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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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Berater für die europäischen Märkte auf, als Hilfsarbeiter auf Baustellen, Rezeptionisten oder Betreiber winziger Läden. Mittlerweile kamen auch viele Frauen wie die Bienen zum Kuchen, ließen sich als arbeitssuchende Friseurin oder Hostess registrieren, bevor sie ihr Glück letztendlich in zwielichtigen Bars und Nachtclubs versuchten.
    Viele von ihnen kommen mit dem Wunsch, Sängerin oder Tänzerin zu werden und enden auf dem Bordstein in den Fängen von Zuhältern, die sich als ihre Kafils ausgeben, um sie dann in der ganzen Region anschaffen zu lassen. Die Glücklichsten unter ihnen schaffen es ins Showbiz und lassen sich von irgendeinem ihrer Liebhaber aushalten, der ihnen die Miete zahlt und sie jeden Abend besteigt. Und jeder weiß, dass in ebendiesen unbezahlbaren Wolkenkratzern steinreiche Maghrebiner mit ihren Nebenfrauen verkehren, die sie nach Art der Urfi legalisieren und aushalten.

    Dies bestätigte mir auch Haïtham, ein Cousin meines Liebhabers aus Beirut, dem schönen und großzügigen Tony, der seinem schon seit Jahren im Emirat lebenden Verwandten aufgetragen hatte, mich im Hotel abzuholen und mich in der Stadt zum Essen auszuführen.
    Um mir ein Vergnügen zu bereiten, hatte Haïtham einen befreundeten Marokkaner mitgebracht, D., geboren in Fès, um die dreißig, elegant, der für die UNO in Bahrain arbeitete.
    Nachdem er uns einander vorgestellt hatte, redete der Libanese ohne Punkt und Komma.
    »Jemand hat mir die Geschichte einer Tunesierin erzählt, die vor zwei Jahren auf eine Annonce antwortete, in der Empfangsdamen gesucht wurden. Der Mann, von dem sie am Flughafen abgeholt wurde, konfiszierte sofort ihren Ausweis und sperrte sie mit einem Dutzend ihrer Landsfrauen ein. Er zwang sie zur Prostitution. Letzte Woche gelang ihr die Flucht und sie lief sofort zur tunesischen Botschaft. Dort hat man sie unter Schlägen weggejagt. Sie sagte, sie sei sich zu hundert Prozent sicher, dass der Botschafter mit ihrem Zuhälter unter einer Decke stecke und vermutlich am Gewinn ihrer Arbeit beteiligt würde. Stellt euch das mal vor! Ein Angestellter des Hotels, in dem sie arbeitet, hat mir davon erzählt. Sie kam verzweifelt und in Tränen aufgelöst zurück.«
    Haïtham entschuldigte sich kurz darauf, er müsse früh am nächsten Morgen seine Truppe auf der Baustelle, einer der künstlichen Inseln, die gerade gebaut wurden, zusammentrommeln.
    Ich blieb also allein mit meinem Landsmann, den ich heimlich beäugte. Weder er noch ich hatten etwas sagen können, seit Haïtham uns einander vorgestellt hatte. Er trug einen Anzug mit Krawatte, hatte dunkle Wimpern
und grüne Augen. Er kam aus einer Familie, die dem Makhzen, den staatlichen Institutionen, nahestand – was meiner armen Sippe aus der Vorstadt diametral entgegengesetzt war.
    Selbst unter vier Augen mit ihm, blieb ich zurückhaltend und überließ es ihm, die Unterhaltung in Gang zu bringen. Er gab sich freundlich, während sein Blick leidenschaftlich war. Merkwürdigerweise gefiel mir dieser Mann von Anfang an, doch keiner von uns beiden versuchte auch nur im Geringsten, den Abend in die Länge zu ziehen. Ich war verwirrt, zumal er mich offensichtlich für die weiseste, unschuldigste Stewardess auf diesem Planeten hielt. Und was noch bemerkenswerter war: Ich hielt mich plötzlich auch dafür.
    Wahrscheinlich war es dieses anfängliche Missverständnis, das uns als Mann und Frau zusammenbrachte.
     
    Zwei Monate später kehrte ich nach Marokko zurück, um die frohe Botschaft zu verkünden. Im Gegensatz zu meinen äußerst gläubigen Kollegen, die einen Teil ihrer Ferien häufig in Arabien verbrachten, wo die Religiosität zu jedem Zeitpunkt spürbar in der Luft hängt, liebte ich es über alles, nach Casa zurückzukehren. Ich schlief und aß und aß und schlief, während meine Mutter meinen Müßiggang verteidigte: »Das arme Mädchen soll sich ausruhen, sie ist ganz erschöpft vom vielen Umherfliegen.« Sie sprach jedoch nicht aus, dass ich zum Familienoberhaupt geworden war, dass ich meinen Geschwistern unter die Arme griff, auch wenn mein Vater das Geld, das ich nach Hause brachte, schmutzig nannte.
    An jenem Abend besuchte ich einige meiner alten Freundinnen, in deren Gesellschaft sich auch eine blonde Dame von äußerst unangenehmem Charakter befand.
Doch unsere gemeinsame Gastgeberin behandelte sie unterwürfig und respektvoll. Während ich ihr in der Küche half, fragte ich sie nach dieser Person und sie flüsterte mir ins Ohr, sie sei

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