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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er hat ja gestanden.«
    Man hieb Granja auf den Kopf und trug den Ohnmächtigen dann zurück in den Keller. Die Kühlmaschine heizte wieder, Kotzobjew stieß wilde Flüche aus, trat noch einmal mit aller Wucht gegen den Motor, aber diesmal reagierte er nicht, sondern stellte sein Summen völlig ein. Resignierend bespuckte Kotzobjew die Maschine, man legte Granja unter die hängenden Schweineseiten und schloß den Keller zu.
    »Heute abend –«, sagte Luschkow und blickte sich im Kreise um. Die anderen nickten stumm. Nur Tutscharin, der Sargmacher, fragte: »Bekommt er einen Sarg?«
    »Nein.«
    »Wovon soll einer wie ich leben?« Tutscharin raufte sich die Haare. Er war der Ärmste im Dorf, denn die Gesundheit der Menschen am Don wuchs sich für ihn als eine Geschäftsschädigung aus. Heimlich dankte er Gott, daß die Sowchose in der Nachbarschaft gegründet worden war … da gab es ab und zu einen tödlichen Unfall, Arbeiterinnen bekamen tote Kinder oder starben selbst an irgendwelchen Krankheiten … aber wer kann ein ganzes Jahr von diesen Zufällen leben? Ab und zu rief Tutscharin bei der Sowchos Verwaltung an. »Guten Tag, Brüderchen, guten Tag. Ein Himmelchen ist das heute, wie Seide. Ist jemand bei euch krank? Liegt jemand im Sterben? Kann man hoffen, bald einen Sarg loszuwerden?«
    Genossen, es war ein schweres Leben. Und nun verweigerte man selbst Granja einen Sarg.
    »Bei Einbruch der Dämmerung –«, sagte Luschkow. »Tutscharin, du kannst ein Floß zimmern mit einem festen Pfahl darauf. Ein gutes Floß … es muß zusammenbleiben bis zum Meer –«
    »Ihr wollt Granja …« Tutscharin stockte der Atem. Seine Augen wurden dunkel.
    »Wie im Gesetz des Koljopin. Wir alle sind dafür, nicht wahr?«
    Die Männer im Kreise nickten wieder stumm. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Haus, nur Kalinew, der Schuster und Ankläger, besuchte Evtimia, die allein im Zimmer in der ›schönen Ecke‹ saß, bekleidet mit einem schwarzen Rock, einer schwarzen Bluse und auf dem grauen Haar einen schwarzen Schleier wie eine Witwe. Das Bild Lenins hatte sie wieder umgetauscht gegen den heiligen Dimitri. Auf dem Brett vor der Ikone brannte das Ewige Licht in roten Papierschalen. Vater Ifan hatte sie geliehen.
    »Granja wird sterben«, sagte Kalinew mit belegter Zunge. Er blieb an der Tür stehen, als läge zwischen ihm und Evtimia der tote Kolzow. »Heute, in der Abenddämmerung.«
    Evtimia nickte schweigend. Sie hatte die Hände gefaltet und betete lautlos. Ihr Leben war vollendet … Dimitri Grigorjewitscb kam nicht wieder, das spürte sie, und Njuscha war verschwunden in der Weite des Landes. Was bedeutete jetzt noch das Leben? Warum schlug das alte Herz weiter?
    Kalinew wartete noch eine paar Minuten auf eine Äußerung Evtimias, dann schlich er sich aus dem Haus. Das ist eine Totengruft, dachte er. Morgen wird sie tot in der Ecke sitzen. Sie betet sich die Seele aus dem Leib –
    Er rannte zu seinem Haus, trank zwei Gläser Wodka und wanderte unruhig in seiner Werkstatt umher, bis die Dämmerung über die Steppe kroch.
    *
    Kotzobjew hatte lange gezögert, aber dann siegte das Mitleid in ihm. Auch ein Metzger hat ein mitfühlendes Herz … nicht jeder, der Rinder auf den Schädel haut oder Schweine absticht, ist ein Rohling. Kotzobjew gehörte zu den weichherzigen Menschen, er stieg in den Kühlkeller, nahm zwei Flaschen Wodka mit und setzte sich zu Granja.
    Warwarink lehnte an der Wand unter einem aufgebrochenen Schwein und weinte. »Ich will nicht sterben«, rief er, als Kotzobjew in der Tür erschien. »Jeder Mensch hat das Recht, feig zu sein. Es kann nicht nur Helden geben. Kotzobjew, sie können mich doch nicht umbringen, weil ich feig bin.«
    »Das nicht.« Kotzobjew stellte die beiden Flaschen vor Granja auf den Zementboden. »Aber wir richten dich hin, weil du Kolzow verraten hast. Ein Kosak verrät einen anderen … Teufelchen, der Don flösse rückwärts, wenn wir das duldeten. Komm, setz' die Flasche an den Mund und trink! Und dann die andere. Nimm Abschied, Granja … besauf dich, Freundchen … man spürt das Sterben gar nicht, glaub es mir … du fällst um, besoffen wie ein Fuhrmann, und wachst nicht mehr auf. Was in der Zwischenzeit mit dir passiert, du weißt es nicht. Sei ganz ruhig, Granja, laß das Weinen … sauf, Söhnchen, sauf …«
    Er streichelte dem schluchzenden Granja die Haare, klopfte ihm auf die zuckenden Schultern und verließ wieder den Keller.
    Bei Einbruch der Dämmerung holten

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