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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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holen. Der Bericht, den er durchgab, war knapp, so wie es Rossoskij liebte und von seinen Mitarbeitern erwartete. Klare, einfache Worte brauchen keine Rückfragen.
    Rossoskij begriff die Lage sofort und übersah die Möglichkeiten, die sich hiermit für die politische Propaganda ergaben. Im gestreiften Schlafanzug saß er im Wohnzimmer und machte sich Notizen, während die Rossoskija in die Küche rannte und schnell einen Tee aufgoß. Sie kannte das … die Nacht war vorbei.
    »Sie haben gut gearbeitet, Boris Grigorjewitsch«, sagte Rossoskij zu dem weit entfernten Tumow.
    »Ich habe gar nichts erreicht!« rief Tumow in einer Art Selbstzerfleischung. »Vier Personen sind jetzt verschwunden …«
    »Was wollen Sie mehr?« Rossoskij lächelte seine Frau an, als sie ihm den Tee hinschob. Er nippte an der Tasse und trommelte mit dem Bleistift über sein Notizblatt. »Für die Zentrale liegt der Fall klar: Bodmar kommt mit Jelena nach Perjekopsskaja. Dort verliebt er sich in Njuscha. Aber auch Jelena liebt Bodmar. Wer es nun war, ist gleichgültig … aber einer von beiden bringt Jelena um, verwischt alle Spuren, und als wir Jelena zu suchen beginnen, tauchen Bodmar und Njuscha im weiten Land unter. Wollen Sie noch mehr Schuldbeweise? Und Granja? Der ist eine Art Abfallprodukt dieser Tragödie. Er mußte sterben, weil er der einzige unsichere Zeuge war.«
    »Also zwei Tote und zwei Mörder?«
    »Nein. Ein Mörder. Bodmar. Njuscha ist das arme verblendete, sexuell hörige Mädchen, – das dritte Opfer, genaugenommen. Verstehen Sie, Tumow?«
    »Ja.« In Wolgograd wischte sich Tumow über die Stirn. Rossoskijs Gedankengänge erschütterten sogar ihn. »Also alle Schuld auf Bodmar?«
    »So ist es. Er ist der Teufel, den wir brauchen.«
    »Und wenn sie alle wieder auftauchen?« Tumow trank auch einen Schluck, aber es war kein Tee, sondern grusinischer Kognak. »Wenn sich plötzlich Jelena und Bodmar fröhlich und lebendig melden?«
    »Das überlassen Sie uns, Tumow.« Die Stimme Rossoskijs wurde abgehackt. Aha, dachte Tumow, da habe ich ihm auf die Zunge getreten. Ruhe, mein Lieber. Die Verantwortung liegt in Moskau. Sie werden wissen, was sie tun. »Sie tauchen nicht wieder auf … Was auch bei Ihnen dort unten an der Wolga passiert … ab heute früh sind sie tot.« Rossoskij blickte auf seine Uhr. Drei Uhr morgens. Es war noch möglich, einen Teil der Morgenzeitungen mit der neuen Meldung zu beschicken, die Druckmaschinen anzuhalten und eine Form – die erste Seite – auszuwechseln. Über die Fernschreiber der Nachrichtenagentur TASS konnte in zehn Minuten die Sensation in alle Welt gefunkt werden.
    »Was soll ich weiter tun?« fragte Tumow, der enger dachte als Rossoskij. »Kann ich weiter ermitteln?«
    »Ja. Suchen Sie die Wahrheit, und dann schließen Sie sie sicher ein. Mich interessiert nur noch Bodmar. Wenn Sie ihn aufstöbern, wird Ihre Personalakte zum Ministerium gehen. Ich verspreche Ihnen einen leitenden Posten im KGB, Boris Grigorjewitsch. Sie wissen, daß wir unsere besten Leute ins westliche Ausland schicken.«
    »Ich danke Ihnen, Genosse Oberstleutnant.« Tumow umklammerte die Flasche grusinischen Kognaks. »Ich werde mein Bestes tun.«
    Rossoskij legte auf. Seine Frau, in einem langen blauen Nachthemd und mit aufgestecktem Haar, saß hinter ihm in einem Sessel. Sie war eine schöne Frau, groß und kräftig, eine blonde Ukrainerin.
    »Ein großer Fall, Liebling?« fragte sie.
    »Ein propagandistisches Feuerwerk. Ich lasse es in wenigen Minuten abbrennen.«
    »Tote?«
    »Wer weiß es?« Rossoskij dachte an Jelena Antonowna. Schlank und hübsch war sie, ein kluges Weibchen, eine gute Kommunistin, eine fleißige Mitarbeiterin, ein kleines, blitzendes Rädchen in der riesigen Maschinerie der Politik. Man mußte es jetzt auswechseln. »Vielleicht ein Mädchen.«
    »Tot? Gräßlich.«
    »Es sterben in Rußland täglich Zehntausende. Betrachten wir den Tod in der Gesamtheit.« Rossoskij griff nach dem Telefon und hielt mit der anderen Hand seine leere Teetasse hin. Die Rossoskija nahm sie und rannte zurück in die Küche.
    Eine halbe Stunde später war Eberhard Bodmar eine Person der Politik geworden.
    In den Druckereien hielten die riesigen Rotationspressen an, die Formen der ersten Seite wurden ausgewechselt. Aus den Fernschreibern der Agentur TASS tickte die Meldung in alle Welt. Der Name Bodmar flog um die Erde bis in die fernsten Winkel.
    Morgens um fünf Uhr werden die Zeitungen in Moskau ausgeliefert. Aber

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