzeichen der Deutschen im Kriegsmuseum, nicht die durch die Stadt sich schwingende Eisenbahnlinie in der Form eines Tennisschlägers, nicht der Tatarengraben, nicht die Straße zum Flugplatz Pitomnik, an der einmal 20.000 steifgefrorene Leichen lagen, nicht Gumrak, wo man aus Toten Treppenstufen in die Waggons baute, nicht das Wolga-Ufer, in das sich einmal eine ganze Armee gewühlt hatte … das alles ist nicht Wolgograd … nicht das Planetarium, das Gorki-Theater, die Straße des Friedens, die tempelgeschmückte Triumphalle zur Wolga hinunter, diese Riesenstadt von siebzig Kilometern Länge, die in der Nacht leuchtet wie ein Lichterband und die unendlich scheint, wenn man sie vom Mamajew Kurgan, am großen Schlachtdenkmal, aus betrachtet, dieses Steinmeer, das einmal Stalingrad hieß, in dem es keine Häuser, Straßen, Plätze und Anlagen mehr gab, sondern nur noch die Mondlandschaft von Kratern, Laufgräben, Ruinen, Trümmerbergen, zerfetztem Eisen und zerrissenen Menschenleibern, dieses Stalingrad, in dem 41.000 Häuser zusammengestampft wurden und das man die ›Stadt ohne Adresse‹ nannte, denn es war nichts mehr da als ein Gebirge zerborstener Mauern … diese Stadt, die neu erstand, größer, weiter, schöner, reicher, leuchtender … diese Stadt, in der jetzt wieder 800.000 Menschen leben, alle Völker dieses weiten Landes, Kirgisen, Ewenken und Tataren, Weißrussen, Moskowiter und Grusinier, Kosaken, Kalmücken und Armenier, diese Stadt, das Tor zum russischen Süden, ist mehr als ein Name, mehr als eine blutige Erinnerung, mehr als ein deutsches Schuldgefühl, mehr als der Totenacker einer ganzen Armee, mehr als der Begriff eines militärischen Wahnsinns, mehr als ein Wendepunkt der Geschichte … diese Stadt ist ein Schicksal.
    Njuscha und Eberhard Bodmar standen in der

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