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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herrchen spielen kann und Lisanka, das Weibchen, sich benimmt wie die Dämchen aus der Stadt. Mit wackelnden Hüften und schwabbenden Brüsten, daß es nur so eine Pracht ist, sie anzusehen und aufs Bett zu ziehen. Dafür erduldet man gern die Launen eines Talinkow.
    »Ich werde verrückt, wenn sie ungeschoren von mir geht«, sagte Talinkow jetzt. »Aber sie ist anders als andere Weiber. Sie will nicht!«
    »Betäuben wir sie«, meinte Grischa.
    »Mit dem Hammer, du Idiot?«
    »Mit ein paar Tröpfchen.« Grischas Bauerngesicht wurde verklärt. Er konnte helfen, er diente seinem Herrn, er würde gelobt werden. »Man gibt sie in das Essen, und nach einer Stunde liegen die Frauchen herum wie die erwürgten Hühnchen.«
    »Und wachen nicht wieder auf.«
    »Am nächsten Morgen. Und wissen nichts mehr. Gar nichts.«
    »Das ist satanisch.« Talinkow packte Grischa am Kragen und zog ihn zu sich heran. »Und du hast diese Tröpfchen, du stammelnder Teufel? Warum erfahre ich das jetzt erst, he?«
    »Sie haben nie danach gefragt … und sie nie gebraucht, Anton Antonowitsch. Es ist der Saft von Wurzeln und Pflanzen, ein Gebräu, das man früher in den Ställen brauchte, um die Kühe zu betäuben, wenn sie zu schmerzhaft kalbten.«
    »Hol es. Du bekommst zwei Rubel dafür.«
    Grischa flog davon. Zwei Rubel! Ihm war's, als wüchsen ihm Flügel und er verstände das Zwitschern der Vögel.
    Er bekam die zwei Rubel wirklich. Talinkow war in guter Laune. Er roch an dem Saft, der goldgelb aussah wie ausgepreßte Orangen. Ein Geruch frischer Wiesen strömte ihm entgegen.
    »Man wird es riechen!« schrie Talinkow. »Her mit den Rubeln, du Gauner!«
    »In den Speisen verliert sich der Geruch. Es ist wie eine Würze. Man spart Salz.«
    »Versuchen wir es.« Talinkow steckte den Korken auf die kleine Flasche. Mißtrauisch betrachtete er das alte Etikett. »Blaschenstwo«, sagte er. »Seligkeit … du bis ein Poet, Grischa. Aber das sage ich dir: Mißlingt es, koche ich eine Suppe für die Hunde aus dir! Wann essen wir?«
    »In zehn Minuten, Anton Antonowitsch.«
    »Das ist gut. Ich freue mich auf Lisankas Gurkensuppe …«
    Grischa rannte hinüber in die Küche. Er war mit allem zufrieden, was Talinkow betraf … auch daß sein ältestes Kind, ein Mädchen, sehr große Ähnlichkeit mit Anton Antonowitsch besaß. Es hatte die gleichen schräg gestellten Kirgisenaugen …
    *
    Der Tag lief dahin wie ein Bächlein.
    Talinkow zeigte seinen Gästen den Garten der Datscha, wo Tomaten gediehen und so seltene Dinge wie Blumenkohl, Kohlrabi und Sellerie. Da gab es ein Erdbeerfeld, Himbeer- und Brombeerhecken, Beeren, die die fleißige Lisanka kandierte, einweckte oder zu Rosinen eigener Art trocknete. Von den Gurken, Kürbissen und Maiskolben ganz zu schweigen.
    Grischa hatte unterdessen zu tun, die eingeladenen Freunde seines Herrn telefonisch wieder auszuladen. Talinkow wollte mit Jelena allein sein. Er verspürte wenig Lust, erst um sie mit den anderen Kerlen zu kämpfen oder sie gar bei einem Ausknobeln zu verlieren. Bisher war es dreimal geschehen, daß der lange, dürre Gorbetschaw ein Weibchen beim Spielen gewann, bis man entdeckte, daß er beim Pokern betrog. Man verprügelte ihn und band ihn auf der alten Tonja fest, einer Putzfrau von zweiundsiebzig Jahren, die Talinkow flugs aus Malachowo holen ließ. Nackt und schreiend, festgebunden mit Stricken, lag er auf der Alten, die wie ein Ferkelchen quietschte, und dann übergoß man beide mit Rotwein und schrie: »Sieh, sieh, der Gorbetschaw hat sie entjungfert.« Es war schon eine Schande, die der dürre Mensch nie verwinden konnte.
    Grischa log glänzend und wimmelte die Freunde Talinkows ab. So nahte der Abend. Es war warm in den Wäldern an der Waschana, die Erde duftete süß wie Ziegenmilch, und in der Luft hing eine Wolke von Honig. Grischa hatte ein Lämmchen geschlachtet und drehte es über einem offenen Feuer knusprig.
    »Ich freue mich über Sie, Genossen«, sagte Talinkow, als sie wieder am Tisch saßen. Grischa servierte … er hatte die Teller von Jelena und Bodmar vorbereitet und die braunen Lämmchenstücke mit seinem Zaubertrank vorgewürzt. Als Talinkow kurz hochsah, blinzelte er ihm zu.
    Es wurde ein schönes Abendessen mit Wodka und Wein vom Asowschen Meer. Talinkow erzählte Witze und benahm sich sehr gesittet. Er war der Wolf im Kleid der Großmutter.
    Nach dem Essen verkroch sich Grischa irgendwo im Haus und wartete. Auch Talinkow wartete voll Ungeduld, daß die Tropfen

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