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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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Familienvater für seine Nachkommen getan hätte. Ich rechnete wirklich nicht damit, den Mann meines Lebens zu treffen, und plötzlich saß er in einem Restaurant in Dubai vor mir, gut aussehend und wohlsituiert. Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich ihn anlächelte, schüchtern und still. Tatsächlich war es Liebe auf den ersten Blick. Schicksal, oder Maktoub, wie man bei uns sagt. Ich verfiel seinem Aussehen wie seinem Charakter. Als Angestellter der UNO bereitete D. gerade seine Abreise nach Marokko vor, wo ihn ein neuer Posten im Außenministerium erwartete. Seine blassen Hände zeugten bereits von seiner
Feinfühligkeit und seine Manieren verhießen die typische Disziplin und Höflichkeit eines Diplomaten. Mehr gibt es nicht zu sagen. Mein jetziges Leben gehört mir allein, es bleibt, wie man sagt, in der Familie.
    Wenige Monate später beschlossen wir zu heiraten und ich kündigte meinen Job, als mein Bauch sich zu wölben begann.
    Der Abschied von meinen saudischen Freundinnen fiel mir schwer. Doch sowohl unsere Handys als auch das Internet überbrücken seither die Distanz zwischen uns. Ich bete, dass die Wahhabiten ihre regelmäßige Drohung, den Zugang zum Netz sperren zu lassen, niemals in die Tat umsetzen werden.
     
    Sechs Monate nach meiner Hochzeit erfuhr ich, dass Soha sich entschlossen hatte, die Zweitfrau in Kairo zu akzeptieren, statt ihren Mann zu verlassen. Eine Art Überlebensreflex hatte sie vor Selbstmord oder einer Depression bewahrt, und so startete sie eine neue Verführungsoffensive in der Überzeugung, Omars Herz zurückzugewinnen. Dieser hatte einen Weg gefunden, sie auf Distanz zu halten, ohne ihren Zorn auf sich zu ziehen. Er wohnte mit seiner Zweitfrau in Kairo und stattete Soha ab und an einen Besuch ab, bei dem er ihre drei Kinder mit Geschenken überhäufte und Soha astronomische Summen überwies, dir ihr dabei halfen, in ihrem Unglück auch etwas Gutes zu sehen.
    Die junge Iqbal hatte die Hochzeit mit dem Sohn einer der Königsfamilie nahestehenden Sippe abgelehnt und kämpfte dafür, das Land in Richtung Vereinigte Staaten verlassen zu können. Während sie darauf wartete, hatte sie eine geheime Internetseite ins Leben gerufen, auf der sie ihre Leidensgenossinnen dazu aufforderte, »sich
den Stammesregeln und der männlichen Doppelmoral zu entziehen«. Joumana hatte die Initiative natürlich mit Applaus begrüßt und beteiligte sich selbst daran, indem sie unter einer Vielzahl von Pseudonymen Beiträge schrieb. Allerdings bat sie Iqbal, nicht zu unverblümt über Sex zu schreiben, sondern auch weiterhin auf Metaphern und Andeutungen zurückzugreifen, um dem Ansehen des Landes in der Welt nicht zu schaden.
    Das Letzte, was ich von ihr hörte, war eine Neuigkeit, die jede andere außer Joumana vor Schreck hätte erstarren lassen: Iqbal hatte beschlossen … ein Mann zu werden. »Das ist der einzige Weg, um frei zu sein«, hatte sie gesagt.
    In den Wochen vor meiner Abreise hatte ich Salma nicht mehr wiedergetroffen. Sie machte eine lange depressive Phase durch, verdrängte die Homosexualität ihres Mannes jedoch vollkommen, wie Joumana mir berichtete. Nach Soha gab es »solche Dinge« eben nicht, daher war es natürlich auch schwierig, sie anzuerkennen, ohne daran zu verzweifeln.
    Später kam Salma wieder zu Joumana, jedoch ertrug sie Soussou den Friseur nicht mehr in ihrer Nähe. Sie sagte, sie lege ihr Schicksal und die »Frigidität« ihres Ehemannes in Gottes Hand. Während sich dessen Aufenthalte in Thailand und Beirut zusehends in die Länge zogen, lief sie zur Moschee und betete umso häufiger, er möge heil und gesund zurückkehren.
    Farah war in Sachen heimlicher Liebe vorsichtiger geworden, seit man sie um ein Haar mit einem »falschen Ehemann« erwischt hatte. Es kursierten Gerüchte über sie, die ihre Tugend anzweifelten, und ihre Eltern übten zusehends mehr Druck auf sie aus, damit sie zu ihnen zurückkehren und unter ihrer Aufsicht leben würde. Dies
lehnte sie kategorisch ab … Und nun erfahre ich von ihrem Verschwinden und weiß noch immer nicht, was aus ihr geworden ist. Hat sie beschlossen, vor ihrer eigenen Sippschaft zu flüchten? Indem sie ihren Sohn einfach zurücklässt? Wenn sie nur eines Tages wiederauftaucht … Die Vorstellung, dass sie vielleicht eine Bestrafung hinter verschlossenen Türen erleiden musste, ist für mich unerträglich …
    Was mich angeht, weigert sich Nora, mich zu sehen. Sie sagt, dass eine unverhüllte Frau es nicht verdient,

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