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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf, holte ein paar Handtücher, legte sie ins Wasser und breitete die nassen Lappen auf Talinkows Stirn und Brust aus. Es half nichts, das war klar, hier konnte niemand mehr helfen, nur untätig wollte Bodmar nicht sein, nicht herumstehen und den Gelähmten anglotzen.
    Grischa tauchte sofort auf, als er die Stimme Jelenas hörte. Er tauchte aus der Ecke der Kellertreppe auf wie ein Hund, der einen Knochen vergraben hat.
    »Einen Arzt!« rief Jelena. »Ruf einen Arzt, schnell! Anton Antonowitsch ist verunglückt. Der Arzt soll sofort kommen!«
    »Mein armes Herrchen!« schrie Grischa und rang die Hände. »O welch ein Unglück!« Dann rannte er weg, rief in Tula einen von Talinkows Freunden an, den Chirurgen Afanasij Lukisch Bandurian, einen Grusinier, warf dann das Telefon auf das Sofa und tanzte durch das Zimmer, als habe er Ameisen unter den Sohlen. Niemand sah es, denn es war finster, und Grischa tanzte lautlos, in vollkommener Seligkeit.
    Es dauerte immerhin zwei Stunden, bis Dr. Bandurian auf der Datscha eintraf. Er brachte gleich einen Ambulanzwagen des Krankenhauses mit.
    »Habe ich es nicht immer gesagt!« rief er gleich, als Bodmar ihn an der Tür empfing. »Erzählen Sie mir nichts, Genosse … es war eine Apoplexie, nicht wahr? Mußte kommen, mußte kommen! Immer nur fressen, saufen und huren … wer hält das aus, so schön es auch ist! Wo liegt er? Bei einem Weib? Ist sie ohnmächtig geworden? Ist sie hübsch?« Dr. Bandurian steuerte zielsicher auf Talinkows Schlafgemach zu, aber Bodmar winkte ab und zeigte auf den Gästetrakt.
    »Hier, Genosse. In meinem Zimmer.«
    »Bei Ihnen?« Afanasij Lukisch blieb ruckartig stehen. »Ist das alte Schwein auch noch ein Homo geworden? Nein, so etwas! So etwas von Untergang!«
    Die Untersuchung dauerte nicht lange. Bandurian beugte sich über Talinkow, nachdem er weise genickt hatte, als er ihn in völliger Nacktheit auf dem Fußboden antraf, und im Hintergrund Jelena wahrnahm, horchte das Herz mit einem Membranstethoskop ab, fühlte den Puls und gab Anton Antonowitsch eine Injektion zur Senkung des Blutdrucks. Dann setzte er sich vor den Fleischberg auf einen Stuhl und schaute auf ihn hinunter.
    »Er ist bei völligem Bewußtsein«, sagte er gemütlich. »Er sieht uns, er hört uns, vielleicht versteht er sogar unsere Worte. Nur antworten kann er nicht, und sich rühren kann er nicht. Er ist wie eine taube Nuß. Dicke Schale, darin – Luft!« Er tippte mit den Schuhspitzen Talinkow in die Seite und nickte ihm zu. »Ich habe dich gewarnt, Anton Antonowitsch. Man geht mit einem Krug nicht dauernd an den Fluß, wenn der Henkel wackelt. Was hast du getan? Mich ausgelacht und hinausgeworfen. Nun liegst du da, du Schafsbock, steif und stumm. Man sollte dich jetzt noch verprügeln –«
    Die Sanitäter vom Krankenhaus in Tula luden Talinkow auf ihre Trage und schnallten ihn fest. Es war eine schwere Arbeit, bei der Bodmar und Dr. Bandurian halfen. Drei Zentner schlaffen Fleisches zu heben, das einem dauernd aus den Fingern rutscht … macht es nach, Genossen! Schön fluchen werdet ihr!
    Als Talinkow endlich auf der Trage lag, unter Decken festgezurrt, und hinausgetragen wurde zum Ambulanzwagen, betrachtete Dr. Bandurian vor dem Einsteigen noch einmal Jelena Antonowna. Sie stand vor der Haustür, in einem dünnen Nachthemd und fror vor Aufregung.
    »Sie haben Talinkow um den Verstand gebracht?« fragte er. »Wer kann das begreifen?« Er schüttelte den Kopf und klapperte mit den Schlüsseln. »Anton Antonowitsch liebte formenreiche Frauen. Es ist nicht zu begreifen …«
    Er war kein höflicher Mensch, dieser Afanasij Lukisch. Aber er war ein guter Chirurg. Und verschwiegen war er auch, denn niemand erfuhr etwas über die Umstände, die den Zusammenbruch Talinkows herbeigeführt hatten.
    Schweigend sah Jelena den beiden Wagen nach, wie sie im Dunkel der Waldstraße untergingen. Ihre Lippen waren dünn und gefährlich zusammengekniffen.
    »Bin ich so häßlich?« sagte sie plötzlich rauh, als Bodmar sie ins Haus zog und die Tür abschloß. »Sei ehrlich … sehe ich aus wie eine Vogelscheuche?«
    »Dummheit, Jelena. Du weißt, wie schön du bist.«
    »Er hat es gesagt. Er war ehrlich. Ärzte sind immer ehrlich, wenn sie eine Gemeinheit sagen können. Eine wahre Gemeinheit. Ich bin häßlich! Warum belügst du mich?«
    Bodmar wollte sie beruhigen, aber sie ließ ihn nicht aussprechen. Mit geballten Fäusten schlug sie gegen die Wände, rannte fort in ihr Zimmer und riß

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