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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und bebte dem Augenblick entgegen, in dem Bodmar die Tür des Bades aufreißen würde, hereinkam, den Bademantel abwarf und sie an sich zog. Unter dem Rauschen des Wassers, überflossen von Kühle, würden sie sich lieben, bis die Tropfen auf ihrer heißen Haut verdampften. Über den nassen Boden würden sie sich wälzen, ineinander verkrampft, verbissen wie tolle Hunde, ein Gewirr von Gliedmaßen, und die Laute der Lust würden das Hämmern der Wasserstrahlen auf den nackten Körpern übertönen und zurückschallen von den Wänden und über sie herstürzen wie das Geschrei heiserer Möwen.
    Aber Bodmar kam nicht. Er ahnte nichts von der fiebrigen Sehnsucht Jelenas … er saß in seinem Zimmer am Fenster, blickte in den Birken- und Ulmenwald und wartete auf das Klopfzeichen an seiner Tür.
    Bad frei. Der nächste.
    Er war schon ausgezogen, hatte ein Handtuch um seine Lenden geschlungen und beobachtete Grischa, der mit zwei Eimern dampfenden Hundefutters zu dem Zwinger schwankte. Er blutete an der Stirn. Anscheinend hatte Talinkow ihn später noch einmal geschlagen und ihm die Kopfwunde beigebracht.
    Welche Gegensätze in diesem Land, dachte Bodmar. Die große, eine ganze Welt umwälzende sozialistische Revolution, eine Weltanschauung, die buchstäblich Berge versetzte … und dann, im Verborgenen, hinter den Bäumen und Hügeln und Strömen das alte, unsterbliche Rußland. Talinkow war ein Kommunist, und Grischa, der Kulak, war es auch. Und trotzdem diente der eine dem anderen mit einer jahrhundertealten Unterwürfigkeit.
    An vieles dachte Bodmar, nur nicht an Jelena Antonowna, die unter der Brause stand, bis sie fror. Erst dann stellte sie das Wasser ab, hüllte sich in ein weites Badelaken, das auf einem Stuhl in einer Ecke des Zimmer zusammengefaltet gelegen hatte und band ein Handtuch um ihre nassen Haare.
    Von seinem Ausguck, einem Loch in der Wand, das zur Badezimmerseite hin als Gläserhalter getarnt war, entfernte sich Talinkow. Sein massiger Körper wippte beim Gehen, das Gesicht war hellrot vor Gier. Fjodor Pawlowitsch, der jetzt duschen würde, interessierte ihn nicht. Männer waren kein Anblick, der ihn erregte. Aber Jelena Antonowna, – o mein Seelchen, hüpfe und springe!
    Talinkow eilte zurück in seine Räume und läutete nach Grischa.
    Mit der Faust schlug Jelena an die Tür Bodmars. Enttäuschung, verratene Sehnsucht, Wut über sich selbst, Angst vor ihrem Körper, Flucht vor ihrer Seele, alles lag in diesem Schlag.
    »Frei!« rief sie und wunderte sich, wie schrill ihre Stimme klang.
    »Danke!« hörte sie Bodmar antworten.
    Sie stürzte in ihr Zimmer, um vom Gang weg zu sein, wenn er heraustrat. Wieder lauschte sie an der Tür, hörte ihn auf nackten Sohlen zum Bad tappen und stellte sich vor, wie er unter den Wasserstrahlen aussah. Ein brauner, muskulöser, männlicher Körper. Breite Schultern, breite Brust, schmale Hüften, feste, kräftige Schenkel.
    Sie grub die Zähne in die Unterlippe und riß das Badetuch von sich. Mit einem Seufzen warf sie sich mit dem Gesicht nach unten in das breite Riesenbett, versank in den Kissen und Daunendecken, drückte mit Armen und Beinen alles unter sich, bis es eine dicke, weiche, federnde Rolle war, auf der sie lag, auf der sie ritt, die sie liebkoste, streichelte und küßte, bis die Erlösung über sie kam. Entsetzt über sich selbst rollte sie sich auf den Rücken und starrte mit leeren Augen die bemalte Zimmerdecke an.
    »Das halte ich nicht aus«, sagte Jelena Antonowna mit einer Stimme, die wie aus einer Gruft kam. »Es muß etwas geschehen. Es – muß – etwas – geschehen –«
    *
    Talinkow dachte gar nicht daran, schon jetzt in Tula anzurufen und den Werkstattwagen aus seiner Fabrik anzufordern. Der Anblick der badenden Jelena entfachte bei ihm einen sinnlichen Wirbelsturm.
    »Grischa –« sagte er, nachdem dieser von den Hunden gekommen war, aus den Kleidern stinkend nach den gekochten Innereien, die er der Meute vorwarf, »Grischa, du Hundesohn, wir müssen etwas tun.«
    »Das Täubchen, das ins Haus geflattert kam?« Grischa schien seinen Herrn genau zu verstehen. Er blinzelte ihm zu. Die Schläge mit der Hundepeitsche, die Stirnwunde, durch den Hieb mit einem Holzscheit … wer spricht darüber? Die großen Herrchen scherzen immer. Entweder geben sie zehn Kopeken Trinkgeld, oder sie treten einem den Hintern wund. Man kann's nie vorher bestimmen, nur erdulden. Dafür gibt es Tage, wo man allein ist auf der schönen Datscha, wo man selbst das

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