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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Perjekopsskaja verlege. Auch die Kosaken werden ihren Nacken beugen!«
    »Aber nur, wenn man ihnen den Kopf abschlägt.« Kolzow lehnte sich zurück … sein Leben war in der Ferne verschwunden, aufgesaugt von dem weiten, blauen Himmel, gegen den nur noch der Hauch einer Wolke aus Staub schwebte. »Kosaken gibt es seit vierhundert Jahren … sie haben jeden Zaren überlebt.«
    Das war eine Antwort, auf die Tumow nichts entgegnen wollte. Er dachte an Kolzows kommende Tage und empfand fast Mitleid mit dem starken Alten.
    Auch er wird sprechen, dachte Tumow, auch er! Wenn ich weiß, wo Njuscha ist, mag er laufen, wohin er will. Wenn er noch laufen kann –
    *
    Am gleichen Abend holte man Granja ab.
    Es war eine einfache Sache. Vier Männer fuhren mit einer Karre zur Sowchose, sahen sich dort ein wenig um, verhandelten mit dem Natschalnik über drei Säcke Steckzwiebeln und erfuhren nebenbei, daß Granja in der Traktorenwerkstatt arbeitete. Sie zwinkerten sich zu, zwei Männer verließen das große Saatlager und tauchten unter in dem Gewirr von Bauten und Baracken.
    Granja Nikolajewitsch ölte gerade ein Traktorengetriebe, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er drehte sich um, erkannte die beiden Männer und grinste sie verlegen an.
    »Ihr seid hier?« fragte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Was sucht ihr auf der Sowchose?«
    »Wir holen etwas«, antwortete der eine und kraulte sich die Kopfhaare.
    »Ja, ein Schwein«, sagte der andere. »Eine ausgewachsene, dreckige Sau!«
    Bevor Granja begriff, was damit gemeint war, hieb man ihm auf den Kopf, er sank sofort ohnmächtig vor seinen Traktor, und die beiden Freunde schoben ihn in einen großen Sack, banden ihn zu und trugen ihn im Gleichschritt aus der Werkstatt.
    Es fällt nicht auf, wenn jemand auf einer Sowchose einen Sack transportiert. Und da die beiden mit ihrer Last zur Saatbaracke gingen, beachtete sie niemand.
    Zwischen drei Säcken mit Steckzwiebeln, die nach langen Verhandlungen mit dem Natschalnik erobert worden waren, und das auch nur, weil der Natschalnik Fjodor Alexandrowitsch seit zwei Wochen nachts zur Tochter des Sargmachers Tutscharin schlich, was die bettelnden Genossen ihm zartfühlend vorhielten, fuhr Granja zurück nach Perjekopsskaja.
    Dreimal wachte er während der Fahrt in seinem Sack auf und begann zu schreien. Man besänftigte sein lautes Gemüt mit einem Knüppel, der dort niedersauste, woher die Töne drangen. Schließlich verhielt er sich still, auch wenn er nicht mehr betäubt war, und legte sich eine gute Verteidigung zurecht.
    In Perjekopsskaja trug man ihn zu dem Kaufmann und Metzger Kotzobjew, der als einziger einen richtigen, festen Keller besaß mit einer Kühlmaschine. Auch sie stammte aus dem Magazin Rebikows, war siebenmal umgetauscht worden und hatte gewisse Tücken. Drei Monate kühlte sie und ließ das Fleisch gefrieren wie in Grönland … und das meistens im Winter. Kam dann der Sommer, raufte sich Kotzobjew die Haare und verfluchte Rebikow, denn dann begann die Kühlmaschine plötzlich zu heizen und verdarb die Wurst. Ein paarmal war ein Monteur gekommen, hatte den Motor auseinandergenommen und dann die Schultern gezuckt. »Es ist Schicksal, Genosse«, hatte er erklärt. »Die Eismaschine stammt aus Jelkonansk in Sibirien. Eine neue Erfindung, ein neues Patent. Leider haben wir bei allen Lieferungen keine Reparaturpläne mitbekommen. Aber es ist eine gute Maschine, bestimmt, Genosse. Sie arbeitet gründlich.«
    Kotzobjew erwartete den kleinen Trupp schon an der Tür. Er half mit, den Sack, in dem Granja steckte, abzuladen und schleppte ihn in den Kühlkeller. Im Augenblick arbeitete die Maschine gut, es war kalt wie im Januar am Don, schließlich war man erst im Mai, und die Maschine hatte den Sommer noch nicht geschnuppert. »Sie muß ein Gehirn haben«, behauptete Kotzobjew von seiner Kühlmaschine. »Der erste warme Wind aus Kasakstan … und schon heizt sie. Sie ist empfindlicher als ein Geigerzähler.«
    Man schnürte den Sack auf und holte Granja heraus. »Kotzobjew!« rief er sofort. »Was soll das? Behandelt man so einen Freund?«
    »Sieh dorthin!« sagte Kotzobjew. Er deutete in den Hintergrund des Kellers, und Granja fuhr herum. An der Wand war eine Reihe starker, blanker Haken eingelassen, an denen man die Rinderteile aufhing. Ein paar Haken waren leer, zwischen einem Rinderhinterviertel und einem halben Schwein. »Es sind drei!« Kotzobjew legte seine schwere Hand auf Granjas Schulter.

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