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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kofferraum auf und verstauten das neue Gepäck. Dann gaben sie Bodmar die Hand, nickten Jelena freundlich zu und gingen zurück in die Botschaft.
    Bodmar schloß den Kofferraum ab. Er dachte daran, was der Presse-Attaché ihm noch schnell berichtet hatte. ›Wir wissen jetzt, was die Sowjets mit Ihnen vorhaben: – gar nichts. Wir wollten das erst nicht glauben, aber es ist so. Sie sind der erste Glückliche, der in ein Tauwetter hineinkommt. Das verdanken Sie dem Chinesen, der dem Russen im Nacken sitzt. Nutzen Sie Ihre Chance, Bodmar … schreiben Sie über dieses Land wie über einen Freund. Es wird sich auswirken auf lange Sicht –‹
    »Was haben Sie noch eingeladen?« fragte Jelena, als Bodmar wieder neben ihr saß und die Zündung drehte. »Zwei Packsäcke?«
    »Ja. Eine komplette Zeltausrüstung.«
    »Wozu denn das?« Ihre Augen verengten sich.
    »Wissen wir, wohin uns mein Wissensdrang verschlägt?«
    »Sie kommen in ein kultiviertes Land!« zischte Jelena und zerknüllte die ›Prawda‹. »Vergessen Sie das nicht! Überall gibt es saubere Gasthäuser, im kleinsten Dorf. Fangen Sie nicht schon wieder an, mein Vaterland zu beleidigen!«
    »Mein Gott, wie empfindlich ihr seid. Sagen Sie mal, Jelena … besteht Sowjetrußland nur aus Komplexen? Ein Zelt ist doch nichts Ehrenrühriges. Camping – das ist im Westen die große Mode. Da liegt der Millionär mit seinem Schlafsack Wand an Wand mit dem Hilfsarbeiter. In der Badehose sind sie alle gleich. Auch das ist eine Art von Sozialismus.«
    »Snobismus ist das, weiter nichts. Fahren Sie endlich!« Sie stemmte sich im Sitz zurück und schob eine Sonnenbrille auf die schöne schmale, gepuderte Nase. »Sie glauben doch wohl nicht, daß ich mit Ihnen in ein Zelt krieche?«
    »In der Nacht soll der Steppenboden kalt sein.«
    »Ich werde auf den Autositzen schlafen.«
    »Warum schon jetzt darüber streiten. Noch sind wir nicht einmal aus Moskau heraus.« Bodmar holte aus dem Handschuhfach die große Autokarte, die Jelena mit den Wagenpapieren übergeben hatte. Die Rollbahn nach Tula und Orel war dick eingezeichnet. »So lasset uns also wandern, mit einem Lied auf den Lippen. Grüß Gott, Grüß Gott, Frau Müllerin –«
    Jelena Antonowna wandte sich brüsk ab. Ihre Backenmuskeln zuckten. Ich könnte ihn erwürgen, dachte sie. Zerreißen wie ein gebratenes Huhn. Und ihn küssen –
    Sie schauderte vor ihren kannibalischen Gefühlen und sprach lange Zeit kein Wort mehr.
    *
    Drei Stunden fuhren sie bereits, als der Wagen zu hüpfen begann wie ein lahmer Eintänzer und dann plötzlich keinen Laut mehr von sich gab. Bodmar ließ ihn mit letztem Schwung am Straßenrand ausrollen, bremste zu spät und rutschte in den Graben.
    Sie hatten kleine Städte und typische russische Dörfer, weite Ebenen und schmale Flußläufe durchfahren, hatten die Oka überquert und befanden sich jetzt zwischen den Dörfern Myschenski und Malachowo in der Nähe des Flüßchens Waschana, einem Straßenabschnitt voll melancholischer Einsamkeit, dunkler rauschender Wälder und verfilzten Brachlandes.
    »Sieh an!« sagte Bodmar und stieg aus. Jelena folgte ihm und gab dem Vorderreifen heimlich einen Tritt. »Ich dachte, so etwas gibt es unter Genossen nicht. Aber dieser hier streikt.« Er tätschelte die heiße Kühlerhaube und schüttelte dabei den Kopf. »Na, na, na, mein kleiner Konterrevolutionär –«
    »Im Westen bleibt nie ein Auto stehen, was?« fauchte Jelena Antonowna. »Da gibt es keine Werkstätten, da fahren die Autos, bis sie auseinanderfallen?«
    »Keine Aufregung, Genossin. Ich werde in seine Eingeweide schauen. Vielleicht ist Genosse Motor unpäßlich? Eine kleine Verdauungsstörung?«
    Bodmar klappte die Haube hoch und versank mit dem Oberkörper im Motorraum. Nach wenigen Minuten tauchte er wieder auf, die Finger voller Öl und Schmiere.
    »Die Zündspule ist hin.« Er ging zum Straßenrand, schabte die Hände über das Gras und säuberte sie vom gröbsten Schmutz. »Durchgeschmort. Schnuppern Sie mal, Jelena, dann riechen Sie es.« Er lehnte sich an den Wagen, ließ die Haube zurückfallen und steckte sich eine Zigarette an. »Wo ist die nächste Werkstatt?«
    Jelena griff in den Wagen, holte die Autokarte und suchte. »In Tula.«
    »Prost ihr Leute vom Bau!«
    »In Malachowo gibt es bestimmt einen Mechaniker, aber der hat keine Zündspulen.«
    »Kaum anzunehmen.« Bodmar musterte Jelena Antonowna mit abschätzenden Blicken, wie ein Pferdehändler, der gleich dem Gaul ins Maul

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