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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie Granja Nikolajewitsch ab. Die vier Kosaken, die ihn zum Don bringen mußten, auf den gleichen Platz, wo einmal das Duell zwischen Bodmar und Granja hatte stattfinden sollen, fanden ihn sinnlos betrunken neben den beiden leeren Flaschen. Sie trugen ihn hinauf, legten ihn auf einen Handkarren, den Kotzobjew vorsorglich bereitgestellt hatte, und fuhren ihn zum Ufer des Flusses. Dort war der Platz von allen Männern Perjekopsskajas umringt … nur die Männer, die Frauen und Kinder blieben in den Häusern, denn es ist kein schöner Anblick, einen Menschen sterben zu sehen.
    Luschkow starrte böse auf den röchelnden Granja.
    »Wer hat ihn vergiftet?« schrie er.
    »Besoffen ist er«, sagte Kotzobjew. »Und ich habe ihm den Wodka gegeben. Eine Henkersmahlzeit, Genossen. So ist es üblich. Wer hat etwas dagegen?« Er sah sich um und wirkte wie ein gereizter Stier. Und da er ein großer, kräftiger Mensch war, der einen Ochsen mit einem Schlag gegen die Hirnschale umwerfen konnte, hatte niemand etwas auszusetzen.
    Die vier Kosaken hoben Granja von dem Handwagen und trugen ihn zum Don hinunter auf das Floß. Mit dicken Tauen banden sie ihn dort an einen Pfahl, legten um seine Stirn ein breites Band, damit er nicht nach vorn sank, sondern immer über den Fluß und in den Himmel blicken mußte, wenn's auch mit toten Augen sein würde … und dann stand Granja da, festgehalten von den Stricken, die Wellen des Don wiegten ihn und leckten über das Floß, das Tutscharin und seine Gehilfen so fest gezimmert hatten, als gelte es, mit ihm Kontinente zu erobern, und er lallte in seiner Trunkenheit und begriff und fühlte nichts mehr von der Welt, die er gleich verlassen mußte.
    »Brüder, denken wir an Dimitri Grigorjewitsch –«, sagte Luschkow laut. »Es geht um unsere Ehre –«
    Als erster trat er nahe an das Ufer heran, stellte sich Granja gegenüber auf, sah ihn eine Weile schweigend an und hob dann die schwere Reiterpistole. Sorgfältig zielte er, genau auf das Herz und drückte dann ab. Der Knall verhallte in der Weite, aber er zuckte durch die Körper aller Männer. Granja bäumte sich in seinen Stricken auf, sein Kopf schlug nach hinten an den dicken Pfahl, dann hing er wieder wie vorher, nur das trunkene Stammeln war verstummt.
    Langsam trat Luschkow zurück und sah sich um. Da standen sie hinter ihm in langer Reihe, mit zusammengekniffenem Mund, verhängten Augen und warteten. Und einer nach dem anderen trat zwei Schritte vor, stellte sich an das Ufer des Don, blickte hinüber zu dem Floß, zielte auf das Herz Granja Nikolajewitschs und schoß.
    Kotzobjew … Klitschuk … Kalinew … Urväterchen Babukin (er schoß daneben, weil seine Hand so zitterte) … Tutscharin … Rebikow, der seine eigene Feigheit damit überdeckte, daß er als einziger schrie: »Zum Teufel mit dir, Verräter!« … Burenew … Lunkin … Schmachtschow … Dulzew, der Hufschmied … alle Männer von Perjekopsskaja traten an den Don, hoben die schwere Reiterpistole, zielten auf Granjas Herz und schossen. Seine Brust wurde von den Kugeln aufgerissen, das Blut strömte daraus hervor, lief über die Rundstämme des Floßes und tropfte in den Don, wo es rote, schimmernde Lachen bildete.
    »Das waren alle«, sagte Kalinew leise zu Luschkow, als jeder geschossen hatte. Luschkow nickte. Er hatte während der ganzen Zeit der Exekution über den Fluß geblickt, an Granja vorbei. Die Wellen des Don beruhigten ihn und sein bohrendes Gewissen. Was hast du in den Jahrhunderten erlebt, großer, stiller Don, dachte er. Und es wird immer wieder Granjas auf dieser Welt geben –
    »Bindet das Floß los!« sagte Luschkow laut. Zwei junge Männer knieten neben dem Pflock am Ufer, lösten die Leinen und stießen das Floß mit langen Stangen hinaus in die Strömung des Flusses. Es drehte sich etwas, der Strudel erfaßte es, Granja wurde zu einem Kreisel, als tanze er nach einer wilden Musik … dann glitt das Floß in das freie Wasser hinaus, fand seine Strömung und trieb schnell zur Mitte des Don und weiter nach Süden. Plötzlich war auch Vater Ifan da, niemand hatte gesehen, wo er sich während der Hinrichtung versteckt gehalten hatte … in voller Pracht stand er am Ufer, mit dunkelrotem Podrisnik, goldener Risa und einer mit Perlen bestickten Kamilawka, sein langer weißer Bart wehte im Wind, er sah wirklich aus wie ein Patriarch … und er hob sein großes goldenes Kreuz und schickte seinen Segen dem schnell wegtreibenden Toten nach.
    »Auch er war ein

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