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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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mit der Polizei per du und organisiere gewisse Zusammenkünfte.
    »Eine Kupplerin?«
    »Nein. Die Königin der tariflichen Treffen.«
    »Sie ist eine Zuhälterin?«
    »Nicht so laut!«
    »Mit was für Menschen du verkehrst!«
    »Es ist praktisch unmöglich, solchen Frauen die Tür vor der Nase zuzumachen. Sie haben meistens gute Verbindungen zu den Mächtigen und können sich leicht an dir rächen, indem sie irgendeine Huri ins Bett deines Ehemanns schicken oder dir einen Verstoß gegen die Sittenrechte andichten oder Drogengeschäfte, völlig egal was. Wenn du ihnen dagegen den Bart kraulst, beschützen sie dich.«
    Ich wurde schnell von den Worten meiner Freundin überzeugt. Besagte Dame setzte sich neben mich. Sie verwickelte mich in ein vertrauliches Gespräch, fragte mich über meine Arbeit aus, und da ich äußerst zurückhaltend antwortete, wagte sie sich weiter vor:
    »Weißt du, dass du gutes Geld verdienen könntest?«
    »Ich beklage mich nicht …«
    »Kennst du viele Saudis?«
    »Außer meinen Kollegen oder regelmäßigen Fluggästen nicht wirklich.«
    »Ich würde dir vorschlagen, denjenigen, die du bereits kennst, meine Nummer zu geben.«
    »Und was soll ich ihnen sagen?«
    »Dass sie bei mir die schönsten Gazellen von Marokko bekommen. Und du erhältst deinen Anteil.«

    Später erfuhr ich, dass die Dame an einem Geschäftszweig beteiligt war, der Frauen aus Marokko ins Ausland und Länder des Mittleren Ostens vermittelte und sie dort zur Prostitution zwang. Sie rekrutierte sie in Friseursalons oder bei privaten Abenden, arrangierte ihre Reise in Länder wie Syrien oder Tunesien und sorgte dafür, dass sie dort ordentlich arbeiteten.
    An jenem Abend bedachte ich die Warnung meiner Freundin und erklärte der Blonden, dass ich gerne mitgemacht hätte, allerdings …
    »Allerdings was?«
    »Allerdings ist das mein letzter Monat in dem Job.«
    »Ach. Wie schade!«
    »Es wird wohl Zeit, Wurzeln zu schlagen, wie meine liebe Großmutter Hinna zu sagen pflegt.«

Epilog
    Niemand, der mich kennt, hat wohl ernsthaft geglaubt, dass ich eines Tages einen reichen Saudi heiraten und in Arabien leben würde. So hätte ich allenfalls zu einer Schar von Kurtisanen gehört, für die Geld die Wurzel der Liebe ist, zu jenen ehrgeizigen Frauen, die auf geheimnisvoll machen, um das große Los zu ziehen und sich einen Ölmagnaten zu angeln. Doch die Bekanntschaft meiner Freundinnen aus Dschidda hatte mich genügend über den goldenen Käfig der Frauen vom Golf gelehrt, über die Ungerechtigkeit und die Langeweile, der sie ausgesetzt sind. Die Vorstellung, zu dieser Masse von Klausnerinnen zu gehören, selbst wenn man sie mit Gold überschüttete oder sie mit einem Heer von Bediensteten umgab, reizte mich nicht im Geringsten. Nicht für alles Öl der Welt, alle Diamanten und Kronen hätte ich die Freiheit aufgegeben, allein und ohne Wachhund auf die Straße gehen zu können und die Welt auf eigene Faust zu bereisen.
    Darüber hinaus hatte ich keine Eile, meinen Job bei der saudischen Airline zu kündigen und meine Karriere zu beenden, auch wenn man als Dreißigjährige dort bereits zum alten Eisen gehört und man uns weismachen will, das weitere Fliegen würde unserer Gesundheit schaden. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, Stewardessen würden sonst irgendwann steril oder kämen verfrüht in die Wechseljahre.

    Ich wurde von meiner Crew geschätzt, meine saudischen Freundinnen überhäuften mich förmlich mit Geschenken und meine Liebhaber warteten in jeder Hauptstadt auf mich, wie einst die Mätressen der Matrosen in den Häfen. Mein Einkommen reichte aus, um die leere Familienkasse aufzustocken und mir eine komfortable Zukunft zu ermöglichen.
    In unserer Ecke der Vorstadt stand nun eine hübsche zweistöckige Villa, von der aus meine Mutter auf die Nachbarn herabsah und auf den Tag wartete, an dem sie den Beweis meiner Unschuld an die Balustrade hängen würde. Mein Vater konnte vorzeitig in den Ruhestand gehen. Meiner Schwester Sana bezahlte ich die Scheidung, so dass sie heute in Freiheit leben kann. Letztlich führte mein hohes finanzielles Ansehen – das wohl eher eingebildet als real war – sogar dazu, dass mein Bruder Ali heute die Avancen junger Mädchen zurückweist und wie der Hahn im Korb in einem brandneuen Zeitungskiosk thront, in dem er Kassetten und Erfrischungen von hübsch aufgereihten Regalen verkauft.
    Und so konnte ich mit gutem Gewissen sagen, für meine Lieben gesorgt zu haben, ganz wie es ein

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