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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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selbst einem streunenden Hund nicht eingefallen wäre, stoppte sie das Knattern einer Maschinenpistole und einzelne Schüsse.
    Sie blieben stehen, sahen, daß wie Schatten einige Gestalten um die Ecke rannten, zwei Männer schleiften einen dritten zwischen sich, und dieser Mann stöhnte, brüllte ein paarmal auf und versuchte, mitzulaufen.
    Die ersten Männer hatten Kehat und Amina erreicht und hoben ihre Waffen. Sie trugen Strumpfmasken über den Köpfen und enge, schwarze Lederkleidung.
    »Aus dem Weg!« schrie der erste. Durch die Maske klang seine Stimme unnatürlich dumpf. Er wollte seine Maschinenpistole heben und auf Kehat feuern, als ein neuer Aufschrei des Verwundeten ihm wie eine Faust in den Nacken fuhr. Kehat hatte Amina hinter sich gerissen, deckte sie mit seinem Körper, preßte sie an die Hauswand und zeigte jetzt mit ausgestrecktem Arm auf den taumelnden Mann zwischen den beiden anderen.
    »Ich bin Arzt!« schrie er, einer Eingebung folgend. »Ich kann helfen.«
    Der Mann mit der Strumpfmaske rannte weiter und winkte mit seiner Maschinenpistole. »Mitkommen!«
    »Fünfhundert Dollar in Lire!« schrie Kehat zurück.
    »Schnauze halten! Mitkommen!«
    Die Männer rannten an Kehat vorbei. Die letzte Gruppe, mit dem stöhnenden Verwundeten zwischen sich, blieb kurz vor Kehat stehen.
    »Worauf warten Sie?« brüllte einer der Männer.
    »Fünfhundert Dollar in Lire –«
    »Tausend Dollar! Nur bewegen Sie sich endlich –«
    Die Männer rannten weiter. Kehat griff nach hinten, faßte Aminas kalte Hand und umklammerte sie.
    »Komm!« sagte er rauh. »Für einen Flug nach Kairo werde ich zur ärztlichen Hure – Komm!«
    Sie stürzten den Männern nach, liefen Hand in Hand hinter den Gangstern her, und während sie rannten, ihre Lungen keuchten, ihre Schläfen brannten, dachten sie beide zur gleichen Zeit:
    Ich werde meinen Vater sehen … Wir werden nach Kairo kommen … Morgen schon … morgen –
    Die Dunkelheit verschluckte sie … nur noch das Stöhnen hörte man und dann, leiser und leiser werdend, das Klappern der Schuhe auf dem Asphalt.
    Irgendwo, in einem Hinterhof, wo Wäsche von Mauer zu Mauer gespannt war, hielt die Gruppe Männer an und setzte sich schweratmend auf einen Stapel Bretter. Der Verwundete wurde auf den Boden gelegt und begann sofort wieder zu stöhnen. Kehat kniete neben ihm nieder und tastete ihn ab. Er konnte nichts sehen, es war eine kaum durchdringbare Dunkelheit, aber er spürte: Wo er hingriff, war Feuchtigkeit. Blut.
    »Ich brauche Licht«, sagte er. »Selbst Gott schuf zuerst die Sonne, um etwas zu sehen …«
    »Reden Sie keinen Blödsinn! Sind Sie wirklich Arzt?« Der Mann, der der Anführer zu sein schien, beugte sich zu Kehat herunter. Er hatte die Strumpfmaske abgenommen und knipste jetzt ein Feuerzeug an. Im zitternden Schein der kleinen Flamme blickte Kehat in ein dunkelhäutiges, gut geschnittenes Gesicht mit schwarzen gelockten Haaren darüber. Ein Araber.
    »Medizinstudent …«, sagte Kehat heiser.
    »Und die Frau da?«
    »Meine Frau.«
    »Können Sie helfen?« Der Mann leuchtete den liegenden Körper ab. Kehat sah nur Blut … es drang durch die Kleidung, es mußte ein Brustschuß sein.
    »Ich weiß es nicht. Ohne Instrumente, Medikamente, Verbände …«
    »Sagen Sie, was Sie brauchen. Husni wird mitschreiben, dann brechen wir eine Apotheke auf und holen uns alles. Los, schnell! Was brauchen Sie …«
    »Fünfhundert Dollar in Lire …«, sagte Kehat. »Wer sind Sie?«
    »Ist das jetzt wichtig? Sie lesen es morgen in der Zeitung. Wir haben das Clubhaus der jüdischen Kultusgemeinde überfallen, als Rache für Zaoura.«
    »Was ist in Zaoura passiert?« fragte Amina tonlos.
    »Die Israelis haben es überfallen. Als Vergeltung für einen idiotischen jüdischen Professor, den irgendeine Gruppe entführt hat.« Der Mann drückte den Lauf der Maschinenpistole in Kehats Rücken. »Los, diktieren Sie endlich! Was brauchen Sie? Woher kommen Sie eigentlich? Ihr Englisch ist nicht sauber.«
    »Ich bin Deutscher«, sagte Kehat tief atmend. »Karl Johnen. Schreiben Sie. Ich brauche eine Wundschere, ein Skalpell, ein paar Klemmen, eine lange Pinzette –«
    Das Feuerzeug erlosch. Drei andere Feuerzeuge flammten auf. Der Mann, den man Husni nannte, stand neben dem Verwundeten und schrieb alles auf einen Zipfel seines Hemdes, das er aus der Hose gezogen hatte.
    Es ist eine irre Welt, dachte Kehat und beugte sich wieder über den Verwundeten. Bei den Feinden Israels verdiene ich

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