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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Bildes Nr. 47 durch sein Vergrößerungsglas einen Schlag in den Magen. Das ist nur bildlich gemeint … ihm aber kam es so vor, als habe man eine geballte Faust voll in seinen Magen gerammt. Er riß das Bild von der Trockenleine, rannte zu seinem Arbeitstisch, knipste die starke Tischlampe an und beugte sich tief über das noch nasse Foto.
    Die Wolga. Zwei Schiffe begegnen sich. Von Reling zu Reling winken die sonntäglich fröhlichen Menschen. Und zwischen ihnen weht eine Fahne aus blonden Haaren, und ein lachendes Mädchengesicht glänzt in der Sonne.
    »Das ist sie …«, stammelte Brutjew. »Der Himmel steh mir bei … das ist sie! Welch ein Zufall, der Teufel hole ihn.«
    Er dachte an das Versprechen, das er Oberstleutnant Rossoskij gegeben hatte, er dachte aber auch daran, daß Sibirien nicht der richtige Ort für einen Fotografen ist, schon gar nicht für einen so zartbesaiteten Künstler wie Timor Antonowitsch, und als er ein paarmal laut geschnauft und zwei Gläser Wodka getrunken hatte, ließ er das Foto im Trockenofen schnelltrocknen, vergrößerte aus dem Negativ Nr. 47 den Kopf des Mädchens samt dem ihres links stehenden Begleiters heraus, packte alles in seine Mappe und rief ein Taxi.
    Rossoskij wohnte im Haus des Wolgograder KGB, so unangenehm es den anderen Genossen auch war. Er hatte sich in einem Zimmer ein Feldbett aufschlagen lassen, obgleich man ihm ein großes, schönes Appartement im Hotel ›Wolgograd‹ angeboten hatte, wusch sich auf der Toilette und hielt die anderen Offiziere dauernd in Atem, weil er plötzlich überall auftauchte und schweigend herumschnüffelte. Das Auge Moskaus ruhte auf dem KGB von Wolgograd. Es war ein Gefühl, als läge man nackt unter einem Brennglas.
    So war Rossoskij auch jetzt zu Hause, als der Posten unten an der Pforte den aufgeregten Fotografen Brutjew meldete. Rossoskij, schon im Bett, streifte schnell seine Hose über. Verdrossen saß er hinter seinem Schreibtisch, mit nackten Füßen, einer Offiziershose und seiner gestreiften Schlafanzugjacke, als Brutjew hereingeführt wurde.
    »Ich habe sie, Genosse Oberst!« rief Brutjew schon an der Tür. »Ein Zufall! Heute auf der Wolga! Ich habe sie endlich!« Er riß seine Mappe auf und legte Rossoskij mit zitternden Händen die Vergrößerungen auf den Tisch.
    Rossoskij lächelte schwach. Der Zufall, das große Wunder der Wartenden. Der geheime, eigene Gott der Russen. Die Dinge lösen sich von selbst, wenn man nur Zeit hat. Irgendwo und irgendwann treffen sich alle Probleme, nur Geduld muß man haben, die Tugend des Ausharrens.
    Mit hochgezogenen Brauen betrachtete Rossoskij zuerst das Bild von der Reling. Mit einem Fettstift hatte Brutjew über Njuschas Kopf einen Pfeil gezeichnet. Dann hob er die Ausschnittvergrößerung ans Licht. Ein lachendes Mädchen in der ganzen Unbekümmertheit eines sonnigen Sonntags. Ihr blondes Haar wehte im Wind, die Augen strahlten … es war das Bild einer jungen Schönheit, fast ergreifend in seiner Lebensfülle. Der Mann neben ihr brauchte nicht erraten zu werden … ihn kannte Rossoskij aus den Akten.
    »Sie ist es wirklich«, sagte Rossoskij langsam. »Eberhard Bodmar und Njuscha Dimitrowna –«
    »Sie kennen das Mädchen, Genosse Oberst?« stotterte Brutjew. Er fühlte sich überrumpelt.
    »Mit Kopf natürlich. Ihr nackter Torso sagte mir gar nichts. Sie haben eine gute Arbeit geleistet, Genosse Brutjew. Das Vaterland dankt Ihnen.« Rossoskij drückte auf ein paar Knöpfe neben seinem Telefon. Irgendwo in dem großen Haus schrillten jetzt Klingeln, fuhr die Nachtbesetzung des KGB aus den Betten.
    Alarm bei Rossoskij. Verflucht … die Genossen aus Moskau haben einen Schlaf wie wilde Hunde. Immer sind sie wach, wenn es irgendwo raschelt.
    Brutjew setzte sich zaghaft neben die Tür auf einen Stuhl, klemmte die Hände zwischen die Knie und wartete. Zum erstenmal erlebte er, wie ein Geheimdienst arbeitete, und er hatte Angst, in diese Mühle hineingezogen zu werden.
    Rossoskij streifte seine Schlafanzugjacke ab, fuhr in sein Hemd und knöpfte dann die Uniform zu. Als es an der Tür klopfte stand er würdig und in voller Pracht im Zimmer. Brutjew sprang auf, nachdem die anderen Offiziere eingetreten waren und Rossoskij auf ihn zeigte.
    »Dieser treue Genosse hat uns soeben die Möglichkeit verschafft, die Rätsel um Jelena Antonowna und Major Tumow zu lösen.« Die Köpfe der Offiziere fuhren herum und starrten Timor Antonowitsch an. Brutjew empfand das ausgesprochen

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