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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdampfte, eine riesige Wolke schwebte über der Weltkugel und regnete sich wochenlang aus, bis irgendwo ein neues Meer entstand. Das Gesicht der Erde veränderte sich.
    Nicht anders war es, als Njuscha jetzt im Zimmer stand und Jelena Antonowna in ihrer perlmutthaften Nacktheit zwischen Kerze und Bett anstarrte. Bodmar saß mit bloßem Oberkörper an der Wand, die Decke über seine Lenden hochgezogen.
    »So ist das also«, sagte Njuscha als erste. Sie lehnte sich gegen die Tür, warf ihr Leinenhemd auf die Erde und musterte Jelena mit den glühenden Blicken einer Wölfin. »Du willst ihn haben, du Hure aus der Stadt! Bin wohl im richtigen Moment gekommen, was? Wolltest gerade zu ihm schlüpfen und ihn umarmen? Aber du kommst zu spät … Sascha gehört mir schon!«
    Jelena knirschte mit den Zähnen. Sie wich zurück bis zum Fenster und atmete in heftigen Stößen. Die pralle, wilde Schönheit Njuschas, die Kraft, die ihr Körper ausströmte, hatten etwas Überwältigendes.
    »Geh aus dem Zimmer!« zischte Jelena. »Leg dich zu den Säuen, wo du hingehörst! Du stinkst nach Kuhmist und saurer Milch.«
    »Und du? Hast du keinen Spiegel, was? Machst wohl einen Bogen um alles, was dich zeigt? Sieh dich doch an … wer kann denn ein Gerippe mit Haut lieben? Nichts auf den Hüften hat sie, ihr Bauch ist flach wie ein Brett und die Brüste, o Gott, diese Brüste! Jede Ziege würde sich schämen, solche Zitzen zu haben!«
    »Es braucht nicht jede eine Preiskuh zu sein wie du!« rief Jelena. Sie griff zur Seite, wo eine alte Messinglampe mit Petroleum stand und hob sie hoch. »Aus dem Zimmer, du Trampel … oder ich schlage dir den Schädel ein!«
    Bodmar sprang aus dem Bett. Daß auch er nackt war, kümmerte ihn in diesen Augenblicken wenig. Sie zerfleischen sich, wie ich's gedacht habe. Sie zerreißen sich wie wilde Tiere. Mit einem Satz sprang er zwischen sie und schob die Mädchen auseinander, als sie zum Sprung ansetzten wie Kampfhähne in der Arena.
    »Seid ihr verrückt?« schrie er. »Habt ihr beide den Verstand verloren? Auseinander!« Mehr konnte er nicht sagen. Wenn zwei nackte Weiber um einen Mann kämpfen, versagen alle Worte. So etwas ist ein Naturereignis, – und halte einer mit einem Eimer eine Sturmflut auf!
    Njuscha und Jelena wichen zurück, die eine zur Tür, die andere wieder zum Fenster. Aber das war kein Rückzug, sondern bloß das Aufstellen zu einem neuen Angriff. Bodmar erkannte es sofort und kam sich hilflos und schuldig an diesem grandiosen Schauspiel vor.
    »Wen liebst du?« fragte Njuscha. Ihre Stimme war klar und ohne jede Erregung. »Sag ihr, wen du liebst, Sascha.«
    Bodmar nickte. Er hatte es erwartet, es konnte nicht anders kommen. An ihm allein lag es jetzt, Hölle und Paradies zu verteilen.
    »Ja, sag es ihr!« zischte auch Jelena vom Fenster. »Sag ihr, der Drecksgeburt, daß wir zusammen im Zelt geschlafen haben, in einem Schlafsack, Körper an Körper –«
    Die Augen Njuschas bekamen einen wilden Glanz. »Nebeneinander …«, sagte sie dumpf. »Nebeneinander … aber auch aufeinander?«
    Bodmar fuhr herum. »Njuscha!« rief er. »Es gibt da vieles zu erklären …« Er kam sich erbärmlich vor und geradezu lächerlich in seiner Rolle als nackter Vermittler.
    »Was willst du erklären?« schrie Jelena. Sie zitterte vor Wut, ihr zarter, graziler Körper flog wie im Krampf. »Du hast mich geküßt, du hast meine Brust umfaßt … oh, ich habe es gemerkt, ich habe mich nur schlafend gestellt, ich habe gespürt, was in dir vorging … Jede Nacht hat er mich umfaßt, jede Nacht –«
    »An einem Haken hat er sich festgehalten«, sagte Njuscha böse. »Ist eine Hose verliebt, wenn sie an einem Nagel hängt?«
    Das war zuviel. Mit einem hellen Schrei stürzte sich Jelena auf Njuscha und schwang die Lampe über ihren Kopf. Sie stieß mit ungeahnter Kraft Bodmar gegen die Wand, und ehe er sich wieder fangen konnte, standen die rasenden, nackten Weiber voreinander. Im gleichen Augenblick aber griff Njuscha zwischen ihre Brüste, das Messer blitzte auf und zuckte hoch in die Luft.
    »Njuscha –!« schrie Bodmar verzweifelt. »Nein, Njuscha …«
    Zu spät war's. Die Schneide fiel herab aus der Luft und schnitt in Jelenas Arm, der die Lampe schwenkte. Mit einem schrillen Aufschrei ließ Jelena die Lampe fallen, taumelte zurück an die Wand und heulte laut wie ein verwundeter Wolf. Das Blut quoll aus der breiten Schnittwunde über ihre Hände und tropfte auf den Boden. In Sekundenschnelle war

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